Welche Bauern ernten die dicksten Kartoffeln? In der Bergtheimer Mulde sind es die mit dem meisten Wasser. Wer viel Grundwasser aus dem Boden pumpt, kann mehr produzieren, besser verdienen und für Felder im nördlichen Landkreis Würzburg höhere Pachtpreise zahlen. Der Verdrängungswettbewerb in der Landwirtschaft ist dadurch längst in Gang gesetzt.
Dass der Klimawandel für immer trockenere und heißere Sommer sorgt, verschärft diese Situation. Fehlender Regen und Hitze lassen Quellen versiegen und Seen austrocknen, das Grundwasser wird weniger. Davon aber bräuchten die Landwirte in jedem Dürresommer mehr.
Was Aufgabe der Ämter ist: Gerechte Verteilung des knappen Gutes
Für mehr Regen können Landrats- und Wasserwirtschaftsamt nicht sorgen. Es ist aber ihre Aufgabe, mit den Folgen umzugehen und das knapper werdende Wasser gerecht zu verteilen. Und zwar so, dass auch künftige Generationen in Unterfranken Trinkwasserbrunnen haben. Deshalb gibt es sinnvolle Regeln - wie die, dass Bewässerungsbrunnen nicht ins tiefe Grundwasser gebohrt werden und dass Landwirte nur bestimmte Mengen des knappen Gutes entnehmen dürfen.

Was in jüngster Zeit bekannt wurde, weckt Zweifel daran, dass die zuständigen Behörden diese Regeln überall durchsetzen.
Warum durfte ein Landwirt als einziger in Unterfranken Tiefengrundwasser anzapfen? Wieso konnte er damit jahrzehntelang an einer Stelle Wasser fördern, wo eine Bohrung in üblicher Tiefe womöglich kein Wasser gebracht hätte? Warum haben nicht die Behörden, sondern Bürger eine Wasseruhr beim Rückwärtslaufen entdeckt - bei dem selben Landwirt? Warum suchte das Wasserwirtschaftsamt daraufhin nicht intensiv nach Hinweisen für eine mögliche Manipulation, sondern übernahm sehr schnell die Erklärung des Landwirts, das sei ein versehentlicher Bedienungsfehler gewesen? Warum führte erst anonyme Anzeige zu strafrechtlichen Ermittlungen?

Solange solche Fragen ungeklärt sind, entsteht der Eindruck, dass nicht für alle die gleichen Regeln gelten - und deshalb manche Bauern dickere Kartoffeln ernten können als andere.