Im Gewerbegebiet "Klingholz" an der B19 zwischen Albertshausen und Giebelstadt haben Ende August die Bauarbeiten für eine neue Flüchtlingsunterkunft begonnen. Wie die Regierung von Unterfranken mitteilt, werden hier 26 Wohnmodule für bis zu 100 Personen aufgebaut. Im ersten Quartal 2025 soll die neue Einrichtung fertig sein.
Aufgebaut werden die Modulanlagen für jeweils vier Personen, mit Nasszelle und Küchenzeile von der LYK Betriebsgesellschaft mbH aus Ochsenfurt. Die Regierung wird die Unterkünfte anmieten und mit eigenem Personal betreiben. "Die GmbH hat als Investorin und Bauherrin der Regierung von Unterfranken die Anmietung des noch zu errichtenden Objektes angeboten", erklärt Regierungssprecherin Susanne Linsmeier. Eine öffentliche Ausschreibung erfolge in diesen Fällen nicht. Wie viel Miete die Regierung für die 26 Wohncontainer zahlt, wird nicht beantwortet.
LYK Betriebsgesellschaft aus Ochsenfurt
Davit Yüksel und Thorsten Leimeister sind die Geschäftsführer der LYK Betriebsgesellschaft. 2016 haben sie in Ochsenfurt das Gelände der Firma Kindermann gekauft und dort eine Gemeinschaftsunterkunft hergerichtet. "Das hat sich durch Zufall so ergeben", sagt Leimeister, da 2015 der Bedarf an Unterkünften sehr hoch gewesen sei.
Nicht glücklich über die neue Unterkunft ist die Gemeinde Reichenberg, zur der das Gewerbegebiet Klingholz gehört. "Wir wollen uns nicht vor der Aufgabe drücken, Geflüchtete aufzunehmen, aber an diesem Standort leben diese völlig isoliert und können nicht gut integriert werden", sagt Bürgermeister Stefan Hemmerich (SPD). In Reichenberg würden derzeit 80 Menschen aus der Ukraine leben.
Bau von Unterkünften für Geflüchtete ist in Gewerbegebieten erlaubt
Deshalb hatte der Markt Reichenberg den Bauplänen nicht zugestimmt. Auch Nachbarn beziehungsweise Grundstückseigentümer im Gewerbegebiet Klingholz sind mit diesen nicht einverstanden. Genehmigt hat sie das Landratsamt Würzburg trotzdem.
Laut Pressesprecher Paul Justice besteht Baurecht: "Aufgrund der hohen Belastung zur Unterbringung von Geflüchteten und Asylsuchenden in ganz Deutschland hat der Bundesgesetzgeber die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen, Unterkünfte für diesen Personenkreis ausnahmsweise und befristet auch in Gebieten zuzulassen, die üblicherweise nicht oder nur eingeschränkt für Wohnzwecke geeignet sind. Hierzu zählen vor allem Gewerbegebiete, aber auch der bauplanungsrechtliche Außenbereich."
Die Regierung von Unterfranken betont, dass sie wenig Auswahl bei der Unterbringung habe. "Die Asylzugangszahlen sind weiterhin hoch", sagt Sprecherin Linsmeier. 2024 habe die Anker-Einrichtung Geldersheim bis Mitte August rund 5500 Personen neu aufgenommen und war am 26. August mit 1143 Personen belegt.
Vorhandene Unterkünfte sind "nahezu vollständig" ausgelastet
Damit die Asylbewerber nach Registrierung und Antragstellung weiterverteilt werden könnten, bräuchte es weitere Unterkünfte, denn die vorhandenen sind laut Regierung "nahezu vollständig" ausgelastet. "Sowohl die Kreisverwaltungsbehörden als auch die Regierung sind auf der Suche nach neuen Objekten", erklärt die Pressesprecherin der Regierung. Da Bestandsobjekte zur Anmietung nicht in ausreichender Anzahl angeboten werden, würde man jetzt auch Wohncontainermodule aufstellen.
Laut Regierung sind Modul-Wohncontainer im Gewerbegebiet Klingholz die ersten in Unterfranken. Weitere sollen in Haßfurt (100 Plätze), Karlstadt (160 Plätze) und Ochsenfurt (50 Plätze) aufgestellt werden. Die Aufstellung der Container am Ochsenfurter Kindermanngelände übernimmt ebenfalls die LYK Betriebsgesellschaft.

Die sechs mal sieben Meter großen Wohncontainer wurden laut Leimester speziell für seine Firma gefertigt. "Der Vorteil ist, dass sie schnell aufgebaut und auch schnell wieder abgebaut werden können, wenn man sie nicht mehr braucht."