Nun ist er da, der Lockdown – endlich. Auch wenn es eigentlich nur ein Teil-Lockdow ist. Die unkontrollierbaren Infektionszahlen den vergangenen Wochen haben den Regierungen keine andere Wahl gelassen. Die großen Verlierer sind nun Gastronomen und Kulturschaffende. Die Maßnahmen sind trotzdem richtig. Die Regierungen müssen jedoch noch mehr leisten als sie aktuell tun.
Gaststätten, Theater und Museen – sie alle müssen im November geschlossen bleiben. Ausflüge und soziale Kontakte sind auf ein Minimum beschränkt. Der neue Teil-Lockdown ist hart. Und das ist gut so. Denn Regelungen wie Maskenpflicht an vielen Orten und Abstandsgebote haben nicht gereicht, um das Virus auszubremsen. Was die Corona-Ampel nicht vermochte, muss nun der Lockdown leisten.
Ein Lockdown ist Voraussetzung für eine Rückkehr zur Normalität
Nur kurz stand die Corona-Ampel für die unterfränkischen Kommunen auf Grün, dann wurde sie gelb, dann rot, nun leuchtet sie für viele dunkelrot. Die Maßnahmen waren unübersichtlich. Das abgestufte Ampel-System war ein lausiger Kompromiss des letzten Bund-Länder-Treffens, eine ineffiziente Momentaufnahme eines Infektionsgeschehens, das derzeit nur eine Richtung kennt: steil nach oben. Ein Teil-Lockdown soll das nun ändern.
- Dies ist der "Pro"-Artikel zur Frage "Ist der neue Lockdown gerechtfertigt?" Hier finden Sie den zugehörigen "Contra"-Beitrag
Hart getroffen werden davon vor allem Gastronomen und Kulturschaffende. Ihr Impuls, jetzt Lockerungen zu fordern, ist verständlich, doch er geht in die falsche Richtung und steht letztlich sogar ihren legitimen ökonomischen Interessen entgegen.

Ein Lockdown verhindert nicht eine schnelle Rückkehr zur Normalität. Vielmehr ist er elementare Voraussetzung dafür. Das bisherige Vorgehen hat nicht funktioniert. Erinnert sei hier an Superspreader-Events wie in einer Würzburger Shisha-Bar oder auf einer Hochzeit in Rhön-Grabfeld, die trotz Beschränkungen passierten.
Der inkonsequente Kurs der vergangenen Monate war zudem für viele Bars, Theater und Konzertsäle ohnehin ein Verlustgeschäft. Ihn fortzuführen, würde für viele Betriebe langfristig wohl in der Pleite enden. Nur mit einem stabilen Pandemie-Geschehen ist sicheres Wirtschaften möglich – und dafür braucht es die neuen Maßnahmen.
Regierungen müssen mehr leisten als sie derzeit tun
Niemand hat aktuell in Deutschland funktionierende Alternativvorschläge zum Teil-Lockdown. Zwar kommt immer wieder der Ruf nach mehr Eigenverantwortung der Bevölkerung auf. Aber vor allem auf Eigenverantwortung zu setzen, hat bisher nicht funktioniert. Das zeigen doch die stark steigenden Infektionszahlen.
Es ist nicht sicher, ob das Virus durch die neuen Maßnahmen wieder kontrollierbar wird. Aber der Lockdown im Frühjahr hat uns einen vergleichsweise lebenswerten Sommer beschert. Es ist anzunehmen, dass uns ein "Lockdown light" jetzt erneut Luft verschafft, bis wir wissen, wie eine neue Normalität aussehen kann.

Bis dahin müssen die Regierungen aber mehr leisten als sie derzeit tun. Sie müssen die finanziellen Ausfälle der Betroffenen vollumfänglich und unkompliziert auffangen. Kein Kellner, kein Kinobetreiber und kein Musiker darf zum Schutz der Gesellschaft finanziell ruiniert werden.