Auch der Erwerb durch den Reichenberger Investor Informica Real Invest vor drei Jahren änderte daran nichts. Denn Unstimmigkeiten über die Höhe des Nachfolgebaus erforderten Umplanungen vom Bauherrn und verzögerten die Entscheidungen im Rathaus. An diesem Dienstag geht's nun endlich weiter. Die Stadträte im Umwelt-und Planungsausschuss wollen den Vorhaben- und Erschließungsplan für den Tricyan-Tower, wie das neue zehngeschossige Wohn- und Geschäftshaus heißen soll, auf den Weg bringen. Beschließen soll den der Stadtrat Mitte Juli.
„Es wird ja auch langsam Zeit“, sagt Friedrich Schwab, Vorstandsvorsitzender von Informica Real Invest. „Wir haben alle Vorgaben erledigt und müssen nun abwarten.“ Daran ist Schwab mittlerweile gewohnt, weshalb er auch keine Prognosen über Abriss und Baubeginn mehr abgeben möchte. Beim Architektenwettbewerb für den Neubau Ende 2007 war er noch optimistisch und hatte von einer Grundsteinlegung Anfang 2009 gesprochen.
Stattdessen entzündeten sich zu dieser Zeit die Diskussionen im Stadtrat um die maximale Höhe. Diese wurde um zwei Meter auf 33,90 begrenzt. Das sind rund 1,20 Meter höher als der jetzige Bau. Der Bauherr musste den Acht-Millionen-Bau mit 3200 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche umplanen. Den Bauantrag hat man laut Schwab bereits eingereicht.
Kritiker: Störend im Stadtbild
Dieser gründet auf den Erschließungsplan, gegen den es im Rahmen des Anhörungsverfahrens massive Einwände von Verschönerungsverein, Stadtheimatpfleger Hans Steidle, Bürgerinitiative Ringpark in Gefahr, Heiner-Reitberger-Stiftung und Nachbarn gibt. Der Stadtheimatpfleger moniert unter anderem, dass der geplante Neubau „deutlich voluminöser als das Ämterhochhaus“ ausfalle, was die historische Silhouette der Altstadt beeinträchtige. Ähnlich sieht das die Reitberger-Stiftung, die zudem der Stadt vorwirft, einen Erhalt des 80 Jahre alten, denkmalgeschützten Hochhauses nicht ausreichend geprüft zu haben. Die fehlende Rücksicht auf die bestehende Dachlandschaft bemängeln auch die Bürgerinitiative Ringpark in Gefahr wie der Verschönerungsverein (VVW), der schon länger gegen den Neubau mobil macht und sogar ein Bürgerbegehren angedroht hat.
Der VVW, der seine Einwände durch die Kanzlei Baumann-Anwälte vorgebracht hat, betont unter anderem, dass der Neubau „allein in privaten Interesse“ liege und zu dem einen unerwünschten „Präzedenzfall für vergleichbare Bauvorhaben“ schaffe. Als Kompromiss schlägt der VVW vor, den Turm nicht höher als die Nachbargebäude zu errichten. Dieser Vorschlag stößt weder bei Stadt noch Stadtheimatpfleger auf Gegenliebe. Steidle: Der Verzicht auf ein Hochhaus bedeute „eintöniger Straßencharakter“.
Die Einwände der Neubau-Gegner sollen nach Vorschlag der Bauverwaltung weitgehend unberücksichtigt bleiben: Es treffe zwar zu, dass sich das Stadtbild verändere. Das sei beim Ämterhochhausbau 1930 nicht anders gewesen. Und wie damals favorisiere man die „Formensprache der Bauzeit“, die man im Architektenwettbewerb ausgewählt habe. Der Ball liegt nun bei Stadträten.
Ämterhochhaus
Das so genannte Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9 entstand 1929/30 nach Entwürfen des Architekten Franz Kleinsteuber und galt aufgrund des Baustils der „neuen Sachlichkeit“ als architektonische Sensation. Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. 2005 wurde das erste Hochhaus der Stadt aufgrund statischer Mängel geräumt. Danach wollte die Stadt das Haus für einen Neubau an gleicher Stelle verkaufen. Der erste Investor sprang 2006 ab. 2007 erwarb es Informica Real für 1,25 Millionen.