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Estenfeld: Infektwelle im Winter: Warum bekommt man eine Erkältung und macht Kälte wirklich krank?

Estenfeld

Infektwelle im Winter: Warum bekommt man eine Erkältung und macht Kälte wirklich krank?

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    Die Ausrede, es sei zu kalt, um rauszugehen, lässt Dr. Margarethe Fuchsberger nicht durchgehen. Die Hausärztin aus Estenfeld (Lkr. Würzburg) joggt auch bei minus 15 Grad.
    Die Ausrede, es sei zu kalt, um rauszugehen, lässt Dr. Margarethe Fuchsberger nicht durchgehen. Die Hausärztin aus Estenfeld (Lkr. Würzburg) joggt auch bei minus 15 Grad. Foto: Johannes Kiefer

    Husten, Schnupfen, Halsschmerzen: Die winterliche Infekt-Welle rollt, auch in Unterfranken stecken sich derzeit zahlreiche Menschen an. Nur, wie erkältet man sich eigentlich? Macht es krank, wenn man stundenlang auf dem Weihnachtsmarkt friert oder beim Winterspaziergang nasse Füße bekommt? Und wie verhält man sich richtig, wenn man sich einen Infekt eingefangen hat?

    "Wichtig ist auf jeden Fall Bewegung an der frischen Luft, das ist für mich mein Allheilmittel", sagt die Estenfelder Hausärztin Dr. Margarethe Fuchsberger. Ein Gespräch über die sinnlose Angst vor Erkältungsviren, Mythen über nasse Haare und Joggen bei minus 15 Grad.

    Frage: Frau Dr. Fuchsberger, Sie sind seit 1982 Hausärztin und haben seitdem nie wegen einer Erkältung in Ihrer Praxis gefehlt. Wie schafft man das?

    Dr. Margarethe Fuchsberger: Ich denke, es gibt nicht das eine Geheimrezept. Wie so oft in der Medizin sind viele kleine Faktoren entscheidend. Wichtig ist auf jeden Fall Bewegung an der frischen Luft, das ist für mich mein Allheilmittel. Und eine ordentliche, gesunde Ernährung.

    Das klingt unglaublich einfach.

    Fuchsberger: Das soll nicht heißen, dass man damit völlig immun gegen alles ist. Auch bei mir gab es Zeiten, in denen ich ein bisschen geniest oder gehustet habe. Aber das ist keine Katastrophe. Falsch wäre es, zu Hause wie in einem Glaskasten zu sitzen, um jeden Kontakt mit Krankheitserregern zu vermeiden. Das Immunsystem muss üben. Im letzten Winter nach der Corona-Zeit haben wir deutlich gesehen, was passiert, wenn wir uns abschotten. Als Kontakte wieder möglich waren, hat es fast jeden erwischt.

    Auch jetzt im Moment erwischt es viele Menschen in der Region, die Infekt-Welle rollt. Wie erkältet man sich eigentlich?

    Fuchsberger: Atemwegsinfektionen werden durch unterschiedliche Krankheitserreger ausgelöst. Meist sind Viren die Ursache oder Bakterien. Sogenannte Erkältungsviren wie Rhinoviren, Influenzaviren, RS-Viren oder auch Coronaviren sind gerade im Winter überall im Umlauf. Sie erwischen einen, wenn man in irgendeiner Weise geschwächt oder angeschlagen ist.

    Oft heißt es, man erkältet sich, wenn man im Winter auf dem Weihnachtsmarkt stundenlang friert oder nasse Füße bekommt. Stimmt das?

    Fuchsberger: Das Hauptproblem ist nicht die Kälte. Natürlich ist das Risiko höher, wenn man stundenlang friert, kalte Füße hat und mit den Zähnen klappert – einfach, weil man sich unwohl fühlt. Entscheidender aber ist, dass man sich im Winter mehr drinnen aufhält, dass man enger zusammensitzt und näher in Kontakt mit anderen Menschen und damit mit Viren kommt. Das macht Ansteckungen leichter.

