Kein Kind darf verloren gehen, lautet ein Grundsatz, den die Politik gerne beschwört. Hier setzt die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) an. Knapp 30 Gemeinden im Landkreis haben das vom Freistaat bezuschusste Programm in den vergangenen Jahren gerne angenommen. Doch bei der Finanzierung klemmt es gehörig. Auf die Kommunen kommen erhebliche Kostensteigerungen für die an den Schulen ergänzend eingerichteten Stellen zu, wie sich nun im Günterslebener Gemeinderat zeigte. Die Kommune sieht sich mit einer Verdoppelung des Gemeindeanteils an der Finanzierung von 2023 auf 2025 für eine 20-Stunden-Teilzeitstelle konfrontiert. Bei den Beratungen im Rat gab es mehrere Stimmen, die mit einem Ausstieg aus dem Programm drohten.
Kein Zweifel: Die Jugendsozialarbeit an der Günterslebener Grundschule leistet wertvolle Arbeit. Weder die Schule noch der Rat wollen auf sie verzichten. Die Steigerung der Kosten ist dennoch enorm: Der Awo Bezirksverband Unterfranken e.V., der die JaS in Güntersleben als freier Träger verantwortet, hat für 2024 Gesamtkosten in Höhe von 35.000 Euro angegeben. Für 2025 sind es voraussichtlich bereits 46.000 Euro. Die Gemeinde müsste demnach Kosten in Höhe von knapp 30.000 Euro übernehmen, gegenüber 2023 haben sie sich vervielfacht.
Landkreis und der Freistaat zahlen Festbetrag
Zur Finanzierung der JaS-Stelle tragen der Landkreis und der Freistaat mit einem Festbetrag von je 8180 Euro bei, für den Rest die Gemeinde. Die Gehalts- und Ausgabensteigerungen bleiben demnach komplett an ihr hängen. Eine Sonderfinanzierung für die Corona-Jahre hatte diese Entwicklung überdeckt: 2022 musste die Gemeinde nicht einmal 7000 Euro, ein Jahr später nur knapp 4000 Euro übernehmen.
"Solange wir das alles brav zahlen, ändert sich nichts, wahrscheinlich müssen wir uns irgendwann mal wehren", fasste SPD-Rat Gerhard Möldner gleich zu Beginn der Diskussion am klarsten in Worte, was viele im Gremium denken. Es gehe hier um Leistungen, die der Staat erbringen müsse, die er aber auf die Kommunen abwälze. Ähnlich klare Worte kamen von der UBG. Die Gemeinde müsse sich fragen, "ob wir uns diesen Luxusartikel weiter leisten können", stellte Verena Will fest. Die Gemeinde leiste sich einen Schülerhort, der an der gleichen Stelle mit einem qualitativ hochwertigen Angebot ansetze. Für ihren UBG-Kollegen Erich Weißenberger gilt es daher "rechtzeitig einen Schlusspunkt" zu setzen. Es dürfe "kein Automatismus" entstehen.
Gründe für die rasante Kostensteigerung
Jeannine Wendt, bei der Awo für die JaS zuständig, erklärte die rasante Kostensteigerung mit einer regulären Höherstufung, einem einmaligen Inflationsausgleich, an den im Folgejahr das Gehalt angepasst wurde, Prämienzahlungen und höheren Ausgaben für Schulungen. Dass etwas mit der Finanzierung nicht stimmt, sieht auch Wendt so. Die unveränderte Pauschale sei "nicht mehr zeitgemäß". Es habe bereits Gespräche mit anderen freien Trägern über die schwierige Lage gegeben. Die Jugendsozialarbeit sei ein niederschwelliges Angebot, das sich sowohl an Eltern als auch die Kinder richte, betonte sie. In manchen Fällen gehe es darum, eine pädagogische Familienhilfe zu installieren oder Kindeswohlgefährdung zu erkennen: "Wo kann ein Kind sein Recht auf Hilfe in Anspruch nehmen, außer an der Schule, wo der Zugang erleichtert ist?"
Ärgerlich für Güntersleben: Die aktuellen Zahlen wurde erst jetzt bekannt. Die Gemeinde muss daher das teure, laufende Jahr auf jeden Fall komplett bezahlen. Für Bürgermeister Michael Freudenberger entstand damit rechtlich eine heikle Situation: Der letzte Beschluss, den der Gemeinderat gefasst hatte, bezog sich auf 2023 und deckte einen Zuschuss von nur 13.000 Euro ab. Nun hat der Rat zumindest nachträglich auch den hohen Zuschuss für 2025 abgesegnet. Über ein Ende der JaS soll es, sobald aktuelle Zahlen vorliegen, nochmals eine Abstimmung geben.