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Würzburg: Würzburger Kickers-Chef Hirsch stellt sich bei Kritik an Polizei hinter Ultras

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Würzburger Kickers-Chef Hirsch stellt sich bei Kritik an Polizei hinter Ultras

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    Kickers Ultras auf einem Spiel der Würzburger Kickers gegen Viktoria Aschaffenburg im März 2023.
    Kickers Ultras auf einem Spiel der Würzburger Kickers gegen Viktoria Aschaffenburg im März 2023. Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Die Ultra-Fans der Würzburger Kickers sprechen von "Pöbeleien", die Staatsanwaltschaft nennt es "martialisches Auftreten und Androhung von Tätlichkeiten": Ein Zusammenstoß einiger Kickers-Fans und einer "Querdenker"-Demonstration im Dezember 2020 hatte jahrelange Ermittlungen zur Folge. Jetzt, kurz vor dem Derby gegen Schweinfurt, hat die Fanhilfe Würzburg die Angelegenheit öffentlich gemacht – und bekommt Rückendeckung vom Kickers-Vorstandsvorsitzenden Benjamin Hirsch.

    Rund 30 Personen hatten am 13. Dezember 2020 eine Demonstration der Würzburger "Querdenker"-Initiative "Eltern stehen auf" gestört. "Den Beschuldigten liegt hierbei zur Last (...) diese genehmigte Demonstration massiv gestört und die Teilnehmer durch martialisches Auftreten und Androhung von Tätlichkeiten eingeschüchtert zu haben", so Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach auf Anfrage.

    Fanhilfe Würzburg kritisiert "massive Grundrechtsverletzungen" gegen Fans

    "Die Beschuldigten gehörten einer Gruppe gewaltbereiter Anhänger des Fußballvereins Würzburger Kickers an. Sie hatten sich hierbei mit Anhängern des linksextremen politischen Spektrums in Würzburg zusammengetan", so Seebach weiter. Einigen von ihnen wird nun gemeinschaftlicher Landfriedensbruch sowie gemeinschaftliche versuchte Nötigung und ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz zur Last gelegt. Über zwei Jahre dauerten die Ermittlungen an. Gegen vier junge Männer hat die Staatsanwaltschaft nun Strafbefehle beantragt, diese müssen jedoch noch gerichtlich geprüft werden.

    Anders schildert die "Fanhilfe 1907" die Angelegenheit, die auf ihrer Webseite kurz vor dem Derby gegen Schweinfurt am Samstag Kritik am Vorgehen der Polizei und der Gerichte öffentlich gemacht hat. Der Fanhilfe gehören nach eigenen Angaben Anwälte aus dem Kreis der Kickers-Fans an. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, "Aufklärungsarbeit zu den Themen Repressionen, Polizeigewalt und Willkür" zu leisten.

    "Kürzlich haben bayerische Gerichte erneut massive Grundrechtsverletzungen gegenüber Kickersfans bestätigt", schreibt die Fanhilfe. Fans hätten damals eine friedliche Kundgebung am Hauptbahnhof abgehalten. "Der Rückweg der Kickersfans kreuzte die Demonstrationsroute von 'Eltern stehen auf'. (...) Zu gewaltsamen Handlungen kam es zu keinem Zeitpunkt."

    Klage vor Würzburger Verwaltungsgericht und Verwaltungsgerichtshof gescheitert

    Im Nachgang sei gegen Kickers-Fans eine sogenannte erkennungsdienstliche Behandlung angeordnet worden. Diese umfasst das Fotografieren, Vermessen und die Abnahme von Fingerabdrücken und ist an enge rechtliche Bedingungen geknüpft. "Wir kritisieren diesen übermäßigen Eingriff in die Grundrechte der Fußballfans durch die Polizei", so die Fanhilfe.

    "Eine erkennungsdienstliche Behandlung kann aus präventiven Gründen oder zur Durchführung eines Strafverfahrens erforderlich sein", erwidert das Polizeipräsidium Unterfranken auf Anfrage. "Wie bei allen anderen polizeilichen Maßnahmen erfolgt dies natürlