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Würzburg: Ist Würzburg eine der attraktivsten Einkaufsstädte? Darum haben zwei Einzelhändler geteilte Meinungen dazu

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Ist Würzburg eine der attraktivsten Einkaufsstädte? Darum haben zwei Einzelhändler geteilte Meinungen dazu

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    Viele und abwechslungsreiche Geschäfte machen in Würzburg Lust auf Einkaufen. Das bestätigt auch eine Studie zum Städte-Ranking.
    Viele und abwechslungsreiche Geschäfte machen in Würzburg Lust auf Einkaufen. Das bestätigt auch eine Studie zum Städte-Ranking. Foto: Silvia Gralla

    In Würzburg gab es in diesem Jahr zahlreiche Neueröffnungen im Einzelhandel und der Gastronomie – vom Berliner Döner, den es seit Anfang des Jahres gibt, über das Holländer Käse-Geschäft bis hin zu den Zimtschnecken im Schwedenstyle der Cinnamood-Kette. Das lässt vermuten, dass Würzburg ein attraktiver Einzelhandelsstandort ist.

    Ein Ranking vom deutschen Marktforschungsinstitut GfK ("Growth from Knowlegde", deutsch: Wachstum durch Wissen) bestätigt dies. In diesem Ranking wird die "Einzelhandelszentralität" gemessen. Der Begriff beschreibt die Anziehungskraft des regionalen Einzelhandels. Diese zeigt, welche Regionen dank Kaufkraftzuflüssen von überdurchschnittlichen stationären Einzelhandelsumsätzen profitieren. Würzburg landet im Top-10-Vergleich auf Platz 6. Der Grund: Als Mittelstadt locke Würzburg viele Menschen aus dem Umland an, die zum Einkaufen in die Stadt kämen. Vor Würzburg liegen die Städte Zweibrücken (Platz 1), gefolgt von Straubing, Passau, Kaiserslautern, Koblenz.

    Volker Wedde vom Handelsverband: "Nicht auf dem Wert ausruhen"

    "Es ist erstmal eine schöne Nachricht, dass Würzburg als so genannte 'Regiopole' aktuell gut aufgestellt ist", sagt Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer Unterfranken des Handelsverbandes Bayern, auf Nachfrage der Redaktion. Die Domstadt habe klar Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland zu verzeichnen, "aber rein aus dem Wert der Zentralität lässt sich nicht sagen, dass alles top ist". Ein Beispiel: "Die Zentralität bleibt auch gleich, wenn die Umsätze stabil bleiben, aber die Kaufkraft sinkt."

    Wolfgang Weier ist der Geschäftsführer des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß"und hält Würzburg für eine attraktive Einkaufsstadt.
    Wolfgang Weier ist der Geschäftsführer des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß"und hält Würzburg für eine attraktive Einkaufsstadt. Foto: Thomas Obermeier

    So sei es wichtig, sich nicht auf dem guten Wert auszuruhen, sondern die Würzburger Innenstadt für die Zukunft optimal aufzustellen. Zwar sei die Ausgangslage in Würzburg gut und "von den Leerständen her ist es in Ordnung". Aber es gebe Bereiche und Themen, die in Richtung Strukturwandel besser begleitet werden müssten. Er zitiert die Studie des Instituts für Handelsforschung "Vitale Innenstädte", in der Menschen befragt wurden, was sie sich von der Innenstadt der Zukunft erwarten: "Da kommt heraus, dass Einzelhandel und Gastronomie zwar die hauptsächlichen Motivatoren für einen Innenstadtbesuch sind, sich die Menschen aber auch mehr Plätze oder Möglichkeiten zum Aufhalten und Verweilen wünschen." 

    Für eine attraktive Innenstadt wie Würzburg steht laut Wedde auch der Mix aus namhaften Filialen und Großanbietern "sowie eine tolle Mischung mit kleineren Fachgeschäften, die auch inhabergeführt sind". Letztere machten den Reiz einer Innenstadt aus und seien Unterscheidungsmerkmal zu anderen Städten. Der Bezirksgeschäftsführer ist heilfroh, dass Würzburg es geschafft hat, die Galeria Kaufhof zu halten. Mit Schlier und Severin, nennt er zwei Beispiele, seien zudem größere inhabergeführte Fachgeschäfte vor Ort. "Ziel sollte es sein, diese auf jeden Fall zu erhalten."  

