Ein kleiner Pieks und ab in den Urlaub – mit vollständigem Impfschutz. Bisher hatte der Impfstoff der Firma Johnson&Johnson einen Vorteil: Er musste nur einmal gegeben werden. Reisenden und allen, die für einen zweiten Impftermin nicht zur Verfügung standen, wurde das Vakzin bevorzugt verabreicht. Es wurde auch an gesellschaftliche Gruppen verimpft, die als schwer erreichbar für eine zweite Impfdosis galten, wie beispielsweise Obdachlose. Dieses Vorgehen könnte nun zum Problem werden.

In einer am 7. Oktober veröffentlichen Pressemitteilung stufte die ständige Impfkommission (Stiko) den Impfstoff von Johnson & Johnson als "unzureichend" ein. Die Impfstoffwirksamkeit sei im Unterschied zu anderen zugelassenen Stoffen "vergleichsweise gering". Um die mit dem Vakzin geimpften Bürgerinnen und Bürger vor dem schweren Verlauf einer Coronainfektion schützen zu können, empfiehlt die Stiko eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff. Dazu zählen die Impfstoffe der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna.
Wird in Würzburg weiter mit Johnson&Johnson geimpft?
In Würzburg werden bei "Sonderimpfaktionen", bei denen Impfwillige keinen Termin benötigen, sowohl die Impfstoffe von Johnson&Johnson als auch von Biontech/Pfizer angeboten. Doch wie sinnvoll ist ein Angebot mit Johnson&Johnson, wenn der Impfstoff keinen Vorteil mehr bietet?
Dazu erklärt Christoph Zander, Ärztlicher Leiter beim Landratsamt Würzburg: "Das Vakzin zählt weiterhin zu den zugelassenen Impfstoffen in der EU", auch deshalb sei eine weitere Verwendung geplant. Er erklärte aber auch, dass der bisherige Anteil der verabreichten Impfdosen von Johnson&Johnson gering sei. Er gehe davon aus, dass aufgrund der Einschätzung der Stiko "kaum oder kein Bedarf mehr für Impfungen" mit dem Vakzin bestehen werde.

Angesprochen auf die Problematik mit den schwer erreichbaren Gesellschaftsgruppen, erklärt das Bayerische Gesundheitsministerium, dass bereits Impfzentren aufgefordert worden seien, niedrigschwellige Angebote aufzustellen. "Insbesondere an Obdachlose und an sozialen Brennpunkten sollen entsprechende Sonderimpfaktionen angeboten werden." Beim Landratsamt Würzburg "laufen aktuell die Planungen" dazu, erklärt Michael Dröse, Verantwortlicher für das Impfmanagement in Stadt und Landkreis Würzburg.
Bleibt der vollständige Impfschutz für Bürgerinnen und Bürger erhalten?
Damit wird in den kommenden Wochen auch die Nachfrage nach den mRNA-Impfstoffen wieder steigen. Um die Verfügbarkeit dieser Vakzine müssten sich Bürgerinnen und Bürger aber keine Gedanken machen, erklärt eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums auf Nachfrage. "Derzeit stehen ausreichende Mengen an mRNA-Impfstoffen zur Verfügung". Und auch um den vollständigen Impfstatus müsse sich niemand sorgen: "Die Nachimpfung ab vier Wochen nach der Impfung ist ein zusätzliches Impfangebot, kein Muss", erklärt die Sprecherin.

Die Stiko empfiehlt jedoch eine Auffrischungsimpfung. Damit könnten Impfdurchbrüche, wie in den vergangenen Monaten häufig beobachtet, minimiert und schwere Krankheitsverläufe abgeschwächt werden. Sollte es aufgrund der Empfehlung der Stiko zu einem Nachfragerückgang des Johnson&Johnson-Impfstoffes kommen, würden zu viel bestellte Impfdosen an andere Länder weitergegeben, erklärt Sebastian Gülde, Pressesprecher des Bundesministerium für Gesundheit auf Nachfrage. "Die Bundesregierung beabsichtigt, alle nicht für den nationalen Bedarf benötigten, pharmazeutisch einwandfreien und noch versandfähigen Impfdosen an Drittstaaten zu spenden."