Das Landkreisgymnasium in Veitshöchheim platzt aus allen Nähten. Schuld daran ist die Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums im Jahr 2017, die dafür sorgt, dass im kommenden Schuljahr ein Jahrgang mehr unterrichtet werden muss. Das Problem trifft nahezu alle bayerischen Gymnasien. Doch in Veitshöchheim ist die Not so groß, dass als Zwischenlösung zwei Klassenräume in Containern geschaffen werden müssen. Ob das dreizügige Gymnasium auf Dauer einen Anbau erhält oder sogar um einen vierten Jahrgangszug erweitert wird, hängt vom Ergebnis eines Planungsverfahrens ab, das der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat.
Heuer haben die letzten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus dem G8 ihr Abitur abgelegt. Das bedeutet, dass die nächsten Abiturprüfungen für das G9 erst 2026 stattfinden werden. Im kommenden Herbst werden aber voraussichtlich 84 Schülerinnen und Schüler in der fünften Klasse des Gymnasiums neu aufgenommen, so Schulleiter Bernhard Brunner vor dem Kreistag. Um überhaupt in einen geregelten Schulbetrieb starten zu können, seien mindestens zwei zusätzliche Klassenräume unabdingbar. Trotzdem müssten im kommenden Schuljahr kleinere Klassen zusammengelegt und Fachräume fachfremd genutzt werden.
Neue Aufgaben: Der Platz des alten G9 reicht bei weitem nicht mehr
Das Gymnasium war im Jahr 2000 noch zu Zeiten des alten G9 gebaut worden. Warum der Platz heute nicht mehr für das neunstufige Gymnasium reicht, kann Schulleiter Brunner anhand der Aufgaben erklären, die seitdem hinzugekommen sind. Dazu zählen ein Schulpsychologe, die Beratungslehrkräfte und die Schulsozialarbeit, die Räume benötigen, in denen die Vertraulichkeit des Gesprächs gewahrt bleibt.
Platz braucht aber vor allem die offene Ganztagesschule, für die derzeit sogar die ehemalige Hausmeisterwohnung herhalten muss. "In der offenen Ganztagesschule haben wir Aufnahmestopp", so Brunner, "wir würden sie gerne erweitern, aber dazu fehlt der Platz." Längerfristig sieht der Schulleiter den Bedarf für sechs bis acht zusätzliche Unterrichtsräume, mehr Arbeits- und Aufenthaltsplätze für die Schülerinnen und Schüler, ein größeres Lehrerzimmer und eine Möglichkeit zur Erweiterung des Ganztagesangebots.

Bei der Anmeldung versuche die Schule bereits, Schüler auf andere Gymnasien zu verweisen, so der Schulleiter weiter. Doch dort seien die Platzprobleme ähnlich groß, wie der Ministerialbeauftragte für die unterfränkischen Gymnasien, Robert Christoph, deutlich macht. "Vier Gymnasien in Würzburg nutzen bereits Ausweichquartiere", so Christoph. Die Lage sei ernst und spitze sich weiter zu. Durch die Rückkehr zum G9 steige die Schülerzahl in den Gymnasien im Raum Würzburg im kommenden Schuljahr um rund 870.
Landkreis in der Verantwortung: Die Stadt bietet weitaus mehr Schulplätze
"Angesichts der Zahlen wäre die Vierzügigkeit des Gymnasiums in Veitshöchheim der logische Schritt", meint Schulleiter Bernhard Brunner. Den Vorschlag unterstützt auch der Ministerialbeauftragte und verweist auf die besondere Verantwortung des Landkreises für die Schaffung weiterer Schulplätze. Der Landkreis mache im Großraum Würzburg 56 Prozent der Bevölkerung aus, stelle aber an seinen beiden Gymnasien - dem Gymnasium Veitshöchheim und dem Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg - nur 23 Prozent der Schulplätze. An den fünf städtischen Gymnasien liege der Anteil der Landkreisschüler bei über 40 Prozent.

Auch Landrat Thomas Eberth sieht den Landkreis in der Verantwortung, verweist aber auf die angespannte Finanzlage. "Das Geld für eine Erweiterung müssen wir uns vom Kreditmarkt holen", so Eberth. Ein klares Signal für eine spätere Erweiterung möchte auch CSU-Fraktionsvorsitzender Björn Jungbauer abgeben. ÖDP-Sprecher Matthias Henneberger fordert aber mehr Informationen über die künftige Entwicklung der Schülerzahlen. "Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, umso mehr merkt man, dass eine Vierzügigkeit nötig ist", meint hingegen SPD-Kreisrat Bernhard Schlereth. "Es ist an der Zeit, keine Zeit mehr zu verlieren."
Am Ende steht der Beschluss, wonach der Landkreis zeitnah zum geschätzten Preis von 400.000 Euro Container zur Unterbringung von zwei Klassenräumen anschafft. Darüber hinaus soll ein Planungsverfahren eingeleitet werden, das die Erweiterung als drei- und vierzügiges Gymnasium gegenüberstellt und als Grundlage für die weiteren Entscheidungen dient. Dass eine Investition nur durch Kredite finanziert werden könnte, stellt für Jessica Hecht (Grüne) kein Problem dar. "Wenn wir schon Schulden machen, dann für unsere Kinder", so Hecht.