Bei der digitalen Veranstaltung "Begrünung jetzt.", zu der das Stadtratsbündnis "Besser leben im Bischofshut" im Vorfeld des Bürgerentscheids am 24. Juli eingeladen hatte, ging es um den Klimawandel und seine Folgen für Würzburg. Wie kann man diese abmildern?
Laut Pressemitteilung der Grünen, erwartet der Würzburger Klimaforscher Prof. Heiko Paeth in baldiger Zukunft 30 Hitzetage mit über 30 Grad pro Jahr und 20 Tropennächte, die über 20 Grad warm sind . "Solche Tropennächte gab es in unserem Klima in der Vergangenheit nicht", sagte Paeth. Eine weitere messbare Folge der Klimakrise: Seit 2015 sei es durchgehend zu trocken und werde immer trockener. "In Unterfranken fehlt bereits ein ganzes Jahr Niederschlag," so Paeth.
Der Ringpark ist ein Segen für Würzburg
Für eine jüngst veröffentlichten Forschungsstudie "Klimaerlebnis 2018" der Technischen Universität München (TUM), an der Paeth mitgewirkt hat, sei drei Jahre lang der Einfluss von Stadtbäumen auf das Mikroklima in Würzburg untersucht worden, heißt es weiter in der Mitteilung. Messstationen standen am Parade-, am Marktplatz und am Ringpark. Die Studie habe laut Paeth gezeigt, dass Begrünung für spürbare Abkühlung sorge. Deshalb sei der innerstädtische Ringpark ein Segen für Würzburg. Doch die vorhandenen Stadtbäume könnten die zunehmende Erwärmung nicht für die gesamte Innenstadt abmildern.
Paeth: "Würzburg braucht deutlich mehr Begrünung! Es ist Aufgabe der Politik, das Leben in den Städten lebenswert zu erhalten." Dach-und Fassadenbegrünung könnten einen wirksamen Beitrag zum Raumklima in den Häusern leisten. Den höchsten Kühlungseffekt hätten aber Bäume. Laut Studie senkten sie die unmittelbare Umgebungstemperatur um 1 bis 2,5 Grad Celsius, an einer maximalen städtischen Wärmeinsel Ende Juli 2019 seien sogar Temperaturunterschiede von bis zu 8 Grad Celsius gemessen worden, so die Pressemitteilung.
Hitze sorgt für Übersterblichkeit
Professorin Elke Hertig, deren Forschungsschwerpunkt auf dem Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit liegt, sprach anschließend über den nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Hitze und Übersterblichkeit. Danach steige pro Grad Temperaturerhöhung die Übersterblichkeit durch Erkrankungen der Herz-Kreislauf-Systems um etwa 3,8 Prozent. Laut Hertig wisse kaum jemand, dass bei Hitze zusätzlich das bodennahe Ozon sehr häufig die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übersteigt. Dies könne Atemwege, Herz und Gehirn schädigen, so die Pressemitteilung weiter.
"Anstatt zu fragen, wo vielleicht noch ein Baum hinpasst, muss Stadtgrün Vorrang haben."
Stadtrat und Landtagsabgeordneter Patrick Friedl
Landtagsabgeordneter und Grünen-Stadtrat Patrick Friedl sagte: "In der oft überwärmten und schlecht belüfteten Würzburger Altstadt leben mehr als 18.000 Menschen, knapp 15 Prozent der Würzburger Bevölkerung. Der Anteil an versiegelter Fläche liegt hier bei fast 65 Prozent. Ähnlich verdichtet sind die Stadtteile Sanderau, Zellerau, Grombühl und Heidingsfeld mit einem Versiegelungsgrad von um die 50 Prozent." Mit dem "Masterplan Freiraum" habe der Stadtrat bereits mögliche Baumstandorte im Stadtgebiet festgelegt. Aber: „Trotz der vorliegenden Erkenntnisse ist in den letzten Jahren zu wenig passiert."

Das Bündnis "Besser leben in Bischofshut" wolle laut Mitteilung im Zuge seines Verkehrskonzepts rund 6000 Quadratmeter Fläche in der Altstadt entsiegeln und weitgehend begrünen. Friedl sei sich sicher, dass das wichtig für die Gesundheit sei und Lebens- und Aufenthaltsqualität steigere. "Wir müssen unsere Einstellung ändern. Anstatt zu fragen, wo vielleicht noch ein Baum hinpasst, muss Stadtgrün Vorrang haben. Wir brauchen mehr Begrünung und mehr Bäume - und wir brauchen sie nicht irgendwann, sondern jetzt."