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Würzburg: Immer weniger Studierende wollen ins Lehramt an Grundschulen: Wegfall von Numerus Clausus an der Universität Würzburg

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Immer weniger Studierende wollen ins Lehramt an Grundschulen: Wegfall von Numerus Clausus an der Universität Würzburg

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    Wer möchte Lehrerin oder Lehrer an Grundschulen werden? Nach einem Ansturm auf Studienplätze hat der Andrang von Studierenden für das Grundschullehramt an der Uni Würzburg merklich nachgelassen.
    Wer möchte Lehrerin oder Lehrer an Grundschulen werden? Nach einem Ansturm auf Studienplätze hat der Andrang von Studierenden für das Grundschullehramt an der Uni Würzburg merklich nachgelassen. Foto: Fabian Gebert

    Sie werden händeringend gesucht: Lehrkräfte für Bayerns Grundschulen. Dass der Freistaat sie jetzt in anderen Bundesländern abwerben will, sorgt dort für einige Verärgerung. Denn was ist mit eigenem Nachwuchs aus den bayerischen Hochschulen?

    Noch vor zwei Jahren kämpften die Universitäten Würzburg und Bamberg um die Wiedereinführung des Numerus Clausus (NC) für das Grundschullehramt – so groß war der Druck durch die Zahl von Erstsemestern. Jetzt ist davon nicht mehr viel zu spüren, es kommen deutlich weniger Interessenten nach. Die Zulassungsbeschränkung ist an beiden Unis de facto aufgehoben.

    Wintersemester 2020/21: Ansturm auf die Studienplätze in Würzburg nach NC-Abschaffung

    Rückblende: In einer politischen Hauruck-Aktion hatte das Wissenschaftsministerium zum Wintersemester 2020/21 bayernweit den NC für das Grundschullehramt kassiert. Die Folgen waren vor allem für die Julius-Maximilians-Universität (JMU) gravierend: mehr als 700 Erstsemester für planmäßige 324 Studienplätze. Eine regelrechte Flut.

    Wegen der Nähe zu Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg – Bundesländern mit NC – war der Ansturm in Würzburg besonders stark. Aber auch Bamberg erlebte einen Run auf die plötzlich frei zugänglichen Studienplätze. Der Aufschrei an beiden Hochschulen war groß, die schiere Menge an Erstsemestern nur mit großer Mühe zu bewältigen. Es fehlte an Personal und Räumen. Mehr Geld und Stellen aus dem Ministerium gab es kaum.

    Die Lehrenden und die Hochschulleitung in Würzburg waren stinksauer. "Das muss eine einmalige Sünde bleiben", sagte Prof. Thomas Trefzger damals, Direktor der Professional School of Education (PSE), zentrale Anlaufstelle der Uni für das Lehramtsstudium.

    Zwischenzeitlich Numerus Clausus wiedereingeführt

    Im Folgejahr 2021/22 durften die Unis Würzburg und Bamberg ihre NCs für das Grundschullehramt wieder einführen und konnten die Zulassungen den verfügbaren Studienplätzen anpassen. Die  Nachfrage ließ allerdings schon 2021 wieder etwas nach – und erst recht für das gerade zu Ende gegangene Wintersemester 2022/23.

    Mittlerweile ist nicht mehr der Numerus Clausus das Problem: Vielmehr scheinen sich immer weniger Abiturienten für das Lehramt an Grundschulen zu interessieren. An der Uni Bamberg ist die Zahl der eingeschriebenen Erstsemester in den vergangenen drei Wintern von 459 auf zuletzt 193 gesunken. Zwar gab es noch einen NC, er spielte allerdings keine Rolle mehr. Alle Bewerberinnen und Bewerber habe man zulassen können, heißt es von der Uni-Pressestelle. Für 2023/24 werde es auch formal keine Zulassungsbeschränkung mehr geben.

    Ähnlich die Entwicklung in Würzburg, Bayerns zweitgrößter Hochschule für die Lehrerausbildung nach der LMU München. Die Zahl der Bewerbungen ist auch hier rückläufig. 324 Erstsemester-Plätze stehen für angehende Grundschullehrkräfte zur Verfügung. Dafür zugelassen werden deutlich mehr Studierende, denn nicht alle schreiben sich dann tatsächlich ein. 

    Hatte die Uni nach NC-Wiedereinführung zum Winter 2021/22 mit 484 Zulassungen noch gebremst, wurden laut Uni-Sprecher Gunnar Bartsch im abgelaufenen Semester alle 578 Bewerberinnen und Bewerber angenommen. Wie in Bamberg lief der NC also ins Leere. Und mehr noch: "Einige wenige" Studienplätze habe man nicht mehr besetzen können. 

    In der Sonderpädagogik entfällt der NC zum nächsten Wintersemester ebenfalls

    Konsequenz: Auch die Uni Würzburg verzichtet zum Wintersemester 2023/24 auf einen Numerus Clausus für das Grundschullehramt, ebenso in der Sonderpädagogik. Man rechne ohne NC mit 330 bis 450 Studienanfängerinnen und -anfängern für die Grundschule, sagt Bartsch. Dies werde derzeit von der Professional School of Education und den jeweiligen Fakultäten vorbereitet.

    Generell abgeschafft ist der NC deshalb für die nächsten Jahre freilich nicht. Sollten sich im nächsten Wintersemester ohne NC wieder deutlich mehr Studierende für die 324 ausgewiesenen Plätze einschreiben, will die Uni Würzburg für das Folgejahr erneut einen NC beim Ministerium beantragen.

    Froh über das Aus für den NC: Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) im Januar 2023 bei einem Richtfest-Termin an der Universität Würzburg.
    Froh über das Aus für den NC: Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) im Januar 2023 bei einem Richtfest-Termin an der Universität Würzburg. Foto: Thomas Obermeier

    Dort ist man im Moment erstmal froh, dass es für 2023/24 keine Zulassungsbeschränkung mehr gibt. Schließlich ist man für jede zusätzliche Lehrkraft in der Grundschule dankbar. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) verhehlt im Gespräch mit der Redaktion nicht, dass ihm der NC ein Dorn im Auge war. Umso mehr "freuen wir uns, dass er jetzt gar nicht mehr beansprucht wird", sagt der Minister.

    Dass dies auch so bleibt – dafür fordert die Opposition im Landtag mehr Studienplätze und Personal für die Universitäten. Man könne nicht über Lehrermangel klagen und gleichzeitig Studienplätze verknappen, kritisieren der Grünen-Abgeordnete Patrick Friedl aus Würzburg und SPD-Kollege Volkmar Halbleib aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg). Eine Petition der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für eine bessere personelle Ausstattung hatte die Landtagsmehrheit von CSU und Freien Wählern abgelehnt.

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