Sie möchte Menschen mit der zu ihnen passenden Immobilie zusammenbringen: Mara Bormann aus Würzburg ist Home Stagerin, ein Beruf, der hierzulande noch wenig bekannt ist. Wörtlich übersetzt bedeutet Home Staging "Heiminszenierung". Aufgabe eines Home Stagers ist es, eine Immobilie für den Verkauf optimal zu präsentieren. Dazu werden Möbel, Licht und Dekoration eingesetzt und teilweise Böden, Fliesen oder andere Bauteile ausgetauscht.
Mara Bormanns Weg ins Home Staging führte über ihre Elternzeit. Die gelernte Tischlerin, die Industriedesign studiert und jahrelang führend im Design- und Produktmanagement gearbeitet hatte, wollte sich 2022 beim Wiedereinstieg in den Job neu orientieren. Dabei stieß sie auf das Berufsbild des Home Stagers, in dem sie viele ihrer bisherigen Erfahrungen, Kenntnisse und Leidenschaften zusammenbringen kann, und absolvierte 2019 eine Ausbildung bei der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Redesign (DGHR). "Grundsätzlich ist der Beruf nicht geschützt", sagt Bormann, "man braucht kein Zertifikat, um loszulegen." Die Ausbildung sei aber sinnvoll, da die DGHR eine anerkannte Institution sei, deren Absolventen einem Ehrenkodex folgten.

Home Staging als Marketingwerkzeug
Zu diesem gehört zum Beispiel, dass durch Home Staging keine Baumängel verdeckt werden dürfen – ebenso wenig wie Schimmel- oder Schwammbefall. Mara Bormann sieht ihre Arbeit als Marketingwerkzeug: "Es geht darum, Aufmerksamkeit und Emotionen zu erzeugen, damit Deine Annonce wahrgenommen wird." Eine wohnlich eingerichtete Immobilie vermittle ein Lebensgefühl; ihr Kauf sei meist eine "Herzentscheidung", bei der der erste Eindruck zählt.
Statistiken zeigen, dass sich gestagte Immobilien schneller und gewinnbringender verkaufen als leere Räumlichkeiten. In Würzburg werde allerdings eher noch wenig gestagt, so Bormanns Erfahrung.
"Home Staging hat den Wert der Immobilien immer angehoben."
Makler Philipp Weigand über seine Erfahrungen mit Home Staging
Philipp Weigand von Belfort Immo in Würzburg hat in den vergangenen drei Jahren rund ein Dutzend Objekte stagen lassen. "Ich habe gute Erfahrungen gemacht", erklärt der Makler, "das Staging hat den Wert der Immobilien immer angehoben." Seiner Meinung nach lohnt sich Home Staging für alle Arten von Immobilien – ob Neubau, 50 Jahre altes Haus oder 2-Zimmer-Wohnung. "Man hebt sich dadurch von der Masse der Anzeigen ab", sagt er, "der erste Eindruck sollte beim Käufer einen 'Wow-Effekt' hinterlassen."
Vor allem unauffällige Immobilien profitieren vom Home Staging
Da Home Staging in Deutschland vielerorts noch wenig verbreitet ist, betreibt Weigand bei Eigentümern oft Aufklärungsarbeit: "Der klassische Privatkunde hat meist noch nie etwas davon gehört." Manch alteingesessene Maklerbüros brächten Home Staging außerdem eine gewisse Skepsis entgegen. Es gehe dabei aber nicht darum, etwas zu beschönigen oder Mängel einer Immobilie zu verschleiern, betont der Makler.

Auch Mara Bormann, deren Großteil an Kunden Makler sind, kennt den Vorwurf der "Kundentäuschung". "Zum ersten Date geht doch auch niemand ungeduscht oder ungeschminkt", kontert sie. Natürlich gebe es Objekte, die kein Staging bräuchten, "das Einfamilienhaus im Frauenland wird auch so verkauft", sagt sie und lacht. Oft seien es eher unauffällige Immobilien, bei denen Home Staging sinnvoll sei, wie zum Beispiel eine 1-Zimmer-Wohnung, die durch ein gutes Einrichtungskonzept beim Käufer Interesse wecken kann. Die Erfahrung zeige, dass viele das Potenzial einer Immobile nicht sehen – "ich habe einen anderen Blick darauf und zeige, wo es hingehen kann", so Bormann.

