Rund 3000 Menschen freuen sich darauf, am Freitagabend das Spiel der Kickers im Flyeralarm-Stadion anzuschauen. Einige Menschen am Dallenberg freuen sich nicht. Per e-Mail fordern sie Anwohner dazu auf, die „Wahnsinnspläne“ der Kickers zu beenden.
Solange das Stadion nicht voll war, hatten die Dallenberger nichts gegen den sportlichen Nachbarn. Doch seitdem die erfolgreichen Regionalliga-Kicker ab und zu auch mal 12 000 Fußballfans anziehen, ist der Aufstieg in die dritte Liga für manche Anwohner zur Horrorvorstellung geworden.
„Bei Flutlicht ist mein Wohnzimmer hell erleuchtet“, beschwert sich ein Anwohner über die neue Lichtanlage des Vereins, das am Freitag Premiere feiert. Bislang wurde die Beleuchtung zwar nur getestet, der Anwohner ist sich jedoch sicher, dass diese seine Familie massiv belästigen wird. Ihn stört noch mehr: Lärm und Wildpinkler, die in seinen Garten urinieren würden. Dem Anwohner zufolge geht der forcierte Aufstieg der Kickers zu Lasten eines bislang friedlichen Wohngebietes. Andere Anwohner berichten unserer Redaktion vor allem über massive Probleme durch kreuz und quer parkende Autos.
Die Kickers wollen das Stadion modernisieren, um die Zuschauerkapazität dauerhaft auf 12 300 Menschen zu erweitern. Diese Anzahl darf zwar auch jetzt schon ins Stadion, aber der Verein muss das jedes Mal einzeln bei der Stadt beantragen. Während die gesamte Baugenehmigung noch aussteht, wurden Fluchtwege und Flutlichtanlage bereits genehmigt – Voraussetzungen für das DFB-Pokalspiel am Mittwoch gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig.
Die Auflagen der Stadt: Beleuchtungsstärke sowie der Blendwirkung im Wohngebiet müssen durch einen Sachverständigen bis November gemessen werden. Ein Gutachter ist zum Ergebnis gekommen, dass unter diesen Bedingung das Flutlicht zumutbar sei - sofern es nur für Spiele genutzt werden. Laut Verein sind das maximal zehn im Jahr.
Besondere Auflagen gibt es auch für Lärmschutz. Ob diese Bedingungen eingehalten werden, muss der Verein noch mit einem Gutachten klären. Generell sollen sich kommende Abendveranstaltungen an den Vorgaben der Bayerischen Biergartenverordnung orientieren. Sprich: Veranstaltungsende 22 Uhr, Räumung des Geländes bis 23 Uhr.
Außerdem fordert die Stadt vom Veranstalter, die Spiele so zu organisieren, dass Verkehrschaos und Lärm auf dem Nachhauseweg vermieden werde. Prinzipiell sei eine stärkere Auslastung des Stadions im Wohngebiet Dallenberg aber möglich. „Früher fanden hier Veranstaltungen mit deutlich mehr als 12 000 Menschen statt“, erklärt Rathaussprecher Christian Weiß. Das Stadion besteht seit gut 50 Jahren.
„Wir wollen diese Ausweitung verhindern“, nennt einer der Anwohner das Ziel seiner Bemühungen. Insgesamt vier Anwohner hätten Anfang der Woche gemeinsam eine Kanzlei beauftragt, um gegen die Genehmigungen der Stadt zu klagen. Den Versuch, eine einstweilige Verfügung gegen die Flutlichtanlage zu erwirken und damit das DFB-Pokalspiel am Mittwoch zu verhindern, habe man inzwischen aufgegeben. In einem Brief an Oberbürgermeister Christian Schuchardt kritisiert einer der Anwohner dass die Nachbarn nicht in die Planung eingebunden worden seien. Er bedauert, dass die Stadt es auf „die juristische Auseinandersetzung mit den Bürgern/Anwohnern des Dallenberg ankommen“ lasse. Dazu Rathaussprecher Weiß: „Es ist gutes Recht der Anwohner, wenn sie ihre Interessen verletzt sehen, zu klagen. Die Belange der Nachbarn wurden in den Verfahren durch die Stadt Würzburg geprüft und berücksichtigt.“
„Wir wollen unsere Nachbarn mitnehmen und haben sie in einer eigenen Info-Veranstaltung über unsere Pläne informiert“, verteidigt sich Kickers-Vorstand Michael Schlagbauer gegen den Vorwurf fehlender Informationen. 18 von rund 60 Anwohnern haben die Pläne unterschrieben. Laut Schlagbauer versuche man die Situation durch zusätzliche Toiletten, bessere Beschilderung und mehr Parkplatzeinweiser zu verbessern.
Wie aufgeheizt die Stimmung am Dallenberg ist, zeigt die Reaktion auf eine Sponsoren-Party am vergangenen Wochenende. Einige Nachbarn alarmierten die Polizei und zeigten den Veranstalter wegen Lärm- und Lichtbelästigung an.
Wie die Kickers das Stadion modernisieren, lesen Sie HIER