Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Interview mit Schauspieler Christoph Maria Herbst zum Thema Humor: "Eine gut gezielte Torte ist was Tolles"

Würzburg

Interview mit Schauspieler Christoph Maria Herbst zum Thema Humor: "Eine gut gezielte Torte ist was Tolles"

    • |
    • |
    Christoph Maria Herbst: "Humor kann uns aus einem Tief tragen und ebenso im Alltag Flügel verleihen."
    Christoph Maria Herbst: "Humor kann uns aus einem Tief tragen und ebenso im Alltag Flügel verleihen." Foto: Christian Hartmann

    Christoph Maria Herbst (58) kommt am 28. November in die Posthalle nach Würzburg. Mit dem Autor und Kabarettisten Moritz Netenjakob präsentiert er das Programm "Das ernsthafte Bemühen um Albernheit". Im Vorab-Interview spricht er über seine Vorstellung von feinsinnigem Humor, seine Haltung zu Klamauk, seine Verehrung für Loriot und natürlich über seine bekannteste Figur - Stromberg. Die Fragen beantwortete er schriftlich.

    Christoph Maria Herbst, bei Ihrem Auftritt in Würzburg Ende November geht es um fein(sinnig)en Humor – was zeichnet diesen aus?

    Christoph Maria Herbst: Humor an sich ist ja schon eine feine Sache: Er kann uns aus einem Tief tragen und ebenso im Alltag Flügel verleihen. Ich glaube, in dem Moment, wo wir uns selber in einem Text oder einer Szene wiedererkennen, ist es so, als würden wir in so einen lustigen Spiegel auf dem Jahrmarkt gucken: wir sind es irgendwie selber, aber verzerrt, verbogen, verdreht. Man könnte auch sagen: wir sind bis zur Kenntlichkeit entstellt.

    Was halten Sie von Klamauk?

    Herbst: Alles zu seiner Zeit. Wenn es einen lachen macht, kann es nicht ganz falsch sein. Ich bin mit Otto und Didi aufgewachsen. Klamaukiger ging es wohl nicht. Ich hab mich trotzdem ganz gut entwickelt. Eine gut gezielte Torte ist was Tolles und auf Stan und Ollie möchte ich auch nicht verzichten.

    "Es gibt keinen anderen, der das Zwischenmenschliche so treffend und lustig seziert hat, wie er."

    Christoph Maria Hebst über Loriot

    Haben Sie einen Favoriten-Sketch von Loriot – wenn ja, weshalb genau der?

    Herbst: Oh je, es würde mir sehr schwerfallen, hier einen bestimmten hervorzuheben. Auf das gesamte Werk von Vicco von Bülow schaue ich mit einem breiten Grinsen. Es gibt keinen anderen, der das Zwischenmenschliche so treffend und lustig seziert hat, wie er. Seine messerscharfe Beobachtungsgabe hat ganze Generationen geprägt. Bis heute. Zeitloser geht es nicht. Und schon steigen vor meinem inneren Auge doch noch Szenen auf: Das Bild hängt schief, der Hosenkauf oder das stets richtige: "Ach was?!"

    Ist Humor für Sie auch ein Werkzeug in der Kommunikation mit Menschen?

    Herbst: Für mich ist er sicherlich das Salz in der zwischenmenschlichen Suppe. Und er scheint immer wichtiger zu werden. In der heutigen Zeit der Multikrisen und der Aufregungsgesellschaften dürfte eine gut gesetzte Pointe oder ein kräftiger Schluck aus der Selbstironie-Pulle für die nötige Entkrampfung sorgen. Ich denke mal, dass wir Komödianten nie wichtiger waren als heute. Das spiegeln uns zumindest die Menschen, die den Abend von Moritz und mir gesehen haben. Sie konnten zwei Stunden den Schalter umlegen und sich den Kopf frei lachen.

    Christoph Maria Herbst (links) und Moritz Netenjakob bei einem Auftritt in Schweinfurt.
    Christoph Maria Herbst (links) und Moritz Netenjakob bei einem Auftritt in Schweinfurt. Foto: René Ruprecht

    Die Serie "Stromberg" feiern die einen als Kult, andere können damit gar nichts anfangen – was hat Sie gereizt, die Hauptrolle zu übernehmen? War Autor Moritz Netenjakob ein Grund dafür?

    Herbst: Als Schauspieler hatte mich zunächst mal gereizt, in einem Format mitzuspielen, das behauptet, eine Doku zu sein. Man spielt mit der Kamera, durchbricht die sogenannte vierte Wand und eröffnet damit ganz neue Spielsituationen. Normalerweise das absolute Sakrileg. Das großartige Ensemble und der Humor unserer Autorinnen und Autoren – darunter auch Moritz Netenjakob – sorgten natürlich für den letzten Schliff. Aber es stimmt schon. Ich hab in meinem eigenen Umfeld einige Leute, die mir damals gesagt haben: Du machst das echt prima, aber ich kann das nicht gucken. Es erinnert mich zu sehr an meine Arbeit. Tja, hier trifft dann wohl Comedy auf Reality. Fast schon tragikomisch.

    "Humor öffnet das Publikum, und dann kannst Du noch ganz andere Dinge hinterherkippen."

    Christoph Maria Herbst

    War es schwierig, sich nach dem Serienerfolg als Schauspieler von dieser Rolle zu befreien?

    Herbst: Ehrlicherweise war diese Arbeit der absolute Türöffner für mich. Die ganz Großen aus der Regiewelt wollten auf einmal mit mir arbeiten. Teils weil sie mich wohl überzeugend fanden, teils aus Neugier, ob ich in Wirklichkeit so ein Ekel bin. Die beste Antwort ist sicher die, dass viele dann immer wieder mit mir arbeiten wollten. Der neueste Film von Sönke Wortmann zum Beispiel kommt noch im Dezember in die Kinos. Nach "Der Vorname" und "Der Nachname": "Der Spitzname".

    "Ehrlicherweise war diese Arbeit der absolute Türöffner für mich", sagt Christoph Maria Herbst über seine Rolle als Stromberg.
    "Ehrlicherweise war diese Arbeit der absolute Türöffner für mich", sagt Christoph Maria Herbst über seine Rolle als Stromberg. Foto: dpa

    Humor innerhalb des Kabaretts will gesellschaftliche und politische Missstände aufzeigen, inwieweit bewirkt Kabarett in unserer Demokratie eigentlich etwas – und muss es das überhaupt?

    Herbst: Das Problem ist sicher, dass in Kabarettabende meistens eben nicht diejenigen reingehen, deren Denken und Tun angeprangert wird, sondern die, die eh schon auf derselben Wellenlänge mit dem Bühnenschaffenden sind. Da ist er wieder: der Spiegel. Aber es stimmt schon. Mit Humor kriegst Du die Leute. Er öffnet das Publikum, und dann kannst Du noch ganz andere Dinge hinterherkippen. Das wusste schon der alte Shakespeare. Selbst in seine größten Tragödien hat er immer auch komödiantische Szenen geschrieben, weil er wusste, dass diese Art der Entspannung dramaturgisch wichtig ist, um wieder Spannung zu erzeugen.

    Karten für den Auftritt in der Posthalle am 28. November, 20 Uhr: www.posthalle.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden