Es war ein Häuflein von 20 Leinachern, die sich vor der Sitzung am Landratsamt eingefunden hatte. Sie demonstrierten mit Plakaten und einem Wagen voller Gerümpel dafür, ihren Sperrmüll weiter vor Ort entsorgen zu dürfen. Im neuen Abfallgesamtkonzept ist vorgesehen, dass der Leinacher Sperrmüll künftig im zehn Kilometer entfernten Wertstoffhof in Zell oder in Waldbüttelbrunn abgegeben werden muss. Leinacher halten dies für unzumutbar. Der Ort ist der einzige im Landkreis, der noch keinen Vertrag über die Abfallentsorgung mit dem Kommunalunternehmen (KU) unterzeichnet hat.
Bürgermeister Uwe Klüpfel hoffte, dass der Protest die Kreisräte bewegt, die Beschlussvorlage zu den Wertstoffhöfen und der Grüngutabfuhr zu überdenken.
Im Gremium selbst spielte der Leinacher Spezialfall eher eine Nebenrolle. Konkret ging es darum zu bestimmen, ob für das Abholen von Sperrmüll auf Abruf landkreisweit künftig nur noch eine Gebühr von zehn Euro erhoben wird. Dagegen sollte die Grüngutabfuhr auf Abruf eingestellt werden. Statt dessen sollen wieder Straßensammlungen in allen Gemeinden stattfinden. Das KU könnte Grüngut flächendeckend zweimal pro Jahr zu festen Zeitpunkten abholen.
Die großen Fraktionen der CSU, SPD, Unabhängigen Wählergemeinschaft und der Grünen befürworteten das Konzept weitgehend. Grundtenor: Damit blieben die Müllgebühren stabil. Dazu kommt, dass der Landkreis 2,4 Millionen Euro an Zinsrückzahlung vom Zweckverband Abfallwirtschaft bekommt. Der Zweckverband ist Betreiber des Würzburger Müllheizkraftwerks.
Landrat Eberhard Nuß sagte, „wir initiieren über dieses Geld eine Neukalkulation der Gebühren mit dem Ziel, dass die Abfallbeseitigung - trotz gestiegener Lohn- und Sachkosten – auch über die nächsten Jahre stabil und bezahlbar bleibt“. Der Kreistag will eine Überprüfung der Gebühren zum 1. Januar 2010. Nicht wenige Kreisräte hoffen, dass es dann für den Bürger sogar billiger werden könnte.
Die kleinen Parteien wollten im Kreistag das neue Konzept nicht mittragen. Matthias Henneberger (ÖDP) waren die angepeilten 13 Wertstoffhöfe eindeutig zu wenig. Er forderte eine Kooperation zwischen Landkreis und Gemeinden. Demnach könnten die Kommunen Sammelstellen vor Ort betreiben, das KU würde die Container nur abholen.
Sonderhofens Bürgermeister Ludwig Mühleck (UWG) plädierte dafür, alle geschlossenen Sammelstellen wieder zu öffnen. Die Gemeinden könnten dann Bauschutt, Grüngut und Sperrmüll annehmen.
Waldbüttelbrunns Bürgermeister Alfred Endres schlug einen Kompromiss vor: Dort, wo schon Bauschutt undGrüngut angenommen werde, könnten auch Container für Sperrgut bereit stehen. Dem schloss sich Leinachs Bürgermeister Klüpfel an.
KU-Vorstand Alexander Schraml machte deutlich, dass Sonderlösungen für einzelne Gemeinden ungerecht wären. Dass Kommunen die Sperrmüllsammlung selbst übernehmen, hält er für rechtlich bedenklich.
Der Kreistag lehnte schließlich den Antrag von Alfred Endres mit 52 zu 13 Stimmen ab. Anschließend gab das Gremium bei zehn Gegenstimmen grünes Licht für das Wertstoffhofkonzept. Darin enthalten ist auch die Kündigung der mit Leinach bestehenden Kooperation zum 31. Dezember 2010. Der Gemeinde Leinach darf ab Januar 2011 in ihrem Wertstoffhof nur noch Bauschutt und Grüngut annehmen. Die meisten Leinacher Demonstranten hatten zu diesem Zeitpunkt den Saal bereits verlassen.