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Kirchheim: Kirchheim: Ist die Steinlage gar kein historischer Steinbruch?

Kirchheim

Kirchheim: Ist die Steinlage gar kein historischer Steinbruch?

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    Der Steinbruch im Herbst kurz nach der Rodung: Die Terrassen der Bruchkante sind deutlich zu erkennen.
    Der Steinbruch im Herbst kurz nach der Rodung: Die Terrassen der Bruchkante sind deutlich zu erkennen. Foto: Christian Ammon (Archivbild)

    Der Kirchheimer Gemeinderat hat sich dafür ausgesprochen, den Muschelkalk-Abbau in einem bisher ausgesparten Teil des Steinbruchs "Steinlage" zu unterstützen. Als Tagesordnungspunkt 11 wurde der Antrag der Natursteinwerke Marching in der jüngsten Sitzung kurz vor Mitternacht kurz und bündig abgehandelt. Für Ärger hatte im Vorfeld vor allem die Rodung der 2400 Quadratmeter großen Fläche gesorgt. „Die Rodung ist unglücklich verlaufen“, stellte Bürgermeister Björn Jungbauer gleich zu Beginn des Tagesordnungspunkts fest. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sie naturschutzrechtlich nicht zu beanstanden sei. Noch am Tag der Sitzung habe er eine Ortseinsicht vorgenommen, an dem auch ein Vertreter des Unternehmens teilnahm. Also viel Aufregung um nichts?

    So zumindest sieht es die Mehrheit des Gemeinderats. Bei einer Gegenstimme stimmte das Gremium geschlossen für das Vorhaben. Nur die Grünen stellten sich dagegen. Sie hatten mit Nachfragen zur Rodung die Diskussion im Herbst ins Rollen gebracht. Christian Stück (Grüne) kritisierte, dass der auf den früheren Abbauterrassen gewachsene, mindestens 70 Jahre alte Wald gefällt wurde, ohne dass eine gültige Abgrabungsgenehmigung vorlag.

    Kritik an Ausgleichsmaßnahmen

    Auch vermisst Stück auf der ausgewiesenen Ausgleichsfläche eine Umsetzung der vorgeschriebenen Maßnahmen. Dort seien zwar Boden aufgeschüttet, junge Bäumchen gerodet und Mulden angelegt worden. Laichflächen, die für die seltene Gelbbauchunke angelegt werden sollten, könne er darin jedoch nicht erkennen. CSU/Freie Bürger-Rat Erich Felix bezeichnete dagegen die Kritik als „Populismus“. Er lebe seit 70 Jahren in Kirchheim, von einem „historischen Steinbruch“ habe er noch nie gehört. Für diesen Einwurf erhielt er lauten Beifall seiner Fraktionskollegen.

    Naturschutzrechtlich ist laut Landratsamt alles in Ordnung. „Die Einschätzung, dass die Rodung im Rahmen des genehmigten Abbaubetriebes erfolgt sei, beruht auf einem Irrtum bzw. einer Fehlinformation“, heißt es dazu aus der Unteren Naturschutzbehörde auf Nachfrage dieser Redaktion. Es handele sich jedoch nur „um einen formalen Mangel“, der „inhaltlich zu keinem anderen Ergebnis führt.“ Der Rodung und Ausbeute der Teilfläche würden weiterhin „keine grundlegenden naturschutzfachlichen und -rechtlichen Belange entgegenstehen“. Auf die fehlende Genehmigung habe das Landratsamt das Unternehmen im März 2021 hingewiesen. Am 29. April gab es zudem eine Baukontrolle.

    Falsche Aussage der Behörde

    Auch dazu, wie es zu der falschen Aussage des Mitarbeiters kam, gibt die Behörde eine Erklärung. Die Fläche sei „zwar im Flächenumgriff der Abgrabungsgenehmigung aus dem Jahr 2008 enthalten, dort aber nicht als beantragte Abbaufläche, sondern als Bestand dargestellt.“ Auf dem Plan trägt der Bestand jedoch den Vermerk „vorheriger Steinbruch“. Im Erläuterungsbericht zum Antrag des Steinwerks, der der Redaktion in Auszüge vorliegt, taucht eine andere Formulierung auf. Dort ist von einer „bewachsenen Abraumböschung, aus dem angrenzenden und bereits ausgebrochenen Steinbruch“ des gleichen Eigentümers die Rede. 

    Ein Blick in den im Internet verfügbaren Bayernatlas des Freistaates lässt keine Abraumböschung erkennen, sondern die in L-Form angelegten Terrassen zum Steinabbau. Wann diese genau entstanden sind, ist unklar. Sicher ist, dass es vor 1945 gewesen sein muss. Geschäftsführer Peter Scheuermann erklärt diese Unstimmigkeit auf Nachfrage damit, dass es am oberen Rand des Geländes tatsächlich eine schmale Abraumböschung gebe. 

    Ungenauigkeiten beim Antrag zur Abbruchgenehmigung führt Scheuermann darauf zurück, dass es für ihn der erste Antrag dieser Art gewesen sei. Er lege großen Wert aus die Zusammenarbeit mit dem Naturschutz. Außerdem weist er darauf hin, dass das Biotop ohne den Steinabbau nie entstanden wäre und nach dem Abbruch wieder hergestellt wird. Der Steinbruchbetrieb sei „ein Geben und Nehmen“, so Scheuermann.

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