Die Bürgerinitative "Ringpark in Gefahr" (BI) und Anwohner sind bestürzt, dass das Juliusspital auf seinem Gelände einen monumentalen Baum fällen will. "Die Bürgerinitiative wird sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen dieses Vorhaben wenden", schreibt die BI in einer Pressemitteilung. Benjamin Schneider, Baureferent der Stadt, sagt auf Anfrage dazu: "Wir hoffen, dass hier noch eine Lösung gefunden und dieser Rekordbaum für die nächsten Generationen erhalten werden kann."
Der Götterbaum ist einzigartig
Worum geht es? Die Stiftung Juliusspital will auf ihrem Gelände in der Innenstadt wachsen: Ein Pflegebildungszentrum soll gebaut, die Notaufnahme modernisiert und das Seniorenstift hinter der Kaiserstraße für vier Millionen Euro erweitert werden. Diesem Anbau steht ein in den 50er Jahren gepflanzter, gesunder und mehr als 20 Meter hoher Götterbaum im Weg und soll deshalb gefällt werden.
Die BI will das zum einen aus Gründen des Klimaschutzes verhindern. "Gerade für die Senioren der Stiftung, die im Würzburger Kessel besonders unter den Hitzeperioden leiden, müsste der Erhalt und die Neupflanzung von Bäumen ein besonderes Anliegen sein", argumentiert die BI. Zum anderen sei der Götterbaum einzigartig. Die deutsche Vereinigung für Baumkunde listet ihn als "Rekordbaum" und zweitgrößten seiner Art in Deutschland auf.
Notwendige Erweiterung des Seniorenstifts
Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth argumentiert mit der Notwendigkeit zusätzlicher Zimmer in der Senioreneinrichtung. Die Erweiterung in Richtung Klinikstraße – und damit in Richtung Baum – sei die sinnvollste Lösung.
Nach der städtischen Baumschutzverordnung ist die Fällung eines Baums mit einem Stammumfang von 60 Zentimetern nur dann erlaubt, wenn Baurecht besteht und eine andere Lösung nicht möglich ist. Der fragliche Götterbaum hat einen Stammumfang von vier Metern. Das Baurecht für den Anbau erhält das Juliusspital, wenn die laut Herberth "demnächst" eingereichten Pläne genehmigungsfähig sind. Baureferent Schneider erklärt dazu, dass die Fachleute des Baureferates wie bereits mehrfach angeboten den Bauherrn bei der Suche nach anderen Lösungen gerne unterstützen.

Zwei andere Götterbäume hat das Juliusspital bereits 2019 gefällt. Auf Nachfrage erklärt Herberth, dass in den vergangenen drei Jahren auf dem Gelände in der Innenstadt sechs Bäume entfernt wurden. Vier davon seien krank gewesen, einer habe ein Gebäude beschädigt und einer sei einem Neubau im Weg gestanden. Bislang wurden als Ersatz dafür zwei Bäume im Park des Juliusspitals gepflanzt, die weiteren würden folgen.
Hubschrauberlandeplatz mitten in der Stadt
Burkhard Mayer ärgert der Umgang des Spitals mit seinen Bäumen sehr. "Nicht zuletzt haben sich die Anwohner in der Klinikstraße mit 9000 Euro daran beteiligt, dass der große Götterbaum eine größere Baumscheibe bekommt", sagt Mayer, der im Namen mehrerer Nachbarn spricht. Diesen würden auch andere Aspekte der Ausbaupläne Sorgen machen: zum Beispiel die damit verbundene Lärmbelästigung durch Verkehr und den Hubschrauber, der auf dem Dach eines Neubaus an der Notaufnahme einen Landeplatz bekommen soll.
Laut Herberth wird der Hubschrauberlandeplatz vom Bayerischen Gesundheitsministerium "gefordert und gefördert". Die Stadtverwaltung sei in dessen Errichtung eingebunden. Eine besondere Belastung für die Innenstadtbewohner befürchtet Herberth dadurch nicht.
