Selten hat eine neu gegründete Partei so schnell Erfolg gefeiert wie das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Nach den bundesweit 6,2 Prozent bei der Europawahl zog die links-konservative Partei gleich mit zweistelligen Ergebnissen in die Landtage von Thüringen, Sachsen und Brandenburg ein. Die Euphorie ist groß, am 16. November soll in Ingolstadt ein bayerischer BSW-Landesverband gegründet werden. Auch in Unterfranken steht die Partei in den Startlöchern.
Als enger Vertrauter von Namensgeberin Wagenknecht koordiniert der Schweinfurter Bundestagsabgeordnete Klaus Ernst die Aktivitäten im Freistaat. 100 Mitglieder habe man bereits in Bayern, sagt Ernst, rund zehn in Unterfranken. Zum großen Teil seien dies Frauen und Männer, die wie er von der Linken gewechselt sind, so Ernst.

Hinzu kämen um die 2000 Menschen quer durch alle Alters- und Berufsgruppen, die Interesse an einer BSW-Mitgliedschaft gezeigt oder ihre Unterstützung, beispielsweise durch Spenden, zugesagt hätten. Selbst bisherige CSU-Mitglieder hätten in Gesprächen Sympathien für Sahra Wagenknecht geäußert.
Angepeilt sei ein "kontrolliertes Wachstum", Interessenten an der Parteimitgliedschaft schaue man sich genau an, sagt Ernst. "Wir wollen wissen, wer bei uns mitmacht." An Unzufriedenen, die regelmäßig die Partei wechseln, habe man kein Interesse. Klar sei aber auch, dass es einer ganzen Menge engagierter Mitstreiterinnen und Mitstreiter bedarf, um die kommenden Wahlkämpfe erfolgreich zu bestreiten.
Klaus Ernst zögert noch mit seiner Entscheidung über Kandidatur
Damit das BSW bei der Bundestagswahl in Bayern mehr als die 3,8 Prozent von der Europawahl erreicht, braucht es nicht zuletzt profilierte Persönlichkeiten. Klaus Ernst selbst wäre dabei die erste Adresse. Seit 2005 ist der Gewerkschafter Mitglied des Bundestags, von 2010 bis 2012 war er sogar Vorsitzender der Linken. Ob er im September 2025 für die neue Partei noch einmal antritt, will der 69-Jährige noch nicht sagen: "Meine Entscheidung ist noch nicht spruchreif." Bis zum Frühling habe man mit der Listenaufstellung ja noch Zeit.

Zurückhaltend, was mögliche Kandidatinnen und Kandidaten betrifft, gibt sich auch der Schweinfurter BSW-Stadtrat Robert Striesow. Der ehemalige Linken-Kreisvorsitzende fungiert gemeinsam mit dem früheren Würzburger Linken-Stadtrat Sebastian Roth als BSW-Beauftragter für Unterfranken. Nach Gründung des Landesverbands in Ingolstadt werde man sich dranmachen, Bewerberinnen und Bewerber für die fünf unterfränkischen Wahlkreise zu nominieren, sagt Striesow. Ob er selbst für den Bundestag kandidiert, wisse er noch nicht. "Das ist alles noch offen."
BSW will auch bei Kommunalwahl 2026 antreten
Der 37-Jährige weist derweil darauf hin, dass man beim Aufbau der BSW-Strukturen in Bayern und Unterfranken nicht nur die Bundestagswahl am 28. September 2025 in den Blick nehmen dürfe. Bereits wenig später, nämlich am 8. März 2026, stehen im Freistaat Kommunalwahlen im politischen Kalender. Vor allem in den Ballungsräumen, wo die Linken bisher ihre Hochburgen auch in Unterfranken hatten, wolle man dann Kandidatinnen und Kandidaten aufstellen, so Striesow.