Ihre Expertise kommt auch dann ins Spiel, wenn zum Beispiel ein schwieriger Grundriss vorliegt. "Ich überlege, wie man daraus einen Mehrwert für die jeweilige Zielgruppe herausholen kann", erklärt Bormann. Ist ein Haus etwa für eine Familie interessant, könnte der 25 Quadratmeter große Keller zum Bewegungsraum für Groß und Klein umgewandelt werden. "Es geht darum, vermeintliche Schwachpunkte einer Immobilie so auszuarbeiten, dass der Kunde das Potenzial darin erkennt."
"Wer denkt, 'ich dekoriere gern', also werde ich Home Stagerin, ist vermutlich falsch in dem Job".
Home Stagerin Mara Bormann über Vorurteile
Um eine "vorher-nachher"-Wirkung zu erzielen, braucht es keine Unmengen an Möbeln und Dekoration. Stagt Mara Bormann eine Küche, kommt eine ihrer täuschend echt aussehenden Pappküchen zum Einsatz. Gardinen aufhängen, Teppiche auslegen – schon sehen Räume wohnlicher aus. Da ihr Beruf noch wenig bekannt sei, gebe es auch immer wieder Vorurteile. "Wer denkt, 'ich dekoriere gern', also werde ich Home Stagerin, ist vermutlich falsch in dem Job", sagt Bormann. Es gehe darum zu verstehen, wie Räume, Einrichtung, Lebensgewohnheiten und Wohntrends zusammenspielen und funktionieren – nicht darum, "oberflächlich irgendwo Möbel reinzustellen".

Keine Angst vor körperlicher Arbeit
Der Job als Home Stagerin sei auf unterschiedliche Weise fordernd: "Man sollte keine Angst vor körperlicher Arbeit haben", so Bormann. "Teilweise ist man 14 Stunden am Tag unterwegs – und läuft mit Möbeln und Deko 40-mal treppauf, treppab." Man müsse zudem sehr gut organisiert sein und die Kalkulation im Blick haben. "Wirtschaftlich zu arbeiten ist wichtig – man will den Makler oder Vorbesitzer nicht in Unkosten stürzen und muss gleichzeitig seine eigene Arbeitsleistung im Blick haben."
Ihrer Meinung nach bedeutet Home Staging Aufwand, durch den aber alle gewinnen: "Der Makler verkauft die Immobilie schneller und zu einem höheren Preis, was auch dem Verkäufer zugutekommt; der Käufer erhält beim Kauf der Immobilie gleich ein stimmiges Einrichtungskonzept dazu – eine "Win-win-win-Situation", sagt Bormann. Letztlich entscheide der Verkäufer – "die Einstiegshürde ist oft, dass Leute unsicher sind, ob sie ihr in Home Staging investiertes Geld wiederbekommen." Ein bis drei Prozent des Verkaufspreises müssten Immobilienbesitzer für Home Staging aufbringen – dem gegenüber stehen laut Bormann bis zu 15 Prozent mehr Gesamterlös.
Warum die Würzburgerin ihren Beruf liebt, hat viele Gründe: "Ich kann gestalterisch und handwerklich arbeiten, habe die betriebswirtschaftliche Seite, aber auch mit Menschen zu tun, bin unterwegs und sehe relativ schnell Ergebnisse." Der befriedigendste Teil ist für sie die Übergabe des Objekts. "Das Tolle an meinem Beruf ist, dass ich zeige, was eine Immobilie kann."
Ursprünge des Home StagingHome Staging kommt aus den USA, Barb Schwarz gilt als seine "Erfinderin". Hierzulande wurde es durch die Engländerin Iris Houghton bekannt. Sie startete 2007 als eine der ersten Home Staging-Profis in Deutschland und ist Gründungsmitglied des deutschen Berufsverbands für Home Staging und Redesign (DGHR) mit über 200 Mitgliedern.Quelle: cat