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Würzburg: Klima-Demo in Würzburg: 5 ganz unterschiedliche Menschen erzählen, warum und wie sie sich für Klimaschutz einsetzen

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Klima-Demo in Würzburg: 5 ganz unterschiedliche Menschen erzählen, warum und wie sie sich für Klimaschutz einsetzen

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    Johanna Lieberth, Lucas Gscheidle, Georg Adelmann, Angela Deyerling und Sarah Manzer (von links) erzählen, warum und wie sie sich für Klimaschutz einsetzen.
    Johanna Lieberth, Lucas Gscheidle, Georg Adelmann, Angela Deyerling und Sarah Manzer (von links) erzählen, warum und wie sie sich für Klimaschutz einsetzen. Foto: Silvia Gralla, Benjamin Brückner, Adelmann, Johannes Kiefer

    Fridays for Future ruft erneut zum globalen Klimastreik auf. Und auch in Würzburg gehen an diesem Freitag um 13 Uhr wieder Menschen auf die Straße, um unter anderem für ein klimaneutrales System zu demonstrieren. Fünf Menschen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, erklären vorab, warum und wie sie das tun. 

    Angela Deyerling (64), Rentnerin

    Angela Deyerling ist Mitglied von Omas for Future. Seit sie in Rente ist, setzt sie sich aktiv für den Klimaschutz ein.
    Angela Deyerling ist Mitglied von Omas for Future. Seit sie in Rente ist, setzt sie sich aktiv für den Klimaschutz ein. Foto: Johannes Kiefer

    "Eigentlich wollte ich mich schon sehr lange intensiv für Klimagerechtigkeit engagieren, habe es aus zeitlichen Gründen aber nicht geschafft. Seit dem Sommer 2020 bin ich nun im Ruhestand und habe direkt im November die Regionalgruppe Würzburg und Umgebung der 'Omas for Future' gegründet. Ich habe drei Söhne und drei Enkelkinder und sehe, dass Klimaschutz das wichtigste Thema überhaupt ist. Schließlich ist unser Überleben davon abhängig. Nicht das Überleben des Planeten, sondern das Überleben der Menschen. Wir müssen endlich die Kurve kriegen.

    Den eigenen CO2 Fußabdruck zu reduzieren ist nicht immer einfach. Ich denke, dass jede und jeder am besten damit anfängt, sich der Problematik erst einmal bewusst zu werden und dann kleine Schritte zu gehen. Mir fällt es zum Beispiel leicht, kein Fleisch mehr zu essen, wenn ich sehe, wie die Tiere leiden und Regenwälder in Brasilien für unseren Fleischkonsum abgeholzt werden. Kleine Beiträge zu leisten ist wichtig, doch mit 'Omas for Future' versuchen wir viele Menschen anzusprechen und so die Politik dazu zu bringen, das Ruder umzureißen. Nicht umsonst heißt unser Motto: Handeln aus Liebe zum Leben."

    Lucas Gscheidle (22), Student der Geografie und Biologie mit Schwerpunkt auf Klimatologie

    Lucas Gscheidle studiert Geografie und Biologie und möchte, dass seine Kinder später mal in einer lebenswerten Welt aufwachsen kann.
    Lucas Gscheidle studiert Geografie und Biologie und möchte, dass seine Kinder später mal in einer lebenswerten Welt aufwachsen kann. Foto: Benjamin Brückner

    "Ich setze mich für den Klimaschutz aus Empathie und Verantwortung ein. Aus Empathie, weil ich die Auswirkungen im globalen Süden als sehr dramatisch ansehe. Die Menschen leiden dort aufgrund ihrer geografischen Situation. Aus Verantwortung, weil wir im globalen Norden die Hauptverursacher sind, das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Nun liegt es an uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen und nicht mehr länger zu warten. Die Politik hat bisher immer sehr stark profitorientiert entschieden und nicht nach gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen, wonach das Leben vieler Menschen auf dem Globus durch den menschengemachten Klimawandel bedroht ist, das geht mir sehr nahe. Ich möchte, dass mein Nachwuchs und auch alle anderen Menschen in einer guten Welt leben können, doch ich habe das Gefühl, dass das gerade auf der Kippe steht. Wir versagen gerade und schaffen kein lebenswertes Morgen.

