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WÜRZBURG: Kreuzpflicht: So gehen unterfränkische Behörden damit um

WÜRZBURG

Kreuzpflicht: So gehen unterfränkische Behörden damit um

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    Ein Kreuz hängt in einem Gerichtssaal an der Wand (Symbolfoto).
    Ein Kreuz hängt in einem Gerichtssaal an der Wand (Symbolfoto). Foto: dpa

    Wochenlang wurde diskutiert und gestritten. Doch aller Kritik zum Trotz gilt ab heute, 1. Juni, der sogenannte Kreuzerlass. Demnach müssen alle bayerischen Behörden „im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes“ und „gut sichtbar“ ein Kreuz aufhängen.

    Wie viele Kreuze aufgrund der Weisung neu angeschafft werden mussten und was das gekostet hat, weiß das Innenministerium nicht. Beides „ist uns nicht bekannt“, so ein Ministeriumssprecher. „Die Behörde schafft an und zahlt“, heißt es knapp.

    Rhöner Holzschnitzereien haben noch keinen höheren Absatz

    Für die Umsetzung der Regelung – und damit auch für den Kauf der Kreuze – seien die Behördenleiter selbst zuständig. In der Rhön, wo es zahlreiche Holzschnitzereien gibt, macht sich der Erlass jedenfalls noch nicht in Form von Großbestellungen bemerkbar. Das bestätigten mehrere Holzschnitzer aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld auf Nachfragen. Das müsse nicht so bleiben, meint Günther Holzheimer, Schnitzer aus Schmalwasser. Schließlich sei der Erlass noch jung. „Vielleicht kommen die Aufträge ja noch rein.“

    Bei der unterfränkischen Polizei hat der Kreuzerlass für keine große Aufregung gesorgt. Im Polizeipräsidium Unterfranken hänge bereits am Eingang zum Neubau – einem Nebeneingang – ein Holzkreuz, das bei der Einweihungsfeier des Gebäudes aufgehängt und gesegnet worden sei, so Polizeisprecher Michael Zimmer. „Derzeit laufen aber Planungen, auch im Haupteingangsbereich ein zusätzliches Kreuz anzubringen.“

    Polizei-Dienststellen müssen teilweise neue Kreuze anschaffen

    Etliche Dienststellen seien ebenfalls schon mit einem Kreuz ausgestattet. Wo noch ein Kreuz fehlt, schaffe die Dienststellenleitung eines „für einen angemessenen Betrag im Rahmen ihres Budgets“ an. Die Dienststellenleiter entscheiden auch, was für ein Kreuz beschafft wird. Also beispielsweise, was Material oder Design angeht.

    Ein dekoratives, kunstvolles Exemplar aus fünf farbigen Quadraten hat dieser Tage in Würzburg die Regierung von Unterfranken im Foyer aufgehängt. Angefertigt hat es eine Berufsschulklasse in Aschaffenburg. Regierungspräsident Paul Beinhofer steht hinter dem Söder-Erlass: „Ich habe das Kreuz gerne angebracht. Es ist über die Konfessionsgrenzen hinweg Symbol des Christentums, das die Kultur unseres Landes wesentlich geprägt hat und noch prägt.“

    Regierungspräsident: „Habe das Kreuz gerne angebracht“

    Die heutige Werte- und Rechtsordnung gehe wesentlich auf christliches Gedankengut zurück. Einen Zwang mag Beinhofer nicht erkennen, „die Religionsfreiheit bleibt für jedermann gewährleistet.“

    Verwirrung gab es bis zuletzt bei den staatlichen Hochschulen, Theatern und Museen. Für sie gilt die Kreuz-Anordnung nun doch nur als „Empfehlung“ – was aber den Einrichtungen nicht offiziell mitgeteilt wurde.

    Universität will keine weiteren Kreuze aufhängen

    Während deshalb die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) bereits zehn Kreuze aufgehängt hat, hält sich die Würzburger Universität zurück. Präsident Alfred Forchel verweist auf Anfrage auf die enge historische Beziehung der Uni zur Kirche – wie etwa die Erstgründung durch Fürstbischof Johann von Egloffstein im Jahr 1402 – und die vielen christlichen Symbole, die sich seit Jahrzehnten an verschiedenen Stellen der Universität befinden.

    Forchel sieht keinen Handlungsbedarf durch den Kreuzerlass: „Die Anbringung eines weiteren Kreuzes ist unserer Ansicht nach nicht erforderlich." Der studentische Konvent der Julius-Maximilians-Universität hatte sich bereits Ende April gegen das Anbringen von Pflichtkreuzen ausgesprochen. Die Uni sei ein säkularer Raum, heißt es.

    Defensiv auch die Hochschule für Musik in Würzburg: Hier „arbeiten viele Menschen unterschiedlichster Kulturen und Länder sehr gut zusammen, da hat die Anbringung des Kreuzes im Eingangsbereich nicht die höchste Priorität“, sagt Hochschul-Vize Martin Hummel. Man werde sich dazu mit den anderen bayerischen Musikhochschulen abstimmen.

    Umsetzung der Kreuzpflicht wird nicht kontrolliert

    Und an der Fachhochschule? Vertragen sich die Kreuze hier mit dem Bemühen um weitere Internationalisierung? Präsident Robert Grebner sieht keine Probleme. Auf Wunsch wolle er aber das Thema im Konvent besprechen.

    Zwar ist der Kreuzerlass seit diesem Freitag für alle staatlichen Behörden gültig. Ob sie ihn auch umsetzen, das wird laut Innenministerium aber nicht überwacht.

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