Die Aussagen sind wenig überraschend: "Es ist viel zu warm und viel zu trocken in Unterfranken", sagte Klimaforscher Heiko Paeth bei einem Vortrag in Ochsenfurt. Aber mit Blick auf die weltweite Klimaentwicklung sticht Unterfranken dann besonders besorgniserregend hervor - die Folgen sind dramatisch, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die Bürgerinitiative "Erhaltet den Dümmersberg" hatte den renommierten Würzburger Professor für Geographie mit Schwerpunkt Klimaforschung eingeladen, um die Bürgerinnen und Bürger über die Folgen des Klimawandels zu informieren. Aber auch darüber, was ein großes Baugebiet wie es auf dem Dümmersberg in Ochsenfurt geplant ist, bedeuten würde.
Zunehmende Besiedelung stört Wasserhaushalt
Der Klimaforscher erläuterte in der TVO-Halle, dass Unterfranken und insbesondere die Region Würzburg vom Klimawandel besonders stark betroffen sind. Während es weltweit seit 1920 durchschnittlich bereits um etwa ein Grad wärmer geworden sei, verzeichne Franken im gleichen Zeitraum einen Temperaturanstieg um 1,7 Grad Celsius. Allein seit 1990 sein die Temperaturen in Franken um 1,1 Grad angestiegen, so Paeth.
Die Folgen dieses dramatischen Klimawandels seien nicht zu übersehen. So beginne die Blüte der Pflanzen immer früher. Damit verlängere sich auch die belastende Zeit für Allergiker. Gleichzeitig wächst die Gefahr der Spätfröste, was zu Einnahmeausfällen bei Winzern und Obstbauern führe. Auch die Hitzewellen würden stark zunehmen. Gerade die Zunahme von Tropennächten, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, belaste die Gesundheit der Menschen und führe zu einer deutlichen Übersterblichkeit, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern und alten Menschen, referierte Paeth. Vor allem die Menschen in den Städten seien davon betroffen, weil die Häuser in der Stadt die Sonneneinstrahlung wesentlich besser speichern würden als in ländlichen Gebieten. Durch die zunehmende Besiedlung sei der Wasserhaushalt gestört. Gerade in der Stadt fehle der Kühlungseffekt durch verdunstendes Wasser.
Klimaforscher fordert eine Wasserwende
Überhaupt sei Wasser ist in Unterfranken das größte Problem der Zukunft. Paeth zeigte anschaulich auf, dass insgesamt in den letzten sechs Jahren insgesamt 500 Millimeter Niederschläge ausblieben. Dies entspreche der gesamten Regenmenge eines Jahres. Die Folge: sinkende Grundwasserstände. Vor allem der Wald leide unter diesem Wassermangel. "Wir brauchen ein neues Wassermanagement", forderte Paeth.
Eine Wasserwende sei für Unterfranken so elementar wie die Energiewende. Da Niederschläge zwar in Summe geringer würden, dafür aber punktuell und stärker, müsse man überlegen, wie das Wasser zurückgehalten und gespeichert werden kann. Das erfordere ein Umdenken und große finanzielle Investitionen. Entsiegelung laute daher grundsätzlich das Gebot der Stunde. Insbesondere empfahl Paeth, bei Bebauungsplänen auf die Grünordnung zu achten und beispielsweise Steingärten zu verbieten, heißt es in der Pressemitteilung.
Vor allem Kinder müssen den Klimawandel ausbaden
Mit seinen Graphiken führte der Geograph aus, dass die angestrebten Grenzwerte für die Bodenversiegelung in Deutschland noch immer deutlich überschritten werden. Im Vergleich zu den Werten der ersten Jahre nach 2000 konnte allerdings eine deutliche Minderung erreicht werden. Die Folgen des Klimawandels erläuterte er am Beispiel verschiedener deutscher Großstädte und besonders an der Stadt Würzburg. Wer sich dabei auf den Standpunkt stelle, dass diese dramatische Veränderung des Klimas ihn in seiner Lebenszeit nicht mehr erreiche, der solle daran denken, dass insbesondere die nach 2015 Geborenen davon hart betroffen sein werden.