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Würzburg: Kommentar: Demokratie braucht alle Demokraten - Warum Würzburgs CSU über den politischen Tellerrand blicken muss

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Kommentar: Demokratie braucht alle Demokraten - Warum Würzburgs CSU über den politischen Tellerrand blicken muss

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    Zwei von vielen Plakaten auf der Demonstration vom 3. Februar in Würzburg.
    Zwei von vielen Plakaten auf der Demonstration vom 3. Februar in Würzburg. Foto: Silvia Gralla

    Drei Losungen, gemalt auf einfache Pappschilder: "Den Schneeball zertreten, bevor er zur Lawine wird." – "Demokratie abschaffen? Nicht mit uns." – "Ich will eine gewaltfreie Zukunft!". Zu sehen waren sie am ersten Februarwochenende in Würzburg. Bis zu 10.000 Menschen gingen am 3. Februar auf die Straße, um gegen die in Teilen rechtsextreme AfD und für die Demokratie zu demonstrieren.

    Folgt man der Rede der Würzburger CSU-Landtagsabgeordneten Andrea Behr beim "Politischen Ascherdonnerstag" ihrer Partei, dann gab es für die CSU keine guten Gründe, an der Demo teilzunehmen: Die Entzauberung der AfD gelinge nicht, "wenn wir mit linken Wölfen heulen und bei den vermeintlichen Demonstrationen gegen rechts Seite an Seite mit Linksextremisten wie der Antifa marschieren", sagte sie und beklagte, dass Menschen "von linken Ideologen gegeneinander aufgehetzt" würden.

    Man ist da für einen Moment sprachlos: Eine Demo tausender Menschen, die nicht auf der Couch sitzen bleiben, sondern für Demokratie und Freiheit auf die Straße gehen – mal eben abqualifiziert in ein paar Sätzen. Das ist nicht nur überheblich, es ist auch unfair gegenüber den Organisatorinnen und Organisatoren der Würzburger Demos, wie den "Omas gegen Rechts", die gegen Antisemitismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit kämpfen und dafür mehrfach ausgezeichnet wurden, unter anderem mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden.

    Die Volkspartei CSU sollte integrieren, nicht spalten

    Keine Frage: Ein "Politischer Ascherdonnerstag" ist kein philosophischer Kaminabend. Aber das öffentliche Statement tausender Menschen für die Demokratie ist auch kein x-beliebiges Wirtshausthema. Hinzu kommt, dass sich die CSU in Bayern in einer besonderen Rolle befindet: Sie ist heute die einzige Partei im Freistaat, die noch die Bindungskraft einer klassischen Volkspartei entwickelt. Ihre nach wie vor hohe Zustimmung bei Wahlen sollte nicht nur der Garant vieler Mandate sein, sie muss auch in eine besondere staatspolitische Verantwortung für die Bewahrung der Demokratie münden. Eine Volkspartei wie die CSU sollte gerade in diesen Zeiten integrieren, nicht spalten.

    Dazu gehört die Fähigkeit, den Blick über den eigenen politischen Tellerrand zu richten, die Gemeinsamkeiten zu suchen statt das Trennende. Es stimmt, der Begriff "rechts" ist verkürzt und unscharf. Ein demokratisches rechtes Spektrum hat in der Demokratie genauso seine Existenzberechtigung wie ein demokratisches linkes. Aber haben die Menschen in Würzburg am 3. Februar gegen konservative Demokraten demonstriert? War die CSU das große Thema auf den Plakaten?

    Vielleicht lohnt es sich ja, vor der nächsten Rede bei einer Demo vorbeizuschauen. Und wer weiß, womöglich trifft man dort genau den Nachbarn, von dem man nie vermutet hätte, dass er mal mit einem Pappschild für die Demokratie durch die Stadt läuft.

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