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Leinach: Kleine Sensation im Schwarzkiefernwald bei Leinach: Kann eine klimaresistente Kiefernsorte den Wald retten?

Leinach

Kleine Sensation im Schwarzkiefernwald bei Leinach: Kann eine klimaresistente Kiefernsorte den Wald retten?

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    Leinachs zweiter Bürgermeister Walter Klüpfel, Bürgermeister Arno Mager und Revierförster Wolfgang Fricker (von links) haben bei einem Rundgang die korsischen Schwarzkiefern begutachtet.
    Leinachs zweiter Bürgermeister Walter Klüpfel, Bürgermeister Arno Mager und Revierförster Wolfgang Fricker (von links) haben bei einem Rundgang die korsischen Schwarzkiefern begutachtet. Foto: Herbert Ehehalt

    Lange Jahre hatte sich Walter Klüpfel, zweiter Bürgermeister von Leinach, über unterschiedlich große Zapfen an nebeneinander wachsenden Schwarzkiefern im Schwarzkiefernwald bei Leinach gewundert. Eine gentechnische Untersuchung von Kiefernnadeln im Auftrag des Bayerischen Amt für Waldgenetik (AWG) samt nachfolgenden Abgleich mit einer Kiefern-Datenbank in Frankreich brachte jetzt eine kleine Sensation

    Die kleineren Zapfen der Leinacher Bäume deuten darauf hin, dass es sich um eine korsische Schwarzkiefern-Sorte (Pinus nigra subsp. Laricio) handelt, die klimaresistenter ist als die in der Region verbreitete österreichische Variante (Pinus nigra subsp. Nigra). Der Schwarzkiefernwald bei Leinach – es ist der größte zusammenhängende in Deutschland – ist durch Trockenheit und Hitze gefährdet. Die korsische Variante könnte dabei helfen, den Wald zu erhalten. "Zumindest ist es ein Hoffnungsschimmer und ein Strohhalm", sagt der zuständige Revierförster Wolfgang Fricker.

    Leinachs zweiter Bürgermeister Klüpfel hat Informationen gesammelt

    Die korsischen Kiefern unterscheiden sich von den österreichischen neben kleineren Zapfen unter anderem durch weichere, kürzere, gelbliche-grüne Nadeln und größere, der markanten Rindenplatten an dem Stämmen. Die gelbliche Einfärbung der Nadeln findet sich auch in den Zapfen. Neben ihrer besseren Widerstandsfähigkeit gegen Hitze, sind die korsischen Kiefern zudem auch weniger anfällig gegen den Diplodia-Pilz.

    Die korsische Schwarzkiefern-Variante hat kleinere Zapfen als die in der Region überwiegend verbreitete. Außerdem ist sie weniger anfällig für Trockenheit und Hitze.
    Die korsische Schwarzkiefern-Variante hat kleinere Zapfen als die in der Region überwiegend verbreitete. Außerdem ist sie weniger anfällig für Trockenheit und Hitze. Foto: Herbert Ehehalt

    Seit Walter Klüpfel auf die unterschiedlich großen Kiefernzapfen aufmerksam wurde, trägt der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Leinach alle möglichen Informationen zum Schwarzkiefernwald akribisch zusammen. Klüpfels Wald-Affinität geht zurück in seine Jugendjahre. Damals war Klüpfel an der örtlichen Saatgutstelle für Kiefern-Samen beteiligt. Im November 1955 wurde mit der "Leinacher Wucht" gar ein Burschen-Verein gegründet, der sich das Sammeln von Kiefern-Samen zur Aufgabe machte.

    Trotz eines Gesamtbestandes von lediglich 230 Hektar kommt dem Schwarzkiefernwald am Trieb eine besondere Bedeutung zu. Nur hier wurde durch die gentechnische Untersuchung das Vorkommen korsischer Schwarzkiefern nachgewiesen. Nadel-Proben von 30 ausgewählten Kiefern wurden dazu vom Bayerischen Amt für Waldgenetik untersucht. Der gentechnische Abgleich erfolgte in Frankreich. Laut Revierförster Wolfgang Fricker gebe es dort wegen des noch größeren Kiefernvorkommens auch entsprechend umfassende und detaillierte Datenbanken.

    Revierförster Fricker: Schwarzkiefern sind Hoffnungsträger des Waldes

    Über den Ursprung des Vorkommens der korsischen Variante im Leinacher Wald kann Förster Fricker nur Vermutungen anstellen. Ein Anhaltspunkt ist ein schmaler, etwa 20 Meter breiter freier Streifen inmitten des Schwarzkiefernbestandes. Laut Ortschronik der Gemeinde Leinach wurde in dem Bereich "im Jahr 1884 die Trieb-Ödung von Einwohnern umgehackt zur Ansaat von Kiefern und Lärchen." Die in der Chronik genannte Jahreszahl ist identisch mit dem auch in der Nachbargemeinde Erlabrunn unternommenen Versuch der Bewaldung der bis dahin öden Bergkuppen über dem Maintal.

    Eine große Herausforderung ist die Gewinnung von Saatgut der korsischen Schwarzkiefer bei Leinach.
    Eine große Herausforderung ist die Gewinnung von Saatgut der korsischen Schwarzkiefer bei Leinach. Foto: Herbert Ehehalt

    "Ohne Zweifel" sieht Förster Fricker "durch den aus den Kiefernzapfen zu gewinnenden Samen einen klima- und frostresistenten Hoffnungsträger zum Erhalt des Schwarzkiefernwaldes, was wir ja wollen." Hierzu wäre die Saat heimischen Samens nach Frickers Einschätzung "das ökologisch probateste Mittel und beste Verfahren." Grundlegende Voraussetzung dafür ist allerdings die förmliche Anerkennung des Bereiches der nachgewiesenen korsischen Schwarzkiefern durch das AWG als anerkannter Saatgutbestand. Für die im Umfeld ebenfalls wachsenden Schwarzkiefern österreichischen Ursprungs besteht diese Anerkennung bereits.

    In der möglichen Gewinnung des begehrten Samens liegt für Walter Klüpfel die nächste Herausforderung. "Denn so wie früher die jungen Burschen der Leinacher Wucht, wird heutzutage alleine schon wegen des damit verbundenen gesundheitlichen Risikos niemand mehr bis in die Gipfel der Kiefern steigen", ist Klüpfel überzeugt.

    Der Schwarzkiefernwald bei Leinach230 Hektar umfasst der Schwarzkiefernwald im Bereich der Gemeinden Leinach und Erlabrunn. Der Anteil der Gemeinde Erlabrunn daran umfasst etwa 60 Hektar. Der Schwarzkiefernwald gilt als der größte zusammenhängende Bestand in Deutschland. Gleichwohl leiden die Schwarzkiefern unter dem Klimawandel. Eine Auswertung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Jahr 2019 zeigte, dass auf einer untersuchten Fläche von etwa 90 Hektar 59 Prozent der Schwarzkiefern Schäden aufweisen. Nach drei schweren Dürrejahren seit 2018 befürchtet Revierförster Fricker einen inzwischen deutlich höheren Schadensanteil.Quelle: ehe

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