    Wir haben die Verantwortung stark auf das Individuum gelegt, sie sollte aber mehr auf dem kapitalistischen System, den Strukturen, den Institutionen und der Politik liegen. Doch letztere entscheidet derzeit nicht angemessen, nicht nach der Wissenschaft und nicht sozial gerecht. Mein Ansatz ist es, einerseits auf persönlicher Ebene einen Beitrag zu leisten – ich reise und ernähre mich nachhaltig –, doch mich darüber hinaus auch einzusetzen, dass sich das System ändert. Seit meinem Abitur bin ich für Fridays for Future aktiv."

    Sarah Manzer (28), Doktorandin an der Uni Würzburg

    Sarah Manzer ist Doktorandin an der Uni Würzburg, forscht zu Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Honigbiene und weiß, wie sehr die Tiere in heißen Trockenperioden leiden.
    Sarah Manzer ist Doktorandin an der Uni Würzburg, forscht zu Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Honigbiene und weiß, wie sehr die Tiere in heißen Trockenperioden leiden. Foto: Silvia Gralla

    "Bereits heute sichtbare Symptome des menschenverursachten Klimawandels wie Extremwetterereignisse, Wasserknappheit und Todesfälle durch Hitze werden sich in naher Zukunft erheblich intensivieren. Wir müssen mit aller Kraft gegensteuern, solange wir noch die Chance dazu haben und kritische Klimakipppunkte noch nicht gefallen sind. Hierbei stellt sich nicht die Frage 'Auf was müssen wir verzichten?' sondern 'In welcher Welt wollen wir leben?'. Beispielsweise leiden Bienen und Pflanzen in heißen Trockenperioden unter starkem Wassermangel. Dies führt dazu, dass Bienen nicht mehr effizient kühlen können und Pflanzen nur noch sehr wenig Nektar produzieren können, was Nahrungsknappheit auslöst. Der Klimawandel trifft vor allem diejenigen, welche diesen gar nicht verursacht haben: ärmere Menschen und Länder sowie unsere nächste Generation, die Kinder. Wir müssen Verantwortung übernehmen und endlich aufhören, auf Kosten anderer zu leben. Ein 'Nein' zu steigendem Hunger, Gewalt und Leid ist heute ein 'Ja' zum Klimaschutz.

    Ich setze mich seit 2019 für den Klimaschutz ein. Vor allem während meines Masterstudiums war ich sehr aktiv und hoffe nun nach einer Pause während meiner Versuche – ich forsche zu Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Honigbiene – aktiv bei den Scientists for Future einsteigen zu können. Ich war auf vielen Demonstrationen, habe diese mitorganisiert sowie teilweise moderiert beziehungsweise Reden gehalten. Zudem versuche ich, ein umweltbewusstes Leben zu führen, beispielsweise bezüglich Mobilität und Konsum."

    Georg Adelmann (42), Diplom-Psychologe und Psychotherapeut in Ausbildung

    Georg Adelmann ist Psychologe und Psychotherapeut in fortgeschrittener Ausbildung. Auch für ihn seien die Dimensionen der Klimakrise emotional stark herausfordernd.
    Georg Adelmann ist Psychologe und Psychotherapeut in fortgeschrittener Ausbildung. Auch für ihn seien die Dimensionen der Klimakrise emotional stark herausfordernd. Foto: Adelmann

