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Unterpleichfeld/Bergtheim: Kommt das riesige Mainwasser-Entnahme-Projekt in der Bergtheimer Mulde?

Unterpleichfeld/Bergtheim

Kommt das riesige Mainwasser-Entnahme-Projekt in der Bergtheimer Mulde?

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    Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sicherte den Landwirten in der Bergtheimer Mulde zu, dass sich der Freistaat Bayern an der Finanzierung einer Machbarkeitsstudie beteiligt. Geklärt werden soll unter anderem, ob sie ihre Felder künftig mit Mainwasser statt mit Grundwasser bewässern dürfen.
    Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sicherte den Landwirten in der Bergtheimer Mulde zu, dass sich der Freistaat Bayern an der Finanzierung einer Machbarkeitsstudie beteiligt. Geklärt werden soll unter anderem, ob sie ihre Felder künftig mit Mainwasser statt mit Grundwasser bewässern dürfen. Foto: Fabian Gebert

    Nach dem Wirbel um einen möglichen Betrugsfall rund um eine rückwärts gelaufene Wasseruhr eines Landwirts in der Bergtheimer Mulde hatte wohl kaum jemand damit gerechnet: Zum Treffen mit den Landwirten des Bewässerungsvereins hatte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) in Unterpleichfeld (Lkr. Würzburg) die Förderzusage zu einer Machbarkeitsstudie mitgebracht. An ihrem Ende soll ein Bewässerungskonzept für die trockene Bergtheimer Mulde stehen.

    "Vor Jahren hätte niemand gedacht, dass Wasser einmal so kostbar wird. Doch wir dürfen die einen nicht gegen die anderen ausspielen."

    Thorsten Glauber, Bayerischer Umweltminister (Freie Wähler)

    "Vor Jahren hätte niemand gedacht, dass Wasser einmal so kostbar wird. Doch wir dürfen die einen nicht gegen die anderen ausspielen", sagte der Umweltminister. Seine Worte gingen in dem tosenden Applaus der Landwirte unter, die seit 2016 auf die Förderzusage warten. "Wir müssen sowohl die Trinkwasserversorgung als auch die Bewässerung von Lebensmitteln sicherstellen und gemeinsam eine Lösung finden", so Glauber weiter.

    Seit Jahren schwelt der Konflikt in der Bergtheimer Mulde zwischen Bürgerinnen und Bürgern, die sich ums Wasser sorgen und den Landwirten, die kostenlos Grundwasser für ihre Felder entnehmen. 2020 wurde den Bauern das Abpumpen von rund 550.000 Kubikmetern Wasser auf etwa 1000 Hektar genehmigt. In der trockenen, aber sehr fruchtbaren Region um Bergtheim (Lkr. Würzburg) wird vor allem Gemüse angebaut. Ohne Bewässerung wäre dies nicht möglich.

    Zu wenig Regen: Weil die Zwiebeln nicht groß genug geworden sind, werden sie auf einem Feld in Unterpleichfeld im September 2022 nicht geerntet.
    Zu wenig Regen: Weil die Zwiebeln nicht groß genug geworden sind, werden sie auf einem Feld in Unterpleichfeld im September 2022 nicht geerntet. Foto: Fabian Gebert

    Gleichzeitig nimmt der Grundwasserspiegel in der Region ab. Die Gemeinde Bergtheim musste sich an die Fernwasserversorgung anschließen. Seither wurden Wasserrechte gekürzt und Laufzeiten für Entnahme-Rechte von zehn auf teilweise ein Jahr verkürzt. Dann kam der Dürre-Sommer 2022, in dem fast drei Monate lang kein Regen fiel. Die Landwirte geraten deshalb immer mehr unter Druck. Biolandwirt Tobias Wild appellierte an den Umweltminister: "Wir wollen die Bewässerung nachhaltiger gestalten. Aber um weiter Gemüse anzubauen, brauchen wir Planungssicherheit."

