Der dritte Corona-Winter steht bevor, vielerorts in Bayern sind die Inzidenzen bereits stark gestiegen. In den Krankenhäusern sorgt das für neue Anspannung: Immer mehr positiv getestete Patientinnen und Patienten müssen betreut werden, gleichzeitig kämpfen die Kliniken mit Personalausfällen und der wirtschaftlich schwierigen Lage. So warnt die Krankenhausgesellschaft flächendeckend vor "extrem schwierigen Wochen". Wie sieht es aktuell in Unterfranken aus? Gibt es Engpässe bei der Versorgung in der Region und was heißt das für Patienten?
Klar ist: Überraschend kommt die Herbstwelle nicht. Auch in den beiden ersten Corona-Jahren stiegen die Inzidenzen mit Beginn der kühleren Jahreszeit an. So meldet das Robert Koch-Institut (RKI) an diesem Donnerstag für Bayern eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1016,6. In Unterfranken liegen fünf Landkreise und kreisfreie Städte über dem Wert von 1000.
Mehrheit der Patienten liegt mit und nicht wegen Corona auf den Stationen
Zugleich wurden laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in den vergangenen sieben Tagen bayernweit 2324 Menschen mit oder wegen Corona in Krankenhäuser eingeliefert (Stand Donnerstag, 13. Oktober). Das ist ein Plus von fast 50 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Auch in Unterfranken steigt die Belastung der Kliniken im Sog der Herbstwelle sprunghaft an. Immer mehr Corona-positive Patienten kommen auf die Stationen, wie eine stichprobenartige Umfrage bei den Krankenhäusern ergab. Dabei ist zwar die Mehrheit nicht wegen Covid-19, sondern aufgrund einer anderen Erkrankung in Behandlung – dennoch ist der Aufwand durch die Isolationsregeln enorm. Und: Auch vor dem Personal macht Sars-CoV-2 nicht Halt.

Beispiel Uniklinikum Würzburg. Vor vier Wochen seien dort rund 25 Mitarbeitende isolationspflichtig gewesen – aktuell seien es etwa 70, sagt Sprecher Stefan Dreising. Zur Entlastung müssten deshalb teilweise planbare Operationen verschoben und Betten in einzelnen Bereichen der Uniklinik reduziert werden.
Insgesamt werden am Uniklinikum aktuell 41 Corona-positive Patienten versorgt, davon fünf auf der Intensivstation. Im Normalbereich sei die "überwiegende Mehrheit der Patienten mit Corona in Behandlung", ein geringerer Teil von etwa 15 Prozent wegen Covid-19, sagt Dreising. Dieses Verhältnis sei seit Monaten "recht stabil". Entscheidend aber: Der "hohe Aufwand zur Infektionsprävention und zur Isolierung" bleibe in beiden Fällen gleich. Das binde Personal, an dem es sowieso mangelt.
"Leider müssen wir auch Betten aufgrund von Personalmangel sperren."
Franziska Schön, Sprecherin des Klinikums Main-Spessart
Hinzu kommt: In die Notaufnahmen der Uniklinik Würzburg würden verstärkt Notfälle aus einem größeren Umkreis gebracht, "wenn dort es dort zu Engpässen kommt", so Dreising. Diese Entwicklung kenne man aus früheren Wellen, "aber auch dies ist eine zusätzliche Belastung für unsere Beschäftigten".
Denn entspannt scheint die Situation in keinem Krankenhaus der Region. Man merke bei den Corona-Fallzahlen in den vergangenen Wochen eine deutliche Steigerung, sagt etwa Daniela Kalb, Sprecherin des Klinikums Würzburg Mitte (KWM). So seien Mitte September 13 Patienten mit Corona in stationärer Behandlung gewesen. Aktuell zähle man 32 infizierte Patienten - mehr als doppelt so viele.

Dabei sei im Klinikum Würzburg Mitte etwa die Hälfte der Betroffenen mit und die Hälfte wegen Corona in Behandlung, sagt Kalb. Isoliert werden müssten aber alle Infizierten. Das brauche Bettenkapazitäten, "die folglich für andere, planbare Behandlungen wegfallen". Zudem würden die Schutz- und Hygienemaßnahmen für das Personal erheblichen Zusatzaufwand bedeuten.
Allerdings sind immer mehr Mitarbeitende selbst in Isolation. Der Krankenstand steige, sagt Kalb. Deshalb würde die Zahl der betreibbaren Betten am Klinikum "quasi täglich" angepasst – zeitweise könne es zu Sperrungen oder reduzierten OP-Kapazitäten kommen.
Isolationsvorschriften gelten für alle Corona-positiven Patienten
Dass die Herbstwelle Patienten und Personal gleichzeitig trifft, macht auch dem Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt zu schaffen. Die Anzahl an erkrankten Mitarbeitern steige, sagt Sprecherin Indre Marie Leikert. Bislang könnten aber "Covid-bedingte Einschränkungen weitgehend verhindert werden".
Insgesamt werden am Leopoldina derzeit 61 Corona-positive Patienten behandelt, davon vier auf der Intensivstation. Tendenz steigend, sagt Leikert.
Im Klinikum Main-Spessart werden vier der insgesamt 19 Corona-positiven Patienten wegen Covid-19 behandelt, sagt Sprecherin Franziska Schön. Allerdings betont man auch hier: Bei der Isolation spiele die Unterscheidung "keinerlei Rolle". Die Folge sei, dass Untersuchungen unter erschwerten Bedingungen stattfinden.

Die Zahl der Patienten mit positivem Test sei bereits in den vergangenen vier Wochen nach oben gegangen, sagt Schön. Die Zahl derer, die wegen Covid-19 behandelt werden, steige jetzt. Genauso wie der Krankenstand bei den Mitarbeitern, sagt die Sprecherin: "Leider müssen wir auch Betten aufgrund von Personalmangel sperren."
Herbstwelle rollt mit Wucht durch die Region
Im Landkreis Bad Kissingen liegt die Corona-Inzidenz seit Tagen über 1000. Die zahlreichen Infektionen "spüren wir", sagt Markus Höppner, Sprecher des Helios St. Elisabeth-Krankenhauses. Sowohl bei Patienten, als auch beim Personal.
Die Anzahl der mit Corona oder Grippe infizierten Mitarbeiter steige und stelle die Klinik vor organisatorische Herausforderungen. "Stand heute" könne man die Betreuung aller Patienten gewährleisten, sagt Höppner. Die Situation werde aber täglich neu bewertet. Aktuell werden im St. Elisabeth-Krankenhaus 15 Corona-Patienten stationär behandelt, sieben davon mit und acht wegen Covid-19.
Für die Krankenhäuser doppelt fatal
Fazit: Obwohl mittlerweile große Teile der Bevölkerung geimpft sind und Infektionen mit Omikron meist weniger schwer verlaufen, rollt die Herbstwelle mit Wucht. Für die Krankenhäuser sind die Folgen doppelt fatal: Sie haben mit immer weniger Personal immer mehr Patienten.