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Würzburg: "Ich bin nicht der Typ fürs Gericht": Das sind die Pläne der neuen Regierungspräsidentin von Unterfranken

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"Ich bin nicht der Typ fürs Gericht": Das sind die Pläne der neuen Regierungspräsidentin von Unterfranken

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    Münchnerin, die aus Berlin nach Würzburg kommt: Susanne Weizendörfer ist die erste Frau im Amt der Regierungspräsidentin von Unterfranken.
    Münchnerin, die aus Berlin nach Würzburg kommt: Susanne Weizendörfer ist die erste Frau im Amt der Regierungspräsidentin von Unterfranken. Foto: Ulises Ruiz Diaz

    Den ersten Schoppen auf der Alten Mainbrücke in Würzburg hat Susanne Weizendörfer schon getrunken. Wanderungen und Fahrradtouren in Rhön und Spessart sind fest geplant: Der Einstieg in die neue Umgebung ist der Regierungspräsidentin von Unterfranken also schon gelungen. Seit dem 1. November ist Susanne Weizendörfer als Nachfolgerin von Eugen Ehmann Chefin der "Mittelbehörde" am Würzburger Peterplatz.

    Die 54-Jährige, die aus München stammt, hat in der bayerischen Staatsverwaltung Karriere gemacht. Nach dem Studium und der Promotion in Jura war Susanne Weizendörfer zunächst unter anderem als Verwaltungsrichterin und Abteilungsleiterin am Landratsamt Starnberg tätig. 2005 wechselte sie in die Bayerische Staatskanzlei.

    In Berlin hat Susanne Weizendörfer den Freistaat Bayern vertreten

    Dort war die Juristin unter anderem Leiterin des Referats Bürgeranliegen und Gleichstellungsbeauftragte. Zwischenzeitlich wieder Richterin am Verwaltungsgerichtshof, wurde sie 2018 von der Staatsregierung in die Vertretung des Freistaats in Berlin abgeordnet. Zunächst als Leiterin des Referats "Angelegenheiten des bayerischen Staatsministeriums des Inneren und für Integration", bald darauf als stellvertretende Leiterin der Einrichtung. 

    Die über sechs Jahre in Berlin seien eine "schöne Zeit" gewesen, bilanziert die neue Regierungspräsidentin. Doch es habe sie in den Süden zurückgezogen. Diese "barocke bayerische Kultur", die habe sie in der Hauptstadt und dem umliegenden Brandenburg dann doch vermisst, sagt Weizendörfer - und lacht. Gemeinsam mit Ehemann Jörg habe sie entschieden, zurück nach Bayern zu gehen.

    Obwohl die Familie ein Haus in München habe, sei Unterfranken eine "wunderbare Option", sagt die 54-Jährige. "Ich freue mich, hier heimisch zu werden." Wenn im Frühjahr auch das jüngste ihrer drei Kinder Abitur gemacht hat, ziehe ihr Mann mit nach Würzburg. "Wir beginnen schon mit der Häusersuche." 

    Der Job in Berlin habe ihr viel Freude bereitet, sagt die Juristin. 35.000 Besucher zählt die bayerische Vertretung im Berliner Regierungsviertel jedes Jahr. "Ich bin nicht der Typ fürs Gericht, ich will Menschen um mich haben und das Büro so oft wie möglich verlassen", sagt sie, allen Klischees von der Spitzenbeamtin, die die Welt nur vom Schreibtisch aus kennt, zum Trotz. "Moderne bayerische Staatsverwaltung sieht anders aus."

    Auch ein Ziel der neuen Chefin: Frauen für Beruf und Familie Mut zu machen

    Rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Regierung von Unterfranken. Es sei ihr Anspruch, als Chefin gerade Frauen Mut zu machen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Sie selbst sei ein Beispiel dafür, dass man auch dann Karriere machen kann, "wenn man als Mutter ein paar Jahre in Teilzeit gearbeitet hat".

    Genauer hinzuschauen, welche Bedürfnisse es in der Belegschaft gibt, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren, habe sie sich fest vorgenommen. Es gehe darum, Potenziale nicht zu verschenken und gutem Personal - quer durch alle Berufsgruppen - Perspektiven aufzuzeigen. Nur so bleibe man als Arbeitgeber attraktiv.

    Eine ihrer ersten öffentlichen Auftritte im neuen Amt: Regierungspräsidentin Susanne Weizendörfer in Bad Windsheim bei der Verleihung der Frankenwürfel 2024. Einer ging an die Unterfränkin Silvia Kirchhof (re).
    Eine ihrer ersten öffentlichen Auftritte im neuen Amt: Regierungspräsidentin Susanne Weizendörfer in Bad Windsheim bei der Verleihung der Frankenwürfel 2024. Einer ging an die Unterfränkin Silvia Kirchhof (re). Foto: Thomas Müller

    Thematisch nennt die Regierungspräsidentin als wichtige Aufgaben der nächsten Jahre unter anderem die Sicherung der Trinkwasserversorgung, die Anpassung an die Folgen der Klimakrise und den Fortgang der Energiewende. Bei der Windkraft nehme Unterfranken heute schon eine Spitzenposition in Bayern ein. Doch man werde sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen und suche weiter nach geeigneten Standorten. Parallel dazu müssten die Stromtrassen ausgebaut werden.

    Beim Thema Asyl und Migration hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seinen Regierungspräsidenten und Regierungspräsidentinnen jüngst den Auftrag erteilt, mehr zu sparen - etwa durch eine engere Belegung der großen Gemeinschaftsunterkünfte. "Angesichts des hohen Kostendrucks wird sich dies mittelfristig kaum vermeiden lassen", sagt Susanne Weizendörfer, "auch wenn in Unterfranken im bayernweiten Vergleich bisher bereits äußerst wirtschaftlich gehandelt wurde". Gleichzeitig müsse man aber auch gewappnet sein, falls die Flüchtlingszahlen etwa aufgrund der Entwicklung im Ukraine-Krieg wieder steigen.

    Gibt es bei der Regierung von Unterfranken noch Faxgeräte?

    Schließlich nennt die neue Regierungspräsidentin noch die Digitalisierung als ein Vorhaben, das sie sich auf die Fahne geschrieben hat. Die digitale Verwaltung sei kein Selbstzweck, sagt die Juristin. Es solle für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Unternehmen einfacher werden, mit den Behörden in Kontakt zu treten.

    Gibt es denn bei der Regierung am Würzburger Peterplatz noch Faxgeräte? Die Chefin lacht: "Ich habe noch keine gesehen."

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