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Höchberg: Instrument des Jahres: Musiker in Unterfranken zeigen, warum die Tuba alles andere als nur Humtata ist

Höchberg

Instrument des Jahres: Musiker in Unterfranken zeigen, warum die Tuba alles andere als nur Humtata ist

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    "Als Tubist muss man immer da sein": Bernhard Hupp mit (von links) B-, F- und C-Tuba.
    "Als Tubist muss man immer da sein": Bernhard Hupp mit (von links) B-, F- und C-Tuba. Foto: Thomas Obermeier

    Den Witz haben sie alle schon mal gehört: "Hättest du vielleicht doch lieber Flöte gelernt." Tubisten sind blöde Bemerkungen gewohnt, schließlich ist ihr Instrument nicht nur extrem sperrig, sondern gilt auch noch als ziemlich beschränkt.

    Selbst die Tatsache, dass die Landesmusikräte die Tuba zum "Instrument des Jahres 2024" auserkoren haben, brachte die Spötter nicht zum Schweigen: "Sind die schon mit allen anderen Instrumenten durch?", fragte neulich ein bekannter Würzburger Musiker.

    Höchste Zeit also, ein Instrument zu würdigen, ohne das es nicht geht, weder in der Blaskapelle noch im großen Sinfonieorchester – auch wenn es da manchmal Stücke gibt, in denen in zweieinhalb Stunden ganze sieben Töne zu spielen sind. Aber die haben's dann eben in sich.

    Nicht erst seit der Nominierung zum "Instrument des Jahres" tritt die Tuba allmählich aus dem Schattenreich der tiefen Töne. Andreas Martin Hofmeir zum Beispiel, ehemals Tubist bei La Brass Banda und in Salzburg Professor für dieses Instrument, ist einer der bekanntesten Musiker des Landes. Mit dem Würzburger Harfenprofessor Andreas Mildner bildet er das duo tuba & harfe. Und mit seinem Ensemble European Tuba Power – vier Tuben plus Schlagzeug – gastiert er heuer beim Würzburger Mozartfest (9. Juni, Serenade Veitshöchheim, Warteliste).

    Aber auch weniger prominente Spielerinnen und Spieler arbeiten daran, das behäbige Humtata-Image ihres Instruments zu korrigieren. Einer von ihnen ist Bernhard Hupp, Vorsitzender der Musikfreunde Höchberg (Lkr. Würzburg). Hupp kam mit zwölf auf sehr typische Art zur Tuba. Als sich die Musikfreunde gründeten, wurde noch eine Bassstimme gebraucht, also hieß es: "Bernhard, zeig amol dei Lippe! Des geht – du spielst Tuba!"

    Man muss schon als Laie mindestens 5000 Euro für eine brauchbare Tuba anlegen

    Das ist 52 Jahre her, heute ist Hupp 64, eines von zwei verbleibenden Gründungsmitgliedern der Musikfreunde und seit 2015 deren Vorsitzender. Der Tuba ist er ebenso treu geblieben wie dem Verein, nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe.

    Egal, ob die Musikfreunde unter der Leitung von Dirigent Günther Molz fränkische oder böhmische Volksmusik spielen oder Musical-Melodien – Bernhard Hupp ist mit von der Partie. "Als Tubist muss man immer da sein."

    Andreas Martin Hofmeir (links), ehemals Tubist bei La Brass Banda und Professor in Salzburg, bildet mit dem Harfenisten Andreas Mildner, Professor an der Würzburger Musikhochschule, das "duo tuba & harfe".
    Andreas Martin Hofmeir (links), ehemals Tubist bei La Brass Banda und Professor in Salzburg, bildet mit dem Harfenisten Andreas Mildner, Professor an der Würzburger Musikhochschule, das "duo tuba & harfe". Foto: Philippe Gerlach

    Außerdem spielt der Musiker gerne zu Klavierbegleitung Songs wie "Imagine", "La vie en rose" oder "What a Wonderful World". Die Melodiestimme wohlgemerkt, nicht den Bass.

    "Diese Literatur hat es vor 40 Jahren natürlich nicht gegeben", sagt Hupp. Und wenn man ihn nur ein paar Töne anstimmen hört, dieses tiefe, volle, warme, gar nicht dumpfe Schwingen, dann ahnt man etwas von der Faszination dieses stolzen Instruments.

    Man muss sich nicht lange mit Bernhard Hupp unterhalten, um zu ahnen, dass es unendlich viel zu wissen gibt. Dass die Instrumente bis zu zwölf Kilo schwer sein können, dass es aber auch leichtere Exemplare gibt, die zum Beispiel auf mehrtägigen Wallfahrten mitgetragen werden können. Dass ihr Klang durch das Schwingen einer über fünf Meter langen Luftsäule entsteht. Dass die Tonhöhe in einer Kombination aus Lippen- und Ventilstellung zustande kommt – je mehr Ventile eine Tuba hat, desto sauberer können die Töne getroffen werden.

    Die Tonhöhe kommt in einer Kombination aus Lippen- und Ventilstellung zustande. Je mehr Ventile eine Tuba hat, desto sauberer können die Töne getroffen werden.
    Die Tonhöhe kommt in einer Kombination aus Lippen- und Ventilstellung zustande. Je mehr Ventile eine Tuba hat, desto sauberer können die Töne getroffen werden. Foto: Thomas Obermeier

    Man muss schon als Laie mindestens 5000 Euro für eine brauchbare Tuba anlegen, Profis natürlich viel mehr. Es gibt Exemplare in verschiedenen Stimmungen, als B-, C-, Es- und F-Tuba, je nach Grundton.

    Das bedeutet, dass der Tubist, die Tubistin beim Notenlesen im Kopf transponieren muss, je nach der Version des Instruments, das er oder sie gerade spielt. Denn die Noten sind immer klingend notiert. Das heißt, ein notiertes C soll auch als C erklingen, muss auf der Tuba aber anders gegriffen werden, wenn dort der Grundton Es oder F anstatt C ist.

    Warum Tubisten in aller Regel eher gelassene Leute sind

    Dass Tubisten in aller Regel eher gelassene Menschen sind, zumindest im Vergleich zu hyperaktiven Flötisten oder Trompetern, ist noch so ein Klischee. Oder, um einen Musikerwitz zu bemühen, den zur Abwechslung die Tubisten gerne erzählen: "Die Tuba ist Gottes Wiedergutmachung für die Klarinette."

    Dietmar Kretz, Studienleiter bei der Domschule Würzburg und selbst passionierter Tubist, hat eine Vermutung, woher die Gelassenheit kommen könnte: "Du musst dir von Anfang an im Klaren sein, dass du dienst. Dass du als Tubist immer in der dritten Reihe stehen wirst."

    Gelassenheit aus der Demut heraus sozusagen. Und gleichzeitig auch aus Stolz: "Man merkt erst, wenn sie weg ist, dass die Tuba fehlt", sagt Kretz. Er selbst legt seine Termine so, dass er möglichst nie die montäglichen Proben des symphonischen Blasorchesters Taktlos der Estenfelder Musikfreunde verpasst. "So ein tiefes F auszuhalten, ist einfach ein Genuss. Wie sich die Schwingung vom Mund aus in den ganzen Körper überträgt - eine Wohltat."

    Ach, und das mit dem Flötelernen, das geht auch umgekehrt. Die Schülerin Lea Kosmitzki, so erzählt Bernhard Hupp, ist von der Flöte zur Tuba gewechselt. Weil sie den Klang so toll fand. Heute studiert sie in Weihenstephan. Aber wann immer sie kann, reist sie samt Tuba nach Höchberg und spielt bei den Musikfreunden mit. Denn noch besser als eine Tuba sind zwei.

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