Meefischli sind ein Kulturgut, das es fast nicht mehr gibt, außer es kommt ein Gruß von der Randersackerer Fischerzunft. Zur Eröffnung des Kulturweges "Der Charme der zweiten Reihe", Route "Meefisch, Marsberg und Moneten" gab es überraschend dieses Schmankerl, eine Kostprobe aus dem abgesagten Programm. Für die Rast in Randersacker hätte nämlich der Verzehr von Meefischli auf dem Programm gestanden, die im Stück goldbraun knusprig frittierten kleinen Weißfische.
Wanderrouten sind gefragt wie nie, da wollten die Initiatoren einfach nicht mehr länger zuwarten. Zweimal bereits war eine offizielle Eröffnung wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt worden. Mit einem kleinen Eröffnungstreffen existiert der 116. Europäische Kulturlandschaftsweg nun aber doch offiziell. Der Wanderweg von Theilheim nach Randersacker und zurück ist markiert (wir berichteten), die Informationstafeln stehen und der Flyer mit der Übersicht zur Laufroute liegt druckfrisch aus. Das Anwandern soll aber nachgeholt werden.
Dass das Netzwerk der fachlichen Experten und historisch Interessierten vor Ort sowie unter den Arbeitsgruppen stehe, betonte Gerrit Himmelsbach, sei das Allerwichtigste, damit das Wissen um die Besonderheit der örtlichen Kultur geteilt und gepflegt wird. Himmelsbach ist Ideengeber und Projektleiter der Europäischen Kulturwege, die im Archäologischen Spessartprojekt entstanden und jetzt bei der Universität Würzburg am Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung angesiedelt sind.
Fortführung gesichert
Bei dem jetzt 20 Jahre alten, allerersten Kulturwanderweg sei bereits die nächste Generation im Team, freut sich der Historiker, weil damit die Intention der Fortführung gesichert ist. Die Tafeln am Wegesrand seien so etwas wie die sichtbaren Früchte der Arbeit. "Das sind die Pilze. Das Netzwerk ist das Myzel", verdeutlicht er.
Entsprechend bilden auch die Informationstafeln nur jeweils kleine Ausschnitte kultureller Besonderheiten ab. Bei der Nordroute "Der Charme der zweiten Reihe" hätte man beispielsweise noch tiefer in die heute sehr seltene Erscheinungsform nicht flurbereinigter Weinberge mit Steinrutschen und dergleichen eingehen können, wie sie Theilheim pflegt. Das wäre ein Extra-Thema, wozu man als besondere Referenz gar einen Dokumentarfilm aus Sommerhausen von 1963 ausgegraben habe.
Das Zeitdokument begeistert und befremdet, denn, so Himmelsbach, "es wäre völlig undenkbar, dass man so mit Landschaft umgeht". "Andererseits hätten wir keine Winzer mehr in Franken, ist sich der Steinhauer-Vertreter Ralf Kuhn sicher, wenn wir es nicht gemacht hätten." Dabei gehe der Trend, den Großlagenbezeichnungen zum Trotz, auch wieder zu alten Gewannenamen. Den Sonnenstuhl "Hohenroth" führt Randersackers Bürgermeister Michael Sedelmayer an, der das einstige Filetstück bezeichnete.
Ähnliche Details könne man nicht selten im Würzburg Wiki nachlesen, eine auf Ralf Thees zurück gehende freie Online-Enzyklopädie für Stadt und Landkreis Würzburg und für Himmelsbach eine hervorragende Wissenssammlung für das offene Netzwerk, ein Schatz, den es nicht überall gibt. Dennoch gebe es aber auch detaillierte Nachfragen zu einzelnen Hintergründen, die selbst er an die Experten vor Ort wie Otmar Schlereth aus Eibelstadt weitergebe. Dass es keine Wanderwege von der Stange seien, mache die Europäischen Kulturwege so besonders und auch gefragt. "Die Leute laufen wie verrückt!", sagt Gerrit Himmelsbach, was Theilheims Ortschronist Siegfried Faulhaber auch für den "Charme der Zweiten Reihe" bestätigen kann.
Derzeit in Arbeit ist ein Kulturwanderweg für Aub, Burgerroth und Baldersheim. Für die Allianz Main-Dreieck habe ein erstes Vorgespräche mit der Tourist-Info zu einem sechsten Kulturwanderweg Ochsenfurt – Hohestadt stattgefunden, sagt Allianz-Manager Bastian Lange. Der vergriffene Flyer zum Gnodstadter Dreieck sei aktualisiert und wieder erhältlich.
Zwei RundwegeDer Europäische Kulturwanderweg "Der Charme der zweiten Reihe" besteht aus zwei Rundwegen, die beide in Theilheim am Sportplatz einen Startpunkt haben. Die Südroute "Lützelquelle, Lindelbach und Lügenstein" besucht Lindelbach und Eibelstadt. Die Nordroute "Meefisch, Marsberg und Moneten" führt nach Randersacker. Flyer zu den Kulturwegen liegen unter anderem in den Tourist-Informationen und Rathäusern aus. Sie sind digital auf den Homepages der jeweiligen Gemeinden abrufbar beziehungsweise über die Allianz Maindreieck www.suedliches-maindreieck.deEine Übersicht zu allen bis dato 117 Europäischen Kulturwegen des Archäologische Spessartprojekts gibt es unter www.spessartprojekt.de und www.spessart-mainland.deQuelle: co