    "Seit etwa 15 Jahren setze ich mich für den Erhalt von Natur und Umwelt ein. Die Wichtigkeit und Dringlichkeit hat sich in den letzten Jahren stark verschärft, weil mehr und mehr Nachrichten und wissenschaftliche Studien rauskamen, dass wir tatsächlich auf das Ende menschlicher Zivilisation zurasen, obwohl wir diese stoppen könnten. Wir befinden uns mitten in einem Überlebenskampf. Ich bin selber Psychotherapeut in Ausbildung und mir ist die psychische Gesundheit der Menschen sehr wichtig. Wenn wir über die 1,5 Grad-Grenze kommen, werden so viele Kippelemente (Abschmelzung der Arktis, Permafrost in Sibirien und andere) getriggert und wir kommen in Bereiche, die mittelfristig das Überleben der Zivilisation gefährden. Wenn wir überleben wollen, müssen wir jetzt aus fossilen Industrien aussteigen und vom Wirtschaftswachstum zum Gerechtigkeitswachstum kommen. Wir müssen uns jetzt einsetzen, dass Gesundheit eine Zukunft hat.

    Die letzten Jahrzehnte wurde zu viel darauf geachtet, was individuell gemacht werden kann (CO2-Fußabdruck) – und viel zu wenig, wie wir mit unserem Wirtschaftssystem Überlebensgrenzen überschreiten. Deswegen ist es wichtig, in Gruppen politisch aktiv zu werden: Überleben bedeutet, die Politik zu adäquaten Änderungen bewegen. Da geht es nicht um den gelben Sack, sondern um politisch wirksame Veränderungen für sozial gerechte Nachhaltigkeit. Auch für mich als Psychotherapeut sind die Dimensionen der Klimakrise emotional stark herausfordernd. Ich mache mir Sorgen für Menschen mit stärkeren psychischen Belastungen, wie diese damit umgehen können."

    Johanna Lieberth (23), Medizinstudentin an der Uni Würzburg

    Johanna Lieberth studiert Medizin und lernt in ihrem Studium unter anderem, welche schlimmen Folgen der Klimawandel auf die Gesundheit der Menschen haben kann.
    Johanna Lieberth studiert Medizin und lernt in ihrem Studium unter anderem, welche schlimmen Folgen der Klimawandel auf die Gesundheit der Menschen haben kann. Foto: Silvia Gralla

    "Ich studiere Medizin und mein Studium ist dafür da, Menschen zu helfen und zu heilen. Wenn man sich länger mit der Klimakrise beschäftigt und die gesundheitlichen Folgen dazu sieht, stellt man fest, dass die Klimakrise schon jetzt und in den nächsten Jahrzehnten einen immer stärker werdenden Einfluss auf die Gesundheit haben wird. In der Coronakrise bin ich zur Health for Future-Gruppe in Würzburg dazugestoßen. Dort lernt man sehr viel darüber, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Gesundheit hat. Das bekannteste Beispiel sind die Hitzetoten im Sommer, doch es gibt auch weniger bekannte Einflüsse, zum Beispiel dass sich die Blütezeit der Pollen und Gräser verlängert und somit auch die Allergien verstärkt werden – das hat einen Einfluss auf die Gesundheit vieler Menschen.

    Natürlich achte ich privat auf einen nachhaltigen Lebensstil, ich bin beispielsweise zu meinem Erasmussemester im Frühjahr 2022 in Spanien mit der Bahn an- und abgereist und ernähre mich bewusst. Health for Future hat hier in Würzburg im Medizinstudium ein Wahlfach eingerichtet, das sich mit Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit beschäftigt, dort findet am Ende keine Wissensprüfung statt, sondern ein Projekt zur Nachhaltigkeit. Doch bei uns Klimaaktivisten geht es doch darum, dass es nicht reicht, sich privat nachhaltig zu verhalten, sondern dass es wichtig ist, dass sich die Regierung und der Gesundheitssektor wandeln muss. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, dass der Klimawandel mittlerweile die größte Bedrohung der Menschen ist."

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