Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: "Keine Anzeige wird eingestellt": Würzburger Behörden geben nach Messerangriff Einblick in ihre Sicherheitsstrategie

Würzburg

"Keine Anzeige wird eingestellt": Würzburger Behörden geben nach Messerangriff Einblick in ihre Sicherheitsstrategie

    • |
    • |
    Polizeibeamte bei einem nächtlichen Einsatz vor dem Würzburger Club Katze (Archivbild).
    Polizeibeamte bei einem nächtlichen Einsatz vor dem Würzburger Club Katze (Archivbild). Foto: Fabian Gebert

    Ein Mittwochvormittag im Büro der Würzburger Staatsanwaltschaft. Oberstaatsanwalt Tobias Knahn blättert durch Gerichtsakten. Hier eine Beleidigung, da ein Betrug – es sind Routinefälle. Bei einer Schlägerei bleibt Knahn hängen. "Das ist so ein Fall", sagt er. Ein 20-Jähriger hat einem anderen vor einer Kneipe die Nase gebrochen. Leider käme so etwas häufig im Würzburger Nachtleben vor, sagt Knahn und verweist auf den Vorfall, bei dem ein 28-Jähriger kürzlich vor einem Club mitten in der Innenstadt erstochen worden war.

    Das Thema Abschreckung gegen Straftaten im Nachtleben wird seitdem vermehrt in Würzburg diskutiert. Die Staatsanwaltschaft sei Teil einer Kooperation mit der Stadt Würzburg und der Polizei, sagt Knahn. Ihr Beitrag sei besonders konsequente Strafverfolgung: "Keine Anzeige wird eingestellt".

    "Um das Nachtleben zu schützen, bejahen wir in Fällen von einfacher Köperverletzung immer das öffentliche Interesse."

    Oberstaatsanwalt Tobias Knahn aus Würzburg

    Eine einfache Körperverletzung sei ein Privatklagedelikt, erläutert Knahn. Die Staatsanwaltschaft erhebe im Regelfall nur dann Anklage, wenn es im öffentlichen Interesse liege. Maßgeblich dafür seien die Gefährlichkeit der Tat sowie etwaige rassistische oder fremdenfeindliche Beweggründe. "Ist dies nicht der Fall, wird das Ermittlungsverfahren eingestellt. Um das Nachtleben in Würzburg zu schützen, bejahen wir in Fällen von einfacher Köperverletzung vor oder in Diskotheken, im Stadtgebiet und anderen sozialen Zentren daher immer das öffentliche Interesse", so Knahn weiter.

    Ein Freitagvormittag im Büro von Uwe Zimmermann, Leiter der Allgemeinen Bürgerdienste in Würzburg. Zimmermann hat nach einer Anfrage zum Gespräch geladen, denn die Thematik sei komplex – insbesondere nach dem tödlichen Messerangriff. Die von der Staatsanwaltschaft benannte Kooperation gebe es seit vielen Jahren, bestätigt Zimmermann: "Es handelt sich um präventive Sozialraumkontrolle." Die Inhalte seien vertraulich. Einige Dinge verrät er dann doch.

    Das verrät die Stadt Würzburg über die strategische Sicherheitskooperation

    Vier Mal im Jahr tage der Runde Tisch mit dem Titel "Sicherheit im sozialen Raum". Beteiligt seien neben ihm die Polizei, die Staatsanwaltschaft sowie Sozialreferentin Hülya Düber. "Es ist ein vorpolitisches Gremium, in dem strukturelle Fragen und Strategien besprochen werden", sagt Zimmermann. Im Anschluss würde der Stadtrat eingebunden.

    Am Freitag, 22. September – also wenige Tage nach der Messerattacke – habe das Gremium zuletzt getagt. "Es war ein Routinetermin", hält Zimmermann fest. Dennoch sei die Messerattacke Thema gewesen: "Wir haben uns gefragt, wie wir die Säge schärfen können." Mit Säge meint er das Ringen mit den Würzburger Nachtclubs um Auflagen und Zugeständnisse.

    Ihm gefalle das Wort Säge nicht, er sehe es lieber als Partnerschaft sagt Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Unterfranken, der an diesem Freitag ebenfalls anwesend ist. Mitglied von "Sicherheit im sozialen Raum" ist Dehoga nicht, der Verband ist jedoch bei der Kooperation "Safer Party" dabei, der die Staatsanwaltschaft ebenfalls angehört.

    "Ich habe die Vollmacht": Dehoga kooperiert mit Würzburger Staatsanwaltschaft

    "Safer Party" wurde vor rund 15 Jahren gegründet, sagt Schwägerl. Er koordiniere die Zusammenarbeit von etwa 15 Kneipen und Nachtclubs mit der Staatsanwaltschaft. Kern der Kooperation sei ein "überörtliches Hausverbot." Werde ein Besucher in einem  Würzburger Club übergriffig, könne entweder ein reguläres oder ein überörtliches Hausverbot erteilt werden.

    Das überörtliche Hausverbot gelte für alle beteiligten Clubs. Ignoriere ein Besucher dies und werde wieder übergriffig, werde dies als Hausfriedensbruch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. "Ich habe die Vollmacht", sagt Schwägerl. Etwa vier Mal im Jahr reiche er eine solche Anzeige ein.

    Auch die Polizei beschäftigt sich mit dem Thema Zusammenarbeit und Abschreckung. "Das Tötungsdelikt hat die Bedeutung behördenübergreifender Sicherheitsmaßnahmen auf tragische Weise unterstrichen", sagte Holger Baumbach, Vizepräsident der Polizei in Unterfranken kürzlich über den jüngsten Messerangriff.

    Polizei: Kooperation soll unkontrolliertes Betrinken in Würzburg stoppen

    Die Polizeiinspektion Würzburg ist Teil des Runden Tisches "Sicherheit im sozialen Raum", wie Sprecher Martin Meilhammer bestätigt: "Durch die Kooperationen sollen dem unkontrollierten Betrinken und den oftmals damit einhergehenden Gewalt- und Sachbeschädigungsdelikten einiger weniger Feiernder besser Einhalt geboten werden."

    Durch regelmäßige Besprechungen mit der Stadt Würzburg könnten Schwerpunkte für Konflikte frühzeitig erkannt werden. "Zuallererst wird versucht, durch Aufklärung und Prävention schon im Vorfeld tätig zu werden, sodass es erst gar nicht zu strafbaren Handlungen kommt." Meilhammer spricht von einem "interdisziplinärem Sicherheitskonzept", zu dem auch die neue Videoüberwachung in der Innenstadt gehöre. Die tatsächliche Strafverfolgung unterscheide sich aus Sicht der Polizei dann jedoch nicht vom üblichen Vorgehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden