"Es fühlt sich immer ein bisschen so an, als wäre man in einem Baumhaus", sagt die erste Bürgermeisterin von Estenfeld, Rosalinde Schraud. Nach langen Jahren der Planung ist es ihr jetzt möglich, von Kindergartenleitung Heidi Schäfer durch das Gebäude geführt zu werden. Dieses ist ein kompletter Neubau und öffnete erst im Dezember vergangenen Jahres seine Türen für die Kinder. Schon an der Tür macht sich eine Tücke des Neubaus bemerkbar: Der automatische Türöffner funktioniert noch nicht, als Türstopper ist eine Art Polster provisorisch an die Wand montiert. Schraud nennt das die "Kinderkrankheiten", man hätte gewusst, dass noch nicht alles fertig sein würde, wenn sie einziehen, sagt die Bürgermeisterin. Der frühe Einzug kam aus der Not heraus.

Die Kinder, die heute im Gebäude in der Wilhelm-Hoegner-Straße spielen und lernen, kommen teils auch aus vorher bestehenden Einrichtungen. Diese waren überfüllt, mussten auf Turnhallen und Container ausweichen. "Dadurch war hier von Tag eins an viel Betrieb", sagt Schäfer und führt in das Untergeschoss des Hauses. Hier ist der Krippenbereich eingerichtet, momentan sind drei von vier Gruppen gefüllt, in jeder Gruppe sind zwölf Kinder. Die Gruppen tragen Namen aus dem Tierreich: Es gibt das Igelnest, den Fuchsbau und den Biberbau. Die unterschiedlichen Tiere wohnen an Orten, die ihnen Sicherheit und Geborgenheit gäben. "Ein solcher Wohlfühlort soll auch das Kinderhaus für die Kinder sein", erzählt Schäfer.

Die Architektur ist natürlich gehalten: viel Holz, schlichte Einrichtung. Einerseits, um sich bewusst gegen das "bunte Klischee" der Kindergärten zu wehren, andererseits aber auch, damit sich die Kinder durch eine ästhetisch schöne Einrichtung wohlfühlen könnten. Im Krippenbereich führt Schäfer durch einen Raum, in dem Kinder spielen. Auf den Boden sind Parkplätze für Bobbycars abgeklebt. Ihre Kolleginnen begleiten und das Team gerade bei Herausforderungen unterstützen, darin sieht Schäfer ihre eigentliche Hauptaufgabe.

Durch die noch immer andauernden Handwerksarbeiten habe sie dafür aber nicht immer die Zeit, die sie sich gerne nehmen würde. Viele Handwerker würden gerade bei Kleinigkeiten erst sehr spät kommen oder bräuchten immer wieder jemand, der nachfühlt. "Mich kostet das Hinterherrennen viel Kraft", meint die Leitung des Kinderhauses.

Verlässt man den Krippenbereich und geht ins obere Stockwerk, befindet man sich im Vogelnest. Das ist der Kindergartenbereich, der fast fünfzig Kinder beherbergt. Die Etagen treffen sich frühs und nachmittags, hin und wieder würden auch mal ein paar Krippenkinder oben zu Gast sein und andersherum, berichtet Schäfer.

Die Räume sind vielfältig – von einem Raum mit Turnmatten und Klettergerüst über einen Kreativraum bis zu einer ruhigen Lesecke ist alles mit dabei. Schäfer zeigt auf einen Holztisch mit kurzen Beinen: "Der kommt vom Dachboden in St. Michael", einem anderen Kindergarten. "Da haben wir die Beine abgesägt und verwenden ihn jetzt hier". Inmitten des Neubaus findet sich also auch Altes und Bewährtes wieder. So sieht Schäfer auch die Pädagogik des Hauses: Es sei eine Mixtur aus den besten Ideen vieler verschiedener Pädagogiken.

Bürgermeisterin Schraud zieht ein Resümee: "Das ist ein tolles Haus, ein tolles Konzept, das hier gelebt wird". Man habe einfach das Gefühl, den Kindern gehe es gut, das mache ihr Freude zu sehen. Auch Schäfer ist grundsätzlich zufrieden. Manche Dinge – wie die ganze Außenanlage und manches andere im Haus – müssten noch gemacht werden, aber dafür sei das Kinderhaus ja auch noch "in den Kinderschuhen". Heidi Schäfer lässt sich durch solche Dinge aber nicht die Begeisterung nehmen. "Wenn ich wieder ein Kind wäre, würde ich am liebsten im Kreativraum spielen", sagt sie und lacht.