    "Wenn wie in diesem Sommer fast drei Monate lang kein Regen fällt, dann nützen uns die besten Böden in der Bergtheimer Mulde nichts", sagte Landwirt Tobias Wild vom Demeterhof Wild.
    "Wenn wie in diesem Sommer fast drei Monate lang kein Regen fällt, dann nützen uns die besten Böden in der Bergtheimer Mulde nichts", sagte Landwirt Tobias Wild vom Demeterhof Wild. Foto: Fabian Gebert

    Freistaat Bayern fördert Studie mit 153.000 Euro

    Die Lösung für alle Beteiligten, wie das immer knapper werdende Wasser in der Bergtheimer Mulde gehalten und gerecht verteilt werden kann, soll jetzt die Machbarkeitsstudie bringen. Etwa 75 Prozent der Kosten, 153.000 Euro, übernimmt der Freistaat Bayern. Weitere 15 Prozent wollen fünf Gemeinden der Allianz Würzburger Norden, darunter Bergtheim, Hausen, Oberpleichfeld, Prosselsheim und Kürnach übernehmen. Der restliche Betrag wird von den 16 Landwirten des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde und dem Landkreis Würzburg aufgebracht. Nach 18 Monaten soll es ein erstes Ergebnis geben.

    "Ginge es nur um die Wasserbeschaffung für die Landwirte, würden wir uns als Gemeinde nicht an der Studie beteiligen."

    Konrad Schlier, Bürgermeister von Bergtheim (CSU)

    An die Landwirte gerichtet mahnte der Umweltminister: Die Zeit der Entwässerungsgräben sei vorbei. Es müssten Konzepte her, wie das Wasser in der Fläche gehalten werden könne. Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier und offizieller Antragsteller der Studie ergänzte: "Ginge es nur um die Wasserbeschaffung für die Landwirte, würden wir uns als Gemeinde nicht an der Studie beteiligen." Vielmehr sollen jetzt auch die Auswirkungen der Bewässerung auf die Kulturlandschaft und den Artenschutz in der Bergtheimer Mulde untersucht werden. Von der Entwicklung der Pachtpreise bis zum europarechtlich streng geschützten Feldhamster gebe es eine Menge offener Fragen, so der Bürgermeister.

    Landwirt Martin Schlereth (rechts) demonstriert dem Umweltminister (Mitte) und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern (links: Konrad Schlier) wassersparende Bewässerung. 
    Landwirt Martin Schlereth (rechts) demonstriert dem Umweltminister (Mitte) und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern (links: Konrad Schlier) wassersparende Bewässerung.  Foto: Fabian Gebert

    Wunsch der Landwirte: 1,4 Millionen Kubikmeter Mainwasser

    Die Erwartungen der Landwirte sind freilich andere: Statt mit Grundwasser wollen sie ihre Felder künftig mit Mainwasser bewässern. Eine nachhaltigere und weniger konfliktreiche Lösung, wie sie sich erhoffen. Das Wasser soll dem Main im Winter entnommen, gespeichert und in der Vegetationsperiode zur Bewässerung eingesetzt werden. Konkret geht es um 1,4 Millionen Kubikmeter Mainwasser pro Jahr - also deutlich mehr als die doppelte Menge im Vergleich zur aktuellen Grundwasserentnahme. 

    Zur Dimension des Projekts: Laut Regierung von Unterfranken werden dem Main in Unterfranken netto pro Jahr etwa vier Millionen Kubikmeter Wasser entzogen. Die Hälfte davon sind Kühlwasserverluste der Industrie. Die restlichen zwei Millionen Kubikmeter werden von 230 Akteuren, darunter Landwirten, Obstbauern, Winzern und Gemeinden in ganz Unterfranken, entnommen.

    Der Unterpleichfelder Biolandwirt Martin Schlereth, der heute schon seinen Betrieb auf wassersparende aufwändige Tröpfchenbewässerung umgestellt hat, sagte: "Es ist eine Generationenaufgabe. Wir planen ja nicht für die nächsten zehn, sondern für die nächsten 40 Jahre."

    Biolandwirt Martin Schlereth demonstriert die aufwändige Verlegung des Tropfschlauches.
    Biolandwirt Martin Schlereth demonstriert die aufwändige Verlegung des Tropfschlauches. Foto: Fabian Gebert

    Wasserwirtschaftsamt: Studie ist "ergebnisoffen"

    Soweit sei man noch lange nicht, dämpfte Friedrich Altmann, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg, die Erwartungen der Landwirte. Die Studie sei "ergebnisoffen". Ziel sei, erst einmal zu klären: "Wie viel Wasserbedarf gibt es in der Bergtheimer Mulde? Wo kann man Wasser sparen? Welche alternativen Bewässerungskonzepte sind möglich? Welche Auswirkungen haben diese?"

    Ergebnis der Studie könne laut Bürgermeister Schlier auch sein, dass man in Zukunft nicht mehr so viele landwirtschaftliche Flächen in der Bergheimer Mulde bewässern könne wie heute. Er sagte: "Auch das ist möglich."

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