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WÜRZBURG: Kopfzerbrechen über Kopfklinik

WÜRZBURG

Kopfzerbrechen über Kopfklinik

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    Die Uni-Kopfklinik in Grombühl: 1974 das erste Kopfklinikum in Deutschland und nunmehr ein Baudenkmal, von dem es die wenigsten erwartet hätten. Es soll einem Neubau an gleicher Stelle weichen.
    Die Uni-Kopfklinik in Grombühl: 1974 das erste Kopfklinikum in Deutschland und nunmehr ein Baudenkmal, von dem es die wenigsten erwartet hätten. Es soll einem Neubau an gleicher Stelle weichen. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    200 Wasserrohrbrüche pro Jahr, die Klimatechnik vor dem Zusammenbruch, durch alte Fenster zieht es: Die Kopfklinik der Universität muss dringend saniert beziehungsweise neu gebaut werden. Pläne dafür sind gemacht, Mittel vom Freistaat zugesagt. Doch siehe da: Ausgerechnet auf Wunsch ihres Leiters wurde die Klinik nun in die Denkmalliste aufgenommen. Was also hat Vorrang: Denkmalschutz oder medizinische Versorgung?

    Der Hickhack geht seit Monaten. Während die Uni-Spitze auf einen Neubau an gleicher Stelle setzt, will Klinikchef Professor Rudolf Hagen lieber den Bestand erhalten und sanieren. Warum, dazu möchte er sich gegenüber dieser Zeitung nicht äußern. Anders als gegenüber dem Landesamt für Denkmalpflege: Dort hat der Mediziner – er organisierte vor zehn Jahren die Sanierung einer großen HNO–Klinik in Stuttgart – die Aufnahme der Würzburger Kopfklinik in die Denkmalliste angeregt. Was in der Zwischenzeit geschehen ist. Zum Unmut der Uni-Leitung und zur Verwunderung der Stadt.

    „Da sind wir doch überrascht.“

    Bürgermeister Adolf Bauer über den Denkmalstatus

    Sie wurde in einer Sitzung des Kulturausschusses über den taufrischen Denkmalstatus der Kopfklinik informiert. „Da sind wir doch überrascht“, meinte Bürgermeister Adolf Bauer trocken. Kaum einer scheint den Grombühler Krankenhauskomplex, gebaut zwischen 1964 und 1973, als bewahrenswertes Denkmal einzuordnen. Dass es zumindest Stadtheimatpfleger Hans Steidle tut, macht die Sache noch pikanter und verwobener.

    In einer Stellungnahme würdigt Steidle: „Dieser Komplex stellte eine neue Stufe der in eine Klinikarchitektur umgesetzten interdisziplinären, medizinischen Kooperation und deren global erstmalige Realisierung dar. Die Würzburger integrale Kopfklinik wirkte konzeptionell und in der räumlichen Disposition vorbildhaft.“ Das Landesamt für Denkmalpflege teilt diese Einschätzung. Zitat aus dem Denkmaleintrag: Es handele sich um die „erste integrale Kopfklinik, in der die Spezialkliniken der Kopforgane synergetisch zur interdisziplinären Zusammenarbeit in Patientenversorgung, Forschung und Lehre nach dem medizinischen Konzept von Horst Ludwig Wullstein architektonisch in einer Anlage zusammengeführt sind.“

    Dagegen bezweifelt das Staatliche Bauamt die Einmaligkeit und baukünstlerische Bedeutung der Kopfklinik. Und die Uni sah sich bestenfalls vor den Kopf gestoßen, ihre Pläne auf den Kopf gestellt. Professor Christoph Reiners, ärztlicher Direktor der Uni-Klinik, hält einen Neubau an gleicher Stelle für unausweichlich: „Wir brauchen ihn dringend. Die Bausubstanz ist komplett überaltert.“ Eine Sanierung sei laut Gutachtern nicht vernünftig. Wesentliche Teile würden dabei nicht erneuert. Auch sei eine Sanierung bei laufendem Betrieb den Patienten „kaum zuzumuten“.

    Der Neubau soll Schätzungen zufolge den Freistaat über 100 Millionen Euro kosten – bei einer Bauzeit zwischen fünf und acht Jahren. Im aktuellen Doppelhaushalt wurden zunächst 1,5 Millionen Euro für die Planung bereitgestellt – plus Verpflichtungsermächtigungen: Für elf Millionen Euro dürfen bis 2012 Aufträge vergeben werden. Konkret geplant wird laut Reiners seit drei Monaten. Der Neubau soll in zwei Bauabschnitten und mehreren Baufeldern erfolgen, so dass der Betrieb wenig beeinträchtigt wird.

    Vergangene Woche scheinen in einem Gespräch zwischen Denkmalpflege, Uni, Regierung und Bauamt in Bamberg die Fronten abgebaut worden zu sein. Wie CSU-Politiker Bernd Sibler, Vorsitzender des Landesdenkmalrates, auf Anfrage berichtete, zeichnet sich ein Kompromiss ab. Danach bliebe die Kopfklinik auf der Denkmalliste. Abriss und Neubau soll dies aber nicht blockieren. „Das ist eine gute Nachricht.“ Es gelte Güter abzuwägen: Aus Siblers Sicht ist hier die medizinische Versorgung wichtiger als der Denkmalschutz.

    Auch Generalkonservator Egon Greipl (Landesamt für Denkmalpflege) sieht die Beteiligten nach dem Treffen „auf einem guten und einvernehmlichen Weg“. Es werde keine Verzögerungen geben. Trotz Denkmalstatus seien bauliche Veränderungen möglich: „Das ist ja eine Klinik und kein Museum.“ Erleichtert zeigt sich der Würzburger Landtagsabgeordnete Oliver Jörg (CSU) – seit längerem bemüht, den Konflikt zu entschärfen. „Eine Klinik, die für medizinische Grundversorgung sowie für Wissenschaft und Fortschritt steht“, sagt er, „muss sich weiterentwickeln können.“ Deshalb habe er „kein Verständnis für ein Denkmalkorsett“.

    Kopfklinikum Würzburg

    In der Kopfklinik sind folgende Einrichtungen untergebracht, sie arbeiten interdisziplinär zusammen:

    • Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen • Augenklinik • Klinik für Strahlentherapie • Neurologische Klinik • Neurochirurgische Klinik • Abteilung für Neuroradiologie (Institut für Röntgendiagnostik)

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