Kita-Wunsch angeben und schon ist der Betreuungsplatz für das Kind sicher: Ganz so einfach ist der Weg zum Kita-Platz auch mit dem Online-Portal "Little Bird" nicht. Vor zwei Jahren wurde die Vormerkplattform eingeführt; seitdem gibt es immer wieder Kritik. Wie das Portal funktioniert, erklärt Monika Kraft, Leiterin der Kindertagesbetreuung beim Jugend-, Familien- und Sozialreferat der Stadt Würzburg.
Frage: Wie hat sich die Vergabe von Kitaplätzen durch Little Bird verändert?
MONIKA KRAFT: Insgesamt gibt es derzeit 78 Einrichtungen von 45 Trägern im Stadtgebiet, darunter sieben städtische. Alle Träger unter einen Hut zu bringen, war eine große Herausforderung. Bis wir das System implementiert hatten, dauerte es zwei Jahre. Inzwischen läuft die Kita-Suche auf der Homepage der Stadt nur noch über das Portal, da sich fast alle Einrichtungen in Würzburg an dem System beteiligen. Nur zwei Einrichtungen sind noch nicht dabei. Uns war es wichtig, dass die Träger freiwillig mitmachen. Das heißt aber auch, dass wir immer mit 45 Trägern in Kontakt sind, wenn sich etwas ändert.
Welche Folgen hat das?
KRAFT: Das macht das Geschäft zeitintensiv. Ein Träger lässt sich von uns nicht sagen, welches Kind er aufnimmt. Das entscheiden die Einrichtungen nach ihren eigenen Kriterien. Die einzige Übereinkunft, die wir getroffen haben, ist, dass in Kindertageseinrichtungen keine Kinder unter zehn Monaten aufgenommen werden. Ansonsten setzen wir bei der Zusammenarbeit mit den Trägern auf Kooperation und Verständnis. Daher können wir auch nicht festlegen, dass Eltern sicher einen der acht im Portal angegebenen Plätze bekommen. Wenn es keine städtische Einrichtung ist, habe ich keine Möglichkeit, in die Entscheidung einzugreifen.
Was ist Ziel des Portals?
KRAFT: Das Kürzel des Portals beschreibt die Aufgabe: InVo-Sys steht für Informations- und Vormerksystem. Das System dient der transparenten, übersichtlichen Information von Eltern. Sie gehen auf ein Portal und haben alle Informationen zu den Kitas, die sie brauchen. Eltern geben die für sie relevanten Merkmale ein, wie etwa Alter des Kindes oder Stadtteil, und bekommen eine Liste der in Frage kommenden Einrichtungen. Früher haben Eltern in den Kitas angerufen und sich auf die Bewerberliste schreiben lassen. Um sich zu versichern, dass sie wirklich auf dieser Liste stehen, haben viele in regelmäßigen Abständen erneut bei den Kitas angerufen. Das ist nicht mehr nötig. Das System bestätigt die Registrierung per Mail, und der Bearbeitungsstatus kann jederzeit online abgerufen werden.
Soweit die Theorie, doch immer wieder bleibt diese Bestätigungsmail aus.
KRAFT: Diese Rückmeldung haben wir auch schon bekommen. Wir haben eine Vereinbarung mit den Trägern, dass sie Betreuungsanfragen innerhalb von fünf Tagen bearbeiten sollen, aber ich sitze nicht nebendran.

Sie sind also auf den guten Willen der Kitas angewiesen?
KRAFT: Ja. Ich denke, bei vielen Einrichtungen klappt die Kooperation. Ich nehme die Kita-Leitungen auch in Schutz. Sie sind überlastet. Wir wollten sie mit dem System entlasten, dennoch ist es unglaublich viel Arbeit. Ich möchte daher keine Schuldzuweisungen machen. Es geht darum, in der Kommunikation Verbesserungen zu finden.
Abgesehen von fehlenden Bestätigungen: Was sind typische Fehler oder Probleme bei "Little Bird"?
