Die Bestattungskultur verändert sich: Auf den Würzburger Friedhöfen gibt es immer mehr Feuer- statt Erdbestattungen und Alternativen zum klassischen Familiengrab. Gerade an Allerheiligen, wo viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen schmücken, führt das zu Konflikten. Denn bei Gemeinschaftsgrabstätten ist nur wenig individueller Grabschmuck erlaubt.
"Meine Enkelin hat ein kleines Herz aus Stein mit vielleicht acht bis zehn Zentimetern Durchmesser auf das Grab gelegt und das wurde einfach weggeräumt", berichtet eine Würzburgerin der Redaktion, deren Mann 2022 in einem Urnengarten am Würzburger Hauptfriedhof beerdigt wurde. Die Rentnerin hatte sich für diese Lösung entschieden, weil das Familiengrab auf Dauer nicht mehr gepflegt werden kann. "Die Kinder leben ja nicht in Würzburg."

"Das ist Willkür und kleinlich", beschwert sich die Frau über das Wegräumen des Steins. Doch eigentlich ist die Sache klar geregelt: Auf einheitlichen, schlicht gestalteten Urnengärten ist individueller Grabschmuck nicht erlaubt. "Schnittblumen auf der Grabplatte oder in einer Steckvase und ein Grablicht beziehungsweise eine Kerzenhalterung mit Erdspieß sind möglich, alles andere nicht", erklärt der Leiter der Würzburger Friedhofsverwaltung Christian Götzelmann. Darauf werde jeder beim Erwerb dieses Grabstätte hingewiesen.
Die Nachfrage nach pflegeleichten Grabstätten wächst
Urnengärten gibt es seit 2010 in Würzburg. Laut Friedhofsverwaltung sind sie eine gute Alternative für Menschen, die ein Grab wollen, das sie besuchen können, das aber nicht individuell gestaltet und gepflegt werden muss. Die Gemeinschaftsgrabanlagen mit bis zu 34 Grabplätzen werden von Friedhofsgärtnern betreut.
"Jeder Grabplatz bietet die Beisetzungsmöglichkeit von zwei Bio-Urnen", sagt Götzelmann. Die Namen der Verstorbenen können, je nach Kategorie der Urnengärten, auf einheitlichen Natursteinplatten, aber auch auf individuellen Grabsteinen stehen.

Haupt- und Waldfriedhof sowie die Friedhöfe in den Stadtteilen haben mittlerweile Urnengärten. Ihre Gestaltung ist unterschiedlich: Es gibt es kreis- oder kleeblattförmige, in denen sich die Grabplätze um einen Baum in der Mitte anordnen, die vor allem mit Moos und Gräsern bepflanzt sind. Auf anderen wachsen Rosen und Lavendel oder Weinstöcke.
Zusätzlich können am Waldfriedhof Urnen unter Bäumen bestattet werden: Seit 2008 gibt es Baumgräber als Familiengrabstätten oder als Platz unter einem Gemeinschaftsbaum in bestimmten Bereichen des Waldfriedhofes. Die Namen der Verstorbenen können dabei auf einer Schriftplatte am Stamm stehen.

Als Besonderheit werden auf dem Hauptfriedhof auch Grabplätze im historischen vorderen Teil des Friedhofs angeboten. Bis zu 200 Jahre alte, teils monumentale Grabsteine von aufgelassenen Erdgräbern werden hier erhalten und für Gemeinschaftsanlagen genutzt. Aber auch dort ist individueller Schmuck nur begrenzt erlaubt.
Die Nachfrage nach pflegeleichten Grabstätten für Urnen wächst laut Friedhofsverwaltung stetig. Damit wachsen aber auch Konflikte um den Grabschmuck. Denn immer wieder würden große Vasen, Pflanzenschalen oder Figuren auf die Namensplatten gestellt, die das einheitliche, schlichte Gesamtbild der Urnengärten stören und die Pflege erschweren würden. "Es beschweren sich aber auch Menschen, die sich an der regelwidrigen Gestaltung des Nachbargrabplatzes stören", sagt Friedhofsleiter Götzelmann.
Seit mehreren Jahren lässt die Friedhofsverwaltung deshalb solchen Grabschmuck einsammeln. Im Keller der Friedhofsverwaltung am Hauptfriedhof liegen in Plastikboxen Engel, künstliche Blumen, Steinherzen und anderer Grabschmuck, den Angehörige hier abholen können.
Für Angehörige ist Grabpflege auch eine Art zu trauern
Götzelmann kann die Angehörigen verstehen. "Meistens haben sich Menschen für ein Urnenfeld entschieden, weil sie ihren Angehörigen nicht viel Arbeit mit der Grabpflege machen wollen." Gleichzeitig sei für viele Angehörige "Grabpflege auch Trauerarbeit". Deshalb hätten sie das Bedürfnis, das Grab ihrer Liebsten zu pflegen oder zu schmücken. Das sei ein Dilemma, das die Friedhofsverwaltung nicht lösen könne. "Wir können es nur immer wieder erklären", sagt Götzelmann.