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Würzburg: Kirchliche Klänge und harte Texte

Würzburg

Kirchliche Klänge und harte Texte

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    Konzert Monteverdichor Neubaukirche, 26.10.2024
    Konzert Monteverdichor Neubaukirche, 26.10.2024 Foto: Helmut Hartwig

    Der Monteverdichor spielte am vergangenen Wochenende Georg Friedrich Händels Oratorium "Esther" und verwandelte die Würzburger Neubaukirche in einen historischen Aufführungsort. Das Werk, in der überarbeiteten Fassung 1732 in London uraufgeführt, war Händels erstes Oratorium in englischer Sprache. Das Barockorchester der HfM Würzburg begleitete die sechs hochkarätigen Gäste auf traditionellen Instrumenten, was im Vergleich zu heutiger Aufführungspraxis nochmal etwas ganz anderes ist. Da kommt es auch am Ende eines Aktes vor, dass die Instrumente nicht mehr ganz in Stimmung sind. Das gehört eben dazu!

    Heimspiel

    Anna Feith (Sopran) und Barbara Buffy (Alt) sowie Anna Nesyba (Sopran), Sven Fürst (Bass) und Mattis Heyne (Tenor) haben alle ihr Studium an der Würzburger Hochschule für Musik absolviert. Somit war "Esther" in der Neubaukirche ein echtes Heimspiel. Als Gast des Abends reiste der Countertenor Joël Vuik aus den Niederlanden an. Der preisgekrönte Monteverdichor gab ein wunderschönes Bild vor der imposanten Konzertorgel ab. Unter der Leitung von Matthias Beckert, der sich sichtlich in der Musik verlieren kann, ertönte das Stück in dem unbeschreiblichen Hall, den nur eine große Kirche erzeugen kann. So müssen Engelsstimmen klingen!

    Leider fehlte etwas

    Was dieses Mal, wie leider bei vielen Aufführungen klassischer Werke, deutlich zu kurz kam, war eine vernünftige Einordnung des Stücks. Der zu Grunde liegende Text, den Händel aus dem Alten Testament entnahm, behandelt nämlich den Racheakt eines persischen Regierungsmitglieds, das die Zerstörung Israels und die Ermordung der jüdischen Bevölkerung vorsieht. Und das an manchen Stellen doch recht explizit. Am Ende siegt jedoch die Liebe zu Gott und die Menschen werden vor dem Unheil bewahrt - mit Ausnahme des Persers, der den Tod erleiden muss. Das alles in altem Englisch und wunderschön arrangiert. Um ehrlich zu sein: Das ist etwas befremdlich.

    Es geht nicht darum, Stellung zu beziehen oder Partei zu ergreifen, aber sensible Themen müssen in einen Kontext gesetzt werden, bevor es zur Aufführung kommt. Wenn Kultur weitergelebt werden soll, muss sie auch zeitgemäß aufbereitet werden. Reißerische Programmheft-Texte mit Zeilen wie "fiebern Sie mit einem Volk mit, das nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal um sein Überleben kämpft", muten höchstens an Filmplakate aus den 60ern an und verlieren ganz schnell an Geschmack.

    Eine renommierte Institution wie der Monteverdichor dürfte sich durchaus eine kurze, einleitende Rede leisten und sollte sich nicht dagegen entscheiden, historische Kunst richtig einzuordnen. Denn an diesem Abend ging es sicherlich allen nur um eine Sache: die Musik.

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