    Frequenz in der Würzburger Innenstadt steigt seit Corona wieder deutlich an

    Wolfgang Weier, Geschäftsführer vom Stadtmarketing "Würzburg macht Spaß", ist sich sicher: "Uns geht es in Würzburg tatsächlich so gut, wie die Studie sagt." Im Vergleich zu anderen Innenstädten in Unterfranken, Bayern und Deutschland stehe man gut da. Die Frequenz in der Innenstadt gehe nach der Corona-Pandemie stetig bergauf. Im Oktober 2024 seien 915.000 Menschen in der Innenstadt gewesen. Im Oktober 2022 hingegen waren es 820.000. Aber kaufen die Leute auch etwas in den Geschäften?

    Carl Schlier setzt vor allem auf Zusammenhalt zwischen den Einzelhändlern in Würzburg.
    Carl Schlier setzt vor allem auf Zusammenhalt zwischen den Einzelhändlern in Würzburg. Foto: Ulises Ruiz

    Ja, sagt Weier und betont, dass vor allem Geschäfte mit kreativen Ideen und ungewöhnlichen Konzepten ihm positive Rückmeldungen geben würden. Die Ansprüche der Menschen hätten sich eben geändert: "Es reicht nicht mehr, den Laden aufzuschließen und darauf zu warten, dass die Leute schon kommen." Eines könne er jedoch auch nicht von der Hand weisen: dass sich die wirtschaftliche Lage auf den Geldbeutel der Leute auswirkt. Gestiegene Lebenshaltungskosten und die Angst vorm Jobverlust hätten natürlich Auswirkungen auf die Kaufkraft.

    Carl Schlier: Wichtig, dass die Leute in die Innenstadt kommen

    Für Carl Schlier, Inhaber des gleichnamigen Familiengeschäfts in Würzburg, ist klar: "Jedes belebte Schaufenster ist besser als ein verlassenes." In erster Linie sei es wichtig, dass Menschen gern in die Innenstadt zum Einkaufen kommen. Da sei vor allem der Zusammenhalt unter den Einzelhändlern gefragt. Die Ansiedlung neuer Geschäfte und internationaler Ketten führe zu einer höheren Frequenz in der Innenstadt, wovon alle Händler profitieren würden. "Ich freue mich, wenn viele Menschen nach Würzburg kommen und ein paar davon auch bei uns vorbeischauen", so Schlier.

    Gleich gegenüber im Modehaus Severin herrscht ein anderer Eindruck: "Es bringt nichts, wenn nur viele Menschen in der Innenstadt sind, aber niemand etwas kauft", erklärt Inhaber Maximilian Severin. Auch er kennt den Bericht der GfK, ist bei der Bewertung der Zahlen jedoch zwiegespalten.

    Durch die Ladenketten geht Individualität und Charme der Stadt verloren

    "Grundsätzlich ist es gut, wenn Würzburg gut abschneidet, aber die Kundschaft erzählt uns etwas anderes." Laut seinen Erfahrungen ist Würzburg für Menschen aus dem Umland in den vergangenen Jahren immer unattraktiver geworden. Der Grund: wegfallende Parkplätze und die schlechte Erreichbarkeit der Innenstadt. "Der Landkreis kommt nicht mit dem E-Scooter in die Stadt gefahren", sagt er.

    Auch dass sich immer mehr Ketten in Würzburg ansiedeln, sieht er teilweise kritisch. "Leerstand ist das schlechteste für die Innenstadt, besser wäre es aber, wenn sich lokale Händler ansiedeln, die hier auch Grundsteuern zahlen und sich in Würzburg ehrenamtlich engagieren." Durch die Ketten ginge die Individualität und der Charme der Stadt verloren.

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