Vor einem Jahr wurden in Oberpleichfeld Gebäude abgerissen, die der Umgestaltung der Kreuzung der beiden Kreisstraßen Wü 3 und Wü 5 im Weg standen. Ende August dieses Jahres soll der Kreuzungsumbau zu einem Kreisverkehr fertig sein. Mit der Baufirma und der Bauphase selbst ist die Gemeinde Oberpleichfeld recht zufrieden.
"Im Moment werden die Gehwege fertig gepflastert und die Bordsteine angepasst", beschreibt Christian May vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Bergtheim den Sachstand. Die Pflanzbeete werden mit Erde befüllt und mit Pflanzen bestückt, die höchstens 80 Zentimeter hoch werden dürfen. Außerdem sollen die Seitenbereiche mit Mutterboden angedämmt und vorerst mit Rasen angesät werden.
Obwohl es schon etliche Gespräche, Sitzungen und im April sogar einen Workshop gegeben hat, steht noch nicht fest, wie die Randbereiche des neuen Kreisverkehrs gestaltet werden sollen. Eine Ecke wurde zur Absicherung bereits mit hohen L-Steinen aus Sichtbeton bestückt. Dass das Aussehen "der Mauer" und deren Umfeld noch ungeklärt sind, bedauern etliche Dorfbewohner.
"Wir fassen gute Beschlüsse, aber setzen sie zu lange nicht um", bezog der Zweite Bürgermeister Christoph Hammer Stellung. Bei der besagten Mauer handelt es sich um die Reste der Abbrüche eines Wohnhauses, eines Stalles und einer Scheune.
Sie wurden während der Bauphase aus zwei Gründen am Kreisverkehr stehen gelassen. Die Anwohner sollten vor Baulärm, Staub und Einblicken ins Private geschützt werden. Und die Bruchsteinmauer mit ihrem Charme könnte bei der ausstehenden Neugestaltung des Platzes möglicherweise "den historischen Bezug herstellen".
Das Ingenieurbüro Mittnacht in Würzburg hatte die Standsicherheit der Restmauer in ihrer Länge von insgesamt 16,5 Metern gewährt. Im Februar dieses Jahres fasste der Gemeinderat deshalb den Beschluss, dass sie noch stehen bleibt und gesichert werden soll. Außerdem solle ein Architekturbüro beauftragt werden, die Gestaltung des Umfelds unter Einbeziehung der Mauer vorschlagsmäßig zu planen.
Noch keinen Auftrag erteilt
Trotz oder gerade wegen einer Auswahl an fachkundigen Planern für das Umfeld haben Bürgermeisterin Martina Rottmann und das Bauamt bisher noch keinen Architekten oder Architektin mit der Gesamtplanung beauftragt. Immerhin hat Diplomingenieur Kehl mittlerweile "die Mauer" bei einer intensiven Voruntersuchung vermessen, kartiert und aus tragwerktechnischer Sicht beurteilt. Sein Ergebnis stellte er einschließlich einer Kostenschätzung dem Gemeinderat vor.
Die drei Abschnitte (Wohnhaus, Stall und Scheune) sind unterschiedlich gut. Matthias Kehl schlug vor, den ersten Bereich abzubrechen und entweder neu aufzubauen oder ganz weg zu lassen. Beim zweiten Bereich wären eine Fundamentsicherung, eine Entsalzung und Ausbesserungen nötig. Der dritte Abschnitt mit seiner Ecke sei "relativ gut" und die Sanierungsmaßnahmen "überschaubar".
Wenn die Mauer oder bestimmte Teile davon erhalten bleiben, sei eine ´"klassische Natursteinabdeckung" angebracht, argumentierte Ingenieur Kehl im Hinblick auf ein homogenes Bild. Als reine Baukosten errechnete er gut 78 000 Euro netto, einschließlich Abriss und Wiederaufbau des ersten Teilstücks und einer Natursteinabdeckung über die gesamte Länge.
Ein Beschluss zur Mauer und zur Gestaltung des Umfelds wurde im Gemeinderat wieder nicht gefasst. Die Diskussion drehte sich erneut im Kreis. Einige Ratsmitglieder möchten die Natursteinmauer erhalten. Andere wünschten sich Vergleichsangebote mit Holz oder Beton, und außerdem könne die Mauer auch niedriger werden. Wieder anderen wären der Abriss und das Anpflanzen von Bäumen und grünen Büschen am liebsten.
Förderung noch ungeklärt
Weil es um die Eruierung von Zuschüssen im Zuge der Dorferneuerung geht, ist auch die Frage einer Förderung noch ungeklärt. Zudem kommen "Probleme mit Abstandsflächen" hinzu, wenn die Mauer abgerissen und neu aufgebaut werden sollte. Außerdem hat Bürgermeisterin Rottmann "noch ein anderes Büro aufgetan", das sich auf die Sanierung von Natursteinmauerwerken spezialisiert hat.
Dieses Büro will sein Patentverfahren einem Ortstermin vorstellen. Das soll der nächste Schritt in Sachen "Mauer an der Kreuzung" sein. Ganz abgesehen davon, dass mit den betroffenen Anwohnern gute Lösungen und Kompromisse an dieser Stelle gefunden werden wollen.