„Wir haben ja schon länger nichts mehr in Würzburg gebaut“, sagt Architekt Christian Brückner und schaut nachdenklich aus dem Fenster seines Büros in der Veitshöchheimer Straße, von wo aus er auf die Bühne des Hafensommers schaut. Dieser Anblick gefällt ihm. Noch mehr freut er sich aber über einen neuen Auftrag, den sein Büro, das er zusammen mit seinem Bruder Peter leitet, vor kurzem bekommen hat. Brückner & Brückner gewannen nämlich einen Einladungswettbewerb für den Bau einer ökumenischen Wegkapelle für die Landesgartenschau 2018. „Trinitatis“ (Dreifaltigkeit) lautet der Arbeitstitel, den die Architekten ihrem Projekt gegeben haben.
Ausgelobt wurde der Architekturwettbewerb, zu dem acht regionale Büros eingeladen waren, gemeinsam von der Diözese Würzburg und dem evangelisch-lutherischen Dekanat Würzburg im April, also genau ein Jahr vor Beginn der LGS. Abgabeschluss für die Entwürfe war bereits Ende Juni. Es blieb also nicht viel Zeit für die Anfertigung eins Entwurfs. Auch wenn die Zeit knapp war, studierte Christian Brückner den Ort für die Kapelle bei mehreren Besuchen und ließ die Atmosphäre auf sich einwirken. Die Kapelle wird auf einer mit Bäumen bewachsenen Fläche direkt neben dem Alten Park entstehen, die am LGS-Rundweg „Beltwalk“ liegt.
Einmalig in einem Architektenleben
Als „unglaublich“ und „einmalig“ bezeichnet Christian Brückner die Aufgabe für den Kapellenbau. Schließlich kommt es in einem Architektenleben nicht jeden Tag vor, bei einer Gartenschau einen architektonischen Akzent setzen zu können. Und er fügt hinzu: „Natürlich sind wir total glücklich, mal wieder etwas in Würzburg bauen zu dürfen.“ Hier haben Brückner & Brückner das Museum im Kulturspeicher und in der Nachbarschaft das heutige Hafensommer-Areal mit dem geschwungenen Dach des Heizkraftwerks geplant und gebaut. Danach haben sie auch noch einen Entwurf für den Umbau der Frankenhalle als zweite Spielstätte des Mainfranken Theaters angefertigt, ein Projekt, das dann im Lauf einer politischen Diskussion gestoppt wurde. Was Christian Brückner immer noch sehr bedauert.
Jetzt also die Kapelle. Für die Architekten ist es vom Bauvolumen her ein eher kleines Projekt. Die dreieckige Kapelle (als Symbol für die Dreieinigkeit) wird lediglich eine Grundfläche von 25 Quadratmetern und eine Höhe von elf Metern haben. Dafür misst Christian Brückner dem Trinitatis-Projekt eine umso größere Bedeutung bei. Dies hätten auch die Reaktionen von Kollegen gezeigt, nachdem das Wettbewerbsergebnis bekannt geworden sei. Immer wieder, so berichtet Brückner, sei er in jüngster Zeit auf dieses Projekt angesprochen worden. Schließlich besitze die Kapelle nicht nur eine große Strahlkraft für die Gartenschau, sondern werde darüber hinaus auch eine Bedeutung für den neuen Stadtteil Hubland haben.
Blick wird gen Himmel geführt
Nach intensiver inhaltlicher Beschäftigung mit Ort und Symbolik haben sich die Architekten für einen Entwurf entschieden, der Ähnlichkeit mit einer Pyramide hat, aber nicht aus vier, sondern lediglich aus drei Seiten besteht. Eine der drei Seitenwände ist ein Stück weit zurückgesetzt beziehungsweise eingeklappt. Ganz bewusst wird an den drei Seitenflächen auf Öffnungen wie Fenster oder Schlitze verzichtet. Ihr Licht erhält die Kapelle dadurch, dass die sich nach oben verjüngenden Wände an der Spitze quasi abgeschnitten werden und so eine Öffnung entsteht, die mit einer Glasplatte abgeschlossen wird.
„Das lenkt den Blick der Besucher nach oben auf Himmel und Sonne“, erklärt Brückner und führt als Vergleich das berühmte Pantheon in Rom an, das nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert.
Eine liturgische Ausstattung wie einen Altar wird die Kapelle – zumindest während der Gartenschau – noch nicht erhalten. Sie soll während des Großereignisses Besuchern als Rückzugsort dienen, die einen Moment der Ruhe und Entspannung suchen. „Es wird ein Ort der Stille unabhängig vom Religiösen sein, an dem man sich vom Trubel draußen zurückziehen kann“, erklärt Brückner. Die hohen Wände sollen außen mit Metallelementen verkleidet werden, wodurch eine Spiegelwirkung hervorgerufen wird. Im Inneren ist ein strukturierter Putz vorgesehen, der für eine Licht-Schatten-Wirkung sorgen soll. Vor der zurückgesetzten Wand ist ein Außenbereich vorgesehen, der von den Besuchern ebenfalls genutzt werden kann.
Vorgefertigte Elemente
Schon bald soll mit den Erdarbeiten begonnen werden, die mit großer Sorgfalt durchgeführt werden müssen, um die bereits bestehenden Pflanzungen nicht zu beschädigen. Die Wände sollen so weit möglich aus vorgefertigten Elementen hergestellt werden, um sie dann möglichst schnell aufbauen zu können, so der Architekt.
Für die Brückners ist die Wegkapelle, deren weitere Nutzung nach der Gartenschau derzeit noch offen ist, nicht der erste Sakralbau. In Grafenwöhr haben sie zuletzt eine stark beachtete US-Militärkirche gebaut, die allen in der Armee vertretenen Religionen für Treffen und Gottesdienste offen steht.