Es war als eine Erinnerung an den amerikanischen Teil der Würzburger Stadtgeschichte und insbesondere des Hublands gedacht gewesen, als für die Landesgartenschau (LGS) im vergangenen Jahr die ehemalige US-Tankstelle in den Leighton Barracks zu einem American Diner umgestaltet wurde. Sechs Monate lang verströmte der Bau das Flair der 50er und 60er Jahre. Und dann, nach dem Ende der LGS, sollte er abgerissen werden und der Erweiterung der Grünflächen Platz machen - so war der Plan.
Denkmalpfleger waren Anfang November 2018 vor Ort
Dagegen regte sich jedoch Ende September Protest, auch Stadträte forderten den Erhalt der Tankstelle und schließlich wurde das Landesamt für Denkmalpflege (LfD) eingeschaltet. Denn obwohl die Tankstelle bereits bei einer ersten Untersuchung 2009 keinen offiziellen Denkmalstatus erhalten hatte, sollte die Entscheidung vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte noch einmal überprüft werden. Anfang November fand dazu ein Vor-Ort-Termin statt, an dem neben Experten des LfD auch Stadtheimatpfleger Hans Steidle teilnahm, der der Tankstelle eine Denkmalwürdigkeit bescheinigte.
Beim in Bamberg angesiedelten LfD sieht man das allerdings anders. Wegen des "großen öffentlichen Interesses" habe man zwar erneut eine Überprüfung der Denkmaleigenschaft vorgenommen, teilt die Behörde gegenüber dieser Redaktion mit, allerdings: "Auch bei dieser erneuten Prüfung konnte keine Denkmaleigenschaft festgestellt werden."
Zu viele Umbauten und Veränderungen
Das LfD begründet das erneute Nein zum Denkmalstatus vor allem mit den Veränderungen und Umbauten im Lauf der Zeit. Deswegen reiche "unter Zugrundelegung eines bayernweiten Maßstabs die geschichtliche und künstlerische Bedeutung der ehemaligen Tankstelle der US-Army auf dem Hublandgelände nicht aus, um nach Artikel 1 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes einen Nachtrag als Baudenkmal zu begründen".
Zu diesem Schluss kommen die Denkmalpfleger vor allem wegen der Umbauten am Dach. Demnach war der Fassade einst ein weit nach vorn reichendes, gerundetes Flugdach vorgelagert, das den Bereich der Zapfsäulen und auch den Parkbereich überzog. Allerdings wurde dieses für das Gebäude charakteristische Dach später um rund ein Dreiviertel der Fläche gekürzt - das entscheidende Manko für den Denkmalstatus. "Seit jeher lag bei der Tankstellenkonzeption das gestalterische Augenmerk auf der Ausformung des Dachs, wobei von filigranen Säulen getragene, weit ausladende Flach- bzw. Flugdächer für die frühe Nachkriegszeit typisch sind. Gerade dieser Bereich ist aufgrund der Kürzung des Dachs bei dem Würzburger Gebäude allerdings nicht erhalten, wodurch dem Bau sein charakteristisches Gepräge abhanden gekommen ist."

Die beiden Säulen, die das Dach derzeit stützen, würden das Erscheinungsbild ebenfalls beeinträchtigen, so das LfD. Was noch original von der einstigen Tankstelle stammt, so zum Beispiel die Fassade des Kassenbaues und die historischen Fenster, reicht nach Auffassung der Experten nicht aus, um dem Gebäude eine "architektonisch-künstlerische Bedeutung" zuzubilligen.
"Die Tankstelle sollte ein Denkmal im Sinne des Stadtgedächtnisses sein."
Hans Steidle, Stadtheimatpfleger
Stadtheimatpfleger Hans Steidle reagierte auf die Nachricht aus Bamberg gelassen. Maßgeblich sei ja, wie man in der Stadt mit dem Gebäude umgeht. "Die Tankstelle sollte ein Denkmal im Sinne des Stadtgedächtnisses sein", sagt er - also erhalten werden, ob nun mit offizieller Denkmalplakette oder ohne. Eine künftige Nutzung sollte in einem "demokratischen Prozess" erörtert werden. Man könne auch darüber diskutieren, ob eventuell nur das eigentliche Tankstellengebäude erhalten bleibt. Der rückseitige Trakt, in dem während der LGS die historische Ausstellung untergebracht war, stamme ohnehin aus früherer Bauzeit.
Tankstellen-Aktivisten hoffen weiter auf Unterstützung aus dem Stadtrat
Für die Aktivisten vom Tankstellen-Aktionsbündnis ist das Statement der Denkmalpfleger zwar ein Rückschlag, zugleich gibt man sich aber optimistisch. "Wir werden unseren Weg weiterverfolgen", sagt Herbert Stapff, Vorsitzender der Siedlervereinigung Sieboldshöhe. Zwar wäre es "schöner" gewesen, wenn es mit der Erteilung des Denkmalstatus' einen Zwang zur Erhaltung des Gebäudes gegeben hätte, aber auch so gebe es jaeine gewisse Bereitschaft im Stadtrat zur Erhaltung der Tankstelle. Bereits im Oktober hatten sich die Stadtratsfraktionen von CSU, SPD und Grünen in der Tendenz positiv gegenüber einem Erhalt gezeigt.
Von Bedeutung dürfte für die Tankstellenfreunde ein Termin am kommenden Dienstag sein. Dann werden die Aktivisten mit Baureferent Benjamin Schneider über die Details einer möglichen Erhaltung und Nutzung sprechen. Nicht zuletzt dürfte es dann auch ums Geld gehen: Neben den Sanierungskosten könnten auf die Stadt nämlich noch Nachverhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zukommen. Beim Kauf des Geländes im Jahr 2012 war der Abriss des Tankstellenareals ein Teil des Vertrags gewesen – und eine Weiternutzung nicht vorgesehen.