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Würzburg/Schweinfurt: Kommentar: Impfwillige Senioren dürfen nicht zu Bittstellern werden

Würzburg/Schweinfurt

Kommentar: Impfwillige Senioren dürfen nicht zu Bittstellern werden

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    Viele Senioren hoffen auf eine schnelle Corona-Impfung. Die Probleme beim Anmelden sorgen aber für Verunsicherung.
    Viele Senioren hoffen auf eine schnelle Corona-Impfung. Die Probleme beim Anmelden sorgen aber für Verunsicherung. Foto: Gerhard Meißner

    Bayerns neuer Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat am Mittwoch Verbesserungen angekündigt, um älteren Menschen das Vereinbaren von Impfterminen zu erleichtern. Das ist eine gute Nachricht, denn die Verunsicherung ist groß: Viele Senioren sind bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen. Sie verzweifeln aber an ständig neuen Nachrichten über die Verfügbarkeit - oder besser: über das Fehlen - des begehrten Vakzins. Sie wundern sich über Absagen bereits vereinbarter Termine, während sie gleichzeitig per Brief von Oberbürgermeister oder Landrat gebeten werden, sich doch zur Impfung anzumelden. Und schließlich hadern viele Ältere mit dem Online-Portal der Staatsregierung, über das sie sich für einen Impftermin vor Ort registrieren sollen.

    Jüngere Menschen und solche, die es gewohnt sind, ihren Alltag mehr oder weniger komplett per Smartphone oder Laptop zu organisieren, mögen es als Lappalie abtun. Und mögen schmunzeln, wenn es der hochbetagten Großmutter nicht gelingt, sich eine eigene E-Mail-Adresse zu erstellen. Die benötigt sie, weil die bisher mit dem Großvater gemeinsam genutzte Adresse auf dem Portal nicht zweimal eingesetzt werden darf.

    Doch für viele der älteren Generation ist der Umgang mit dem Internet eben alles andere als selbstverständlich. Da hilft dann auch keine 13-seitige Bedienungsanleitung für das Registrierungsportal, wie sie das Gesundheitsministerium kurzfristig bereitstellte - im Netz. Ständig die Kinder oder einen computeraffinen Bekannten um Hilfe zu fragen, fällt auch nicht jedem leicht. Wer ist schon gerne Bittsteller?

    Das Kernproblem ist der Mangel an Impfstoff

    Viele Senioren wünschen sich eine unkomplizierte Alternative - so wie früher halt per Telefon oder Postkarte. Die Möglichkeit zur telefonischen Anmeldung zur Impfung besteht zwar, aber viele Anrufer berichten von völlig überlasteten Hotlines, auf denen kein Durchkommen ist. Unter der Hand gestehen die Mitarbeiter der Impfzentren denn auch ein, froh zu sein über jeden, der nicht anruft. Die Gespräche kosten nämlich viel Zeit.

    Vor der Presse kündigte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch Verbesserungen für das Impfportal der Staatsregierung an.
    Vor der Presse kündigte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch Verbesserungen für das Impfportal der Staatsregierung an. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Schon machen sich unter den Impfwilligen Verschwörungstheorien breit. Es dränge sich der Verdacht auf, schreibt ein Leser, die Politik wolle gar nicht, dass sich so viele Ältere impfen lassen - damit genügend Vakzin für die jüngere Bevölkerung übrig bleibt. Blödsinn natürlich. Das Kernproblem trifft der Leser gleichwohl: Es gibt momentan einfach zu wenig Impfstoff, die Produktion kann den großen Bedarf (noch) nicht decken. Deshalb macht sich landauf, landab Nervosität breit.

    Beim Impf-Tempo weckte die Politik zu hohe Erwartungen 

    Für den aktuellen Impfstoff-Mangel muss man die Politik nicht verantwortlich machen, vorwerfen aber darf man ihr, dass sie zu hohe Erwartungen bei den Bürgern geweckt hat. Alles sollte ganz schnell gehen. Am 15. Dezember mussten 99 Impfzentren in Bayern betriebsbereit sein, gleich am Sonntag nach Weihnachten wurden die ersten Hochbetagten geimpft, nicht mal die Feiertage um den Jahreswechsel wollte man abwarten. Das suggerierte vielen ein Tempo beim Impfen, das offensichtlich nicht der Realität entsprach. Und mit den Tücken im Anmelde-Verfahren waren Enttäuschung und Verunsicherung programmiert.

    Wenn Gesundheitsminister Holetschek jetzt zusagt, die Online-Anmeldung unbürokratischer zu gestalten, mehr Mitarbeiter an den Hotlines einzusetzen und sogar auch ein schriftliches analoges Verfahren zu ermöglichen, dann investiert er Geld an der richtigen Stelle. Denn eines zeigt der Ärger, der viele Senioren umtreibt, sehr deutlich: Die älteren Menschen, die sogenannten vulnerablen Gruppen, sie wollen diese Corona-Impfung unbedingt. Sie wissen, welch hohes Gut die Gesundheit ist - und setzen so ein starkes Zeichen gegen die unter den Jüngeren mancherorts verbreitete Impf-Skepsis.      

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