    Sind Ratschläge wie "nicht mit nassen Haaren in die Kälte gehen" oder "nicht beim Sport kalt werden" somit Quatsch?

    Fuchsberger: Es ist schon ein bisschen etwas dran. Aber das heißt nicht, dass man im Winter nicht rausgehen sollte. Ich bin Joggerin und gehe jeden Morgen laufen, auch bei minus 15 Grad. Dabei sollte man schlicht darauf achten, dass man gut durch die Nase Luft bekommt, sodass die Atemluft gewärmt und angefeuchtet wird. Und nasse Haare sorgen zwar dafür, dass die Kopfhaut abkühlt, sie lösen aber keine Erkältung aus.

    Wer erkältet ist, sollte sich etwas zurücknehmen, rät Dr. Margarethe Fuchsberger. Eine Woche nur im Bett liegen bleiben müsse man mit Schnupfen jedoch nicht.
    Wer erkältet ist, sollte sich etwas zurücknehmen, rät Dr. Margarethe Fuchsberger. Eine Woche nur im Bett liegen bleiben müsse man mit Schnupfen jedoch nicht. Foto: Bernd Weißbrod, dpa

    Also macht Kälte allein nicht krank?

    Fuchsberger: Nein. Kälte allein macht definitiv nicht krank. Es braucht immer den Kontakt mit Viren oder Bakterien, eine Situation, in der man angehustet oder angeniest wird.

    Kann Kälte umgekehrt sogar gut für den Körper sein? Eisbaden zum Beispiel gilt als gesund.

    Fuchsberger: Kälte löst unterschiedliche Reaktionen im Körper aus. Grundsätzlich haben wir eine Körpertemperatur von etwa 37 Grad. Und wenn es um uns herum sehr kalt wird, will der Körper diese Temperatur halten. In der Haut ziehen sich dann die Blutgefäße zusammen, damit die Wärme nicht verloren geht, und das Blut wird von außen zur Körpermitte geleitet. Frieren oder zittern ist eine Gegenreaktion: Dabei spannen wir Muskeln an und dadurch entsteht Wärme. Auch beim Eisbaden werden solche Reaktionen im Körper ausgelöst, die Herzfrequenz sinkt und der Blutdruck steigt. Das kann die Abwehrkräfte stärken. Für Menschen mit Herz- oder Gefäßerkrankung kann Eisbaden aber gefährlich sein.

    Sie haben es bereits gesagt: Um gesund zu bleiben, schwören Sie selbst auf Bewegung an der frischen Luft. Was genau stärkt daran das Immunsystem?

    Fuchsberger: Bewegung an der frischen Luft aktiviert den Kreislauf und den Stoffwechsel. Allein reicht das aber nicht. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit fünf Portionen Obst oder Gemüse pro Tag ist genauso wichtig. Und ausreichend trinken – kein Bier und keinen Wein, sondern beispielsweise Tee oder heiße Zitrone.

    Wie sieht es mit Vitaminpräparaten aus? Bringen die etwas?

    Fuchsberger: Ich nehme nie Vitaminpillen, so etwas gibt es in meinem Haushalt nicht. Eine Ausnahme: Vitamin D wegen der Osteoporose-Prophylaxe. Im Winter, von Oktober bis März, ist das für jeden sinnvoll, weil die Sonne so flach steht, dass in der Haut nicht genügend Vitamin D gebildet wird. Und auch in Ausnahmesituationen wie beispielsweise einer Schwangerschaft oder für Senioren mit Schluckbeschwerden können Vitaminpräparate nützlich sein. Aber für normal gesunde Menschen bringt das nichts.

    Und wenn die Erkältung einen trotz allem erwischt: Was hilft?

    Fuchsberger: Ich persönlich mache mir immer einen frischen Ingwertee mit Zitrone und etwas Honig. Ansonsten gilt: Sich etwas zurücknehmen und langsamer machen …

    … und möglichst im Bett bleiben?

    Fuchsberger: Nein. Niemand muss wegen einer Erkältung eine Woche lang im Bett liegen – gegen einen Spaziergang spricht auch mit Schnupfen nichts.

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