KRAFT: Zweimal in den vergangenen Jahren gab es bisher einen Totalausfall. Dass Daten nicht auftauchen oder nicht weitergegeben werden, ist noch nie vorgekommen. Eltern erzählen uns manchmal Geschichten, aber mit dem System lässt sich genau nachvollziehen, in welchen Kitas sie sich vorgemerkt haben und wo sie abgelehnt wurden. "Little Bird" ist ein deutschlandweites System, das individuell angepasst werden kann. Einige Dinge haben wir bereits umprogrammieren lassen. So erhalten Eltern jetzt beispielsweise einen Hinweis, dass man sich nicht registrieren kann, wenn die Betreuung in drei Monaten oder kürzer beginnen soll. Außerdem muss das Kind geboren sein, um es anzumelden. Sonst hätten wir das Problem unvollständiger Stammdaten, die nur mit einem immensen Aufwand zu bereinigen sind.
In dem Portal können sich Eltern für acht Betreuungseinrichtungen vormerken lassen. Haben Eltern die Sicherheit, dass sie auch einen der acht Plätze bekommen?
KRAFT: Nein. Die Träger entscheiden eigenverantwortlich, wer einen Platz bekommt. Das Portal stellt nicht sicher, dass dieser in einer der acht Einrichtungen ist. Ziel der Begrenzung ist, dass sich Eltern bewusst überlegen, welche Einrichtung für sie interessant ist.
Muss man denn alle acht Optionen ausfüllen, um einen Platz zu bekommen?
KRAFT: Nein. Wer alle acht ausfüllt, erhöht seine Chance ein Stück weit, aber wir haben auch Eltern, die sich nur in einer Kita vorgemerkt und diesen Platz bekommen haben. Es können jedoch immer acht Plätze aktiv gehalten werden. Im Moment einer Absage ist die Bewerbung um einen neuen Platz möglich.
Zudem besteht die Möglichkeit, bei diesen acht Plätzen Priorisierungen zu vergeben.
KRAFT: Das ist hilfreich für die Kitas. Sieht die Einrichtung, dass sie nur Priorität sechs ist, ist es wahrscheinlich, dass Eltern ihr Kind in eine höher priorisierte Einrichtung geben, sobald sie dort einen Platz haben. Unserer Erfahrung nach geben Eltern nur Priorität eins und zwei an, da sie befürchten, ihre Chancen mit einer niedrigen Priorität zu verringern.
De facto ist es angesichts des Mangels an Kitaplätzen derzeit in Würzburg aber doch so, dass man nimmt, was man kriegen kann.
KRAFT: Ich finde es bedenklich, wenn Eltern einfach irgendeinen Platz annehmen. Sie stellen nicht ihren Koffer ab, sondern sie lassen ihr Kind dort betreuen. In der Debatte um Betreuungsplätze tritt das ein bisschen in den Hintergrund. Ich finde es wichtig, dass sich Eltern Gedanken machen, ob sie ihr Kind wirklich in einer Kita abgeben wollen - oder vielleicht doch einen längeren Weg zu einer anderen Einrichtung oder eine längere Wartezeit in Kauf nehmen.
Wann muss man sich kümmern, um rechtzeitig einen Platz zu bekommen?
KRAFT: Sicher macht keiner eine Geburtenplanung danach, dass die Betreuung am 1. September beginnt. Die beste Option auf einen Kita-Platz ist allerdings am 1. September. Ab dem Schuleinschreibetermin wissen die Kitas, wie viele Kinder in die Schule wechseln. Somit zeigt sich, wie viele von der Krippe in den Kindergarten nachrutschen können. In Bayern gibt es eine kindbezogene, staatliche Förderung. Ein Träger bekommt also nur dann Geld, wenn das Kind anwesend ist. Es kann sich kein Träger leisten, einen Platz über mehrere Monate freizuhalten. Grundsätzlich gilt: Wer sich früh anmeldet, hat die besseren Chancen.
(K)ein Platz für Kinder Betreuungsplätze für Kleinkinder und auch Hortkinder sind derzeit in vielen Städten und Landkreisen knapp. In der Serie "(K)ein Platz für Kinder" beschäftigt sich die Lokalredaktion für Würzburg Stadt und Land mit dem Thema Kinderbetreuung, beleuchtet die aktuelle Situation, gibt Einblick in die Vergabe von Kindergartenplätzen und informiert über Zukunftslösungen, die Stadt und Landkreis Würzburg im Visier haben.