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Würzburg: Kommentar zu Corona-Lockerungen: Sind Kinder etwa keine Menschen?

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Kommentar zu Corona-Lockerungen: Sind Kinder etwa keine Menschen?

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    Bei der Diskussion um möglichst schnelle Corona-Lockerungen vergessen Politiker gerade, dass Kinder unter zwölf Jahren gar kein Impfangebot erhalten können.
    Bei der Diskussion um möglichst schnelle Corona-Lockerungen vergessen Politiker gerade, dass Kinder unter zwölf Jahren gar kein Impfangebot erhalten können. Foto: Jens Büttner, dpa

    Genesen, geimpft, getestet. Wäre es nun nicht an der Zeit für baldige Lockerungen? Wenn es nach diversen Spitzenpolitikern geht: ja. Zuletzt hatte sich Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in die Riege derer eingereiht, die ein baldiges Ende der Corona-Beschränkungen fordern.

    Am Dienstag sagte Maas gegenüber der Süddeutschen Zeitung und der Deutschen Presse-Agentur: "Wenn alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot haben, gibt es rechtlich und politisch keine Rechtfertigung mehr für irgendeine Einschränkung." Laut Maas sei damit "im Laufe des August zu rechnen."

    "Alle Menschen" sollen bis August ein Impfangebot erhalten haben. Maas macht mit dieser Aussage einen gravierenden Fehler: Er vergisst alle unter zwölf Jahren. Sind Kinder etwa keine Menschen?

    Maas ist nicht der erste Politiker der Bundesregierung, der eine ganze Bevölkerungsgruppe ignoriert. Dies ist fast schon symptomatisch für die Familienpolitik in der Pandemie. Bereits im Januar hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündet, dass es das Ziel sei "bis zum Sommer jedem ein Impfangebot in Deutschland" zu machen.

    Für Kinder kann es noch gar kein Impfangebot geben

    Jedem? Sechs Monate später können zwar Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft werden, für jüngere Kinder gibt es aber noch keinen zugelassenen Impfstoff. Und bis zum von Maas ins Spiel gebrachten August, wird es den auch nicht geben.

    Sind Kinder aber nicht besonders schützenswert? Gerade sie sind in dieser Pandemie an vielen Stellen zu kurz gekommen. Ihre Bedürfnisse wurden ignoriert, die sozialen Kontakte, die für ihre Entwicklung so wichtig sind, haben gefehlt.

    Auch Familien wurden im Stich gelassen, mussten Arbeit, Schule und Kinderbetreuung alleine stemmen. Geändert hat sich daran bis heute wenig – und vielen graut es bereits vor dem anstehenden Schuljahr. Schließlich hat Jens Spahn bereits im Juni angekündigt, dass man sich für den Herbst wieder auf Wechselunterricht einstellen müsse. Gleichzeitig wurde bei der Fußball-Europameisterschaft in der Allianz Arena die Einhaltung der Maskenpflicht nicht kontrolliert. Die Prioritäten sind fatal gesetzt.

    Die Diskussion um Lockerungen setzt nun wieder das falsche Signal. Vor allem, wenn die Argumentation lautet, dass ja "alle" ein Impfangebot bekommen. Dabei ist bekannt, dass Kinder unter zwölf Jahren nur in medizinischen Ausnahmefällen die Möglichkeit einer Corona-Impfung erhalten. Zugleich ist es wichtig, das Risiko einer Corona-Impfung bei Kindern genau abzuwägen.

    Gerade deshalb müssen Kinder auch in der politischen Diskussion eine Rolle spielen. Wollen wir wirklich ab dem Sommer weiterleben als gäbe es die Gefahr einer Corona-Ansteckung nicht, nur weil viele Erwachsene geimpft sind? In Deutschland gibt es immerhin zehn Millionen Kinder unter 14 Jahren.

    Wir müssen auch den Kindern gegenüber Solidarität zeigen

    Es hat sich zwar gezeigt, dass Kinder ein geringes Risiko haben, schwer an Corona zu erkranken, aber eben auch kein Nullrisiko. Auch Kinder lagen in den vergangenen Monaten mit Covid-19 auf Intensivstationen, und auch Kinder sind daran gestorben. Zudem können Kinder nach einer Corona-Erkrankung an Entzündungsreaktionen im Körper leiden. Und ob auch sie von weiteren Spätfolgen betroffen sein können, ist noch gar nicht klar.

    Kindergarten, Schule, Freunde – Kinder haben monatelang auf vieles verzichtet. Gefragt wurden sie nie. Und dennoch haben sie diese Last mitgetragen und ihren solidarischen Beitrag geleistet. Mittlerweile ist die hochansteckende Delta-Variante in Deutschland vorherrschend. Und damit einhergehend wird diskutiert, ob es die Maske noch braucht? Nach 17 Monaten Pandemie ist es bezeichnend, dass Politiker Kinder kategorisch bei ihren Forderungen ausschließen. Dabei ist es nun an der Zeit, auch den Kindern gegenüber Solidarität zu zeigen.

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