Normalerweise wäre Juliane Erdinger gerade mitten im Vorbereitungsmarathon für den von ihr ins Leben gerufenen Zellerauer Kinderkleidermarkt. Er findet zweimal im Jahr im Würzburger Friedrich-König-Gymnasium (FKG) statt und gilt mit rund 200 Verkäufern als eine der größten Veranstaltungen dieser Art in der Region, die Besucher aus dem gesamten Landkreis anzieht. "Eine Woche vor dem Markt ist die heiße Phase", sagt Erdinger, doch diesmal ist es nicht das Einteilen von Helferschichten oder das Auftreiben von Wechselgeld, das sie beschäftigt. Vielmehr denkt Erdinger über Alternativen zum bisherigen Konzept ihres Marktes nach, der in diesem Frühling bereits zum dritten Mal nicht unter den gewohnten Bedingungen stattfinden kann.
Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es den Kinderkleidermarkt Zellerau, im Frühling hätte er zum zwanzigsten Mal stattgefunden. "Bei drei Kindern, die mit Kleidern versorgt werden müssen, habe ich irgendwann kein Land mehr gesehen", erklärt Erdinger ihre Motivation zur Gründung des Marktes, "außerdem wollte ich etwas für die Zellerau tun." Zehn Prozent aller Einnahmen wird, nach Abzug der Fixkosten, jedes Mal an soziale Einrichtungen in der Zellerau, die sich für Kinder einsetzen, gespendet.

"Es schadet niemandem, wenn der Markt nicht stattfindet, aber vermisst wird er schon."
Juliane Erdinger, Organisatorin des Kinderkleidermarkts Zellerau
Über 13 000 Euro sind so im Laufe der Jahre zusammengekommen; außerdem erhalten die Einrichtungen Sachspenden wie Spielzeug, Fahrzeuge, Bücher und Kleider, die von den Verkäufern nach dem Markt gespendet werden. "Es schadet niemandem, wenn der Markt nicht stattfindet", sagt Erdinger, "aber vermisst wird er schon." Zum einen von den Einrichtungen, die von den Spenden profitieren, zum anderen von Verkäufern und Käufern. Die einen schätzen am Kauf und Verkauf gebrauchter Kleidung den Nachhaltigkeitsaspekt; andere wiederum sind auf günstige Einkaufsmöglichkeiten angewiesen.
Das Konzept des Zellerauer Marktes: Die Kleidung wird – statt des auf vielen Märkten üblichen Tischverkaufs, bei dem jeder Verkäufer einzeln seine Waren anbietet – im Vorfeld nach Größen sortiert und auf Tischen ausgelegt, was für mehr Übersichtlichkeit sorgt und Verkäufer überflüssig macht. Genau dieses Konzept aber mache es so schwer, Corona-Beschränkungen und Hygienevorschriften einzuhalten, so Erdinger.

Outdoor-Markt unter Corona-Bedingungen in Randersacker
Bei der Suche nach Alternativen zum klassischen Hallen-Kleidermarkt setzen die Organisatoren des Kinderkleidermarkts in Randersacker erstmals auf eine Outdoor-Variante. Der Elternbeirat des Kindergarten Randersacker hat ihn für den 25. April in der Sportanlage am Sonnenstuhl angesetzt. "Die Idee dazu kam im Herbst bei der Planung des Elternbeirats für das Kita-Jahr auf", sagt Sonja Brückner vom Elternbeirat. Die Entscheidungen rund um den Outdoor-Markt müssten kurzfristig und in Abstimmung mit den öffentlichen Stellen getroffen werden, so Brückner. Zudem müsse der zum Zeitpunkt des Marktes gültige Hygieneplan eingehalten werden.
Falls das Wetter oder zu hohe Inzidenzzahlen dazwischenfunken sollten, ist als Ausweichtermin der 15. Mai geplant. "Auch eine komplette Absage ist möglich", heißt es auf der Website des Kindergartens. Anders als sonst soll es keinen Kinderflohmarkt geben, bei dem die Kinder selbst ihre Sachen verkaufen. Die Tische stehen in festem Mindestabstand zueinander; pro Tisch ist außerdem nur eine Person als Verkäufer erlaubt; ein Kuchenverkauf findet nicht statt.
"Eine Handvoll Verkäufer" hätten sich bisher angemeldet. "Da wir mit der Werbung erst richtig starten, sind wir aber optimistisch - die Nachfrage nach Tischen ist normalerweise sehr hoch", so Brückner. Der Ungewissheit, wie der Markt von den Käufern angenommen wird, steht das Team des Elternbeirats gelassen gegenüber: "Wir haben nichts zu verlieren – nur ein paar Stunden Engagement und Zeit."

Reales Markterlebnis versus digitale Verkaufsplattform
Für Juliane Erdinger ist die Outdoor-Lösung keine Option. "Bei dieser Art von Markt ist kein Vorsortieren und Auslegen der Ware möglich – und der Kleidermarkt Zellerau zeichnet sich nun mal durch genau dieses Konzept aus." Stattdessen denkt sie über mögliche Alternativen nach, "im Frühling oder in den Sommermonaten, vielleicht als reiner Spielzeug- und Rollermarkt" - mit Anmeldelisten für die Käufer und einem Hygienekonzept. In jedem Fall setzt sie auf ein "reales" Markterlebnis. "Dass man die Sachen in die Hand nehmen und zum Beispiel bei Kleidung den Stoff fühlen kann, ist durch nichts zu ersetzen", findet sie.
"Spenden geschehen auf freiwilliger Basis - schließlich bieten wir den Verkäufern keine eigene Plattform."
Matthias Bogar, Elternbeiratsvorsitzender Kita St. Nobertus, Waldbrunn
In Waldbrunn dagegen hat man den Spielzeug- und Rollermarkt in die digitale Welt verlegt. Nachdem klar war, dass die Veranstaltung der Kita St. Norbertus im Herbst vergangenen Jahres zum zweiten Mal nicht stattfinden würde, eröffnete der Elternbeirat der Kita eine WhatsApp-Gruppe, in der die Mitglieder alles rund ums Kind zum Verkauf anbieten können. "Wir haben WhatsApp als Kanal gewählt, weil wir auch vorher innerhalb der Elternschaft so kommuniziert haben", sagt der Elternbeiratsvorsitzende Matthias Bogar. Das Ganze sei unverbindlich und wäre, wenn das Experiment schief gelaufen wäre, wieder leicht zu löschen gewesen.
Die Verkaufsgruppe mit mittlerweile 70 Mitgliedern habe sich aber als "gut und praktikabel" herausgestellt, so Bogar. In der Vorweihnachtszeit sei in der Gruppe zwar viel los gewesen, inzwischen habe sich das Angebot aber auf wenige Posts alle paar Tage eingependelt, "vor allem am Wochenende, wenn die Leute Zeit haben, ihre Sachen auszusortieren", so Bogar. Nachdem man in der Anfangszeit unter sich geblieben war, wurde der Gruppen-Link später auch an die Elternschaft des zweiten Kindergartens sowie der Grundschule vor Ort weitergegeben.
Künftig Spendenkonto statt Spendendosen vor Ort
Wer in der Gruppe etwas verkauft, ist dazu aufgerufen, zehn bis 20 Prozent des Ertrags an eine der Kitas zu spenden. "Das geschieht auf freiwilliger Basis", betont Bogar, "schließlich bieten wir den Verkäufern ja nicht viel, wir betreiben ja keine eigene Plattform." Dennoch sei in den in den Kitas aufgestellten Spendendosen etwa 20 Prozent dessen eingegangen, was man sonst durch die Spenden beim Verkauf der Waren auf dem Markt eingenommen hätte. "Die WhatsApp-Gruppe hat sich gut etabliert, deshalb lassen wir sie bestehen", so Bogar.
Nachdem die Gruppe nun gemeinsam als Kooperationsprojekt der Kita St. Nobertus und des Philippus Kinderhaus in Waldbrunn geführt wird, sollen die Spendendosen künftig durch einen Link zu einem Spendenkonto ersetzt werden. Ob es in diesem Frühling noch einen Markt im Haselberghaus vor Ort geben wird, vermag Boger nicht zu sagen: "Ich will es nicht komplett ausschließen, aber im Moment erwartet es niemand."