Die Integration von Kindern mit besonderem Förderbedarf in regulären Kindertagesstätten ist seit Jahren ein wichtiges Thema. Dies spiegelt sich in der rasch ansteigenden Zahl der Fälle: Waren es 2005 nur 153 Kinder, um die sich die Erzieher und Pädagogen im Bezirk Unterfranken zu kümmern hatten, so waren es im Juli 2015 bereits 801 Fälle, davon 730 in den Kindergärten. Um zusätzliche Fachkraftstunden anzubieten, stellt der Bezirk zusätzlich zu den Mitteln des Freistaates in diesem Jahr 5,9 Millionen Euro für die Einzelintegration benachteiligter Kinder zur Verfügung.
Weniger pädagogische Fachkräfte
Zu den Kindern, die von einer Einzelintegration profitieren, gehören neben Geistig- und Lernbehinderten zunehmend auch von einer Behinderung bedrohte Kinder, Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten oder solche, die eine besondere Sprachförderung benötigen.
Das Bemühen, möglichst viele benachteiligte Kinder in die Regelgruppen einzubinden, geht auf das Bayerische Kinderbildungs- und betreuungsgesetz (BayKiBiG) von 2005 zurück. Die darin festgehaltene Förderung von Kindern mit Behinderung als Einzelintegration hatte der Bezirk Unterfranken als Vorreiter in Bayern bereits 1998 eingeführt. Die Maßnahme blieb jedoch auf etwa 100 besonders betreute Kinder beschränkt.
Allerdings zeigt der Bericht der Sozialverwaltung des Bezirks Unterfranken auch, dass in den Kindergärten zuletzt deutlich weniger Fachpersonal, das für die besonderen Anforderungen ausgebildet ist, zum Einsatz kommt.
Eine Erhebung zeigt, dass im Jahr 2010 41 Prozent der Erzieher für die Einzelintegration über eine Fortbildung oder Berufserfahrung im Umgang mit Behinderten verfügten. Weitere 39 Prozent waren damals Heilpädagogen, Sozialpädagogen, Ergotherapeuten oder Sprachpädagogen. Im besten Jahr 2013 waren nur noch 12 Prozent der in der Einzelintegration eingesetzten Mitarbeiter Erzieher ohne entsprechende Qualifikation. Dies änderte sich jedoch 2015 schlagartig: Ihr Anteil schnellte wieder auf 33 Prozent in die Höhe – die der speziell qualifizierten Erzieher sackte auf nur noch 32 Prozent ab.
Unterschiede bei der Bezahlung
Woran dies liegt, ist derzeit noch unklar. Peter Ackermann-Fischer von der Sozialverwaltung des Bezirks vermutet jedoch, dass nach einer Tariferhöhung im vergangenen Jahr der stundenweise Einsatz in einem Kindergarten für das gesuchte Fachpersonal unattraktiv ist. „Pädagogische Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt heißt begehrt und haben die Wahl“, erklärt er.
In den sonderpädagogischen Einrichtungen für Menschen mit einer Behinderung sei tarifbedingt deutlich mehr zu verdienen. Die Kindergärten wiederum nutzten die vom Bezirk geförderten Zusatzstunden zur Einzelintegration, um Buchungsschwankungen mit den eigenen Erziehern abzufangen.