Klaus Ott steckt seine Nase überall rein. Egal ob bei Siemens, dem Medienunternehmen Leo Kirch, der Steuererklärung von Uli Hoeneß oder in komplizierte Cum-Ex-Aktiengeschäfte. Der Journalist der Süddeutschen Zeitung beißt sich fest, gräbt tief, lässt nicht alles durchgehen, was nicht in Ordnung ist.
Klaus Ott ist ein Ochsenfurter Gewächs. Zur Schule gegangen ist er einst in Marktbreit. Der Freundeskreis des Gymnasiums hat ihn nach Ochsenfurt in die Stadtbibliothek eingeladen. Der Journalist berichtete aus dem Alltag, schilderte, wie eine Zeitung entsteht und wie wichtig es ist, Nachrichten zu prüfen, bevor ein „Schmarrn“ in den sozialen Medien massenhaft verbreitet wird.
Ein paar Zeilen über ein Handballspiel des TVO hat Klaus Ott vor mehr als 40 Jahren für die Main-Post geschrieben – und der Grundstein für seine journalistische Karriere war gelegt.
Statt auf der Schulbank zu sitzen, saß er lieber als Berichterstatter bei Veranstaltungen. Die Schule war ihm zu theoretisch. Er, der Praktiker, wollte lieber etwas Handfestes. Bei der Süddeutschen Zeitung ist Klaus Ott mittlerweile sein eigener Chef. „Das ist schon ein großes Glück“, sagt er.
Wächterpreis gewonnen
Ein Glück, zu dem er aber auch viel beigetragen habe. Ott wurde mehrmals mit dem renommierten Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit Wirtschaftskriminalität. Seine Recherchen sind gefürchtet. Dabei ist es seine oberste Prämisse, hart und fair zugleich zu sein.
In seinen Aufgabenbereich fallen auch Schulbesuche. „Es wird immer wichtiger zu erklären, wie eine Zeitung entsteht.“ Täglich die Spreu vom Weizen zu trennen, aus einer Informationsflut auszuwählen, die Bücher füllen könnte und dabei stets dem Leser eine Orientierung zu geben. Dabei sei die Hauptaufgabe, so zu informieren, dass jeder, der sich einbringen möchte, durch die Tageszeitung auch das nötige Rüstzeug bekommt.
Nur ein Ausschnitt
Dabei betont er: „Nichts kommt ungeprüft in die Zeitung.“ Wobei jeder einzelne Artikel nur ein Ausschnitt sei und längst nicht alles ausleuchten kann. „Wir schildern den Lesern die Welt so wie sie ist – auch mit allen Abgründen“, fügte er hinzu und betonte: „Journalisten sitzen zwischen allen Stühlen, aber bei Niemandem auf dem Schoß.“ Mehr Chance als Risiko sieht Ott im Internet. Gerade in einer Zeit, wo jeder sein eigener Journalist und Verleger sein könne, bedürfe es Experten, die Nachrichten sauber recherchieren können.
Beispielsweise verbreitete sich beim Amoklauf in München viel „Schmarrn“ im Netz. Von Schüssen im Hofbräuhaus bis hin zum mehreren Attentätern war in den sozialen Netzwerken zu lesen. In der Redaktion der Süddeutschen Zeitung arbeiteten an diesem Abend zwischen 40 bis 50 Kollegen, die alle freiwillig aus ihrem Feierabend an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt seien.
Sie recherchierten nach, was sich in den sozialen Medien, wie ein Lauffeuer verbreitete. Sie riefen beispielsweise beim Wirt im Hofbräuhaus an und konnten so schnell aufklären, dass es keine Schüsse gab. „Damit ist dem Leser viel geholfen, wenn er weiß, was eine gesicherte Basis ist“, so Ott. „Wenn sie einen Wegweiser im Dschungel der Nachrichtenflut haben.“