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Geroldshausen: Kampf um barrierefreien Bahnhof: Geroldshäuser wollen sich nicht länger von der Bahn hingehalten lassen

Geroldshausen

Kampf um barrierefreien Bahnhof: Geroldshäuser wollen sich nicht länger von der Bahn hingehalten lassen

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    Gut 200 Menschen haben sich am Geroldshäuser Bahnhof versammelt, um für einen barrierefreien Ausbau zu demonstrieren.
    Gut 200 Menschen haben sich am Geroldshäuser Bahnhof versammelt, um für einen barrierefreien Ausbau zu demonstrieren. Foto: Christian Ammon

    Fährt ein Zug in den Bahnhof Geroldshausen ein, beginnt ein Ritual wie aus längst vergangenen Zeiten: Der Bahnwärter entfernt die Kette und öffnet die Handschranke. Nun können die Bahngäste den Bahnsteig betreten. Die beiden Schranken für die Bahnübergänge vor und nach dem Bahnhof senken sich. Am Bahnsteig wartet die nächste Hürde auf die Fahrgäste: Ohne mutiges Hinaufziehen lässt sich die Lücke zwischen Einstieg und tiefliegendem Bahnsteig kaum überwinden. Nicht alle schaffen das. Das Ein- und Aussteigen muss zügig vor sich gehen. Der Bahnwärter wartet. Er möchte mit Kette und Schranke wieder den Zugang sperren. Ist dies nicht geschehen, kann er keinen weiteren Zug passieren lassen.

    Bürgermeister meldete Protestaktion als Privatmann an

    Es ist Geroldshausens Bürgermeister Gunther Ehrhardt kaum zu verdenken, wenn er gerne von einem "baulichen Vorkriegsbahnhof" spricht. Mit einer Protest-Versammlung, die er nicht als Bürgermeister, sondern aus rechtlichen Gründen als Privatmann angemeldet hatte, haben nun gut 200 aufgebrachte Geroldshäuser auf die Situation hingewiesen. Mit Tritthockern als Einstiegshilfe, Rollatoren und sogar einem Rollstuhl demonstrierten sie anschaulich die für manch einen Gehbehinderten kaum überwindbare Situation. Rollstuhlfahrern ist der Weg zum Gleis gleich ganz verwehrt. Ein Schild weist auf den zu schmalen Zugang hin.

    Der Bahnsteig am Geroldshäuser Bahnhof ist so niedrig, dass Gehbehinderte kaum eine Chance haben, ohne fremde Hilfe in den Zug zu kommen. 
    Der Bahnsteig am Geroldshäuser Bahnhof ist so niedrig, dass Gehbehinderte kaum eine Chance haben, ohne fremde Hilfe in den Zug zu kommen.  Foto: Christian Ammon

    Bürgermeister und Rat befassen sich seit langem mit dem Thema und haben gelernt: "Es fehlt an dem Geld, das die Bundespolitik zur Verfügung stellt, die Bahn wurde kaputt gespart", so der Bürgermeister. Auch das vollmundige Versprechen des Freistaates unter Ministerpräsident Seehofer, der die bayerischen Bahnhöfe eigentlich bis 2023 barrierefrei machen wollte, wurde unter seinem Nachfolger kassiert.

    Bayerisches Verkehrsministerium sieht sich nicht zuständig

    Das bayerische Verkehrsministerium sieht sich weiterhin nicht als zuständig: Die Zuständigkeit für den Bahnhof Geroldshausen und die Verantwortlichkeit für die zeitlichen Verzögerungen "des dringend notwendigen Umbaus" würden allein beim Bund und bei der Deutschen Bahn liegen: "Aus Sicht des Freistaates ist die Verschiebung des Termins durch die DB äußerst unbefriedigend", heißt es in einer Mitteilung.

    Der Geroldshäuser Bahnhof ist für Gehbehinderte ein Ort mit Hindernissen, die sich nicht immer überwinden lassen.
    Der Geroldshäuser Bahnhof ist für Gehbehinderte ein Ort mit Hindernissen, die sich nicht immer überwinden lassen. Foto: Christian Ammon

    Mit 250 Ein- und Ausstiegen ist Geroldshausen ein eher kleiner Bahnhof. Es gibt deutlich größere Orte, etwa Ochsenfurt oder Kitzingen, die ohne barrierefreien Bahnhof auskommen müssen. Für Kitzingen ist immerhin der Umbau angekündigt, nicht jedoch vor 2029. Doch auch der Geroldshäuser Bahnhof wird von Pendlern aus den umliegenden Orten rege genutzt.

    Dabei hatten die Bürger Hoffnung geschöpft: 2020 kam die Mitteilung der Bahn, den Bahnhof bis 2028 barrierefrei umzubauen und dafür eine Bahnschranke zu streichen. "Alle haben sich die Augen gerieben und gesagt: Machen wir", erinnert sich Ehrhardt. Dann kam jedoch die nächste Überraschung: Eine Brücke über die gesamte Bahnanlage samt Abriss des Baywa-Gebäudes sollte Abhilfe schaffen. Umsetzbar war dieser Vorschlag aufgrund des engen Platzes aus Sicht der Gemeinde nicht. Dann die nächste Überraschung: Nun soll eine Unterführung her, Vollendung 2035. Viele in der Gemeinde halten dies für eine Verzögerungstaktik mit ungewissem Ausgang.

    Für Menschen mit dem Rollator lässt sich der Bahnsteig kaum erreichen, mit dem Rollstuhl überhaupt nicht. 
    Für Menschen mit dem Rollator lässt sich der Bahnsteig kaum erreichen, mit dem Rollstuhl überhaupt nicht.  Foto: Christian Ammon

    Zu der Protestveranstaltung hatten die Geroldshäuser nicht nur Hocker mitgebracht, sondern auch eine Flex und einen Bagger. Die Flex, um das Absperrgebiet auf der gegenüberliegenden Bahnseite zu durchtrennen. Den Bagger, um den etwa zwei Meter breiten Graben bis zum Bahnsteig zu schottern. Der Bahnsteig könnte mit einem Holzpodest so weit angehoben werden, dass ein problemloser Einstieg möglich ist. Die Lösung, die die Bürger nun vorschlagen, wäre ein Provisorium, aber denkbar einfach und günstig herzustellen. An einem Tag wäre die Sache erledigt. Vor diesem Schritt sind die Bürger jedoch zurückgeschreckt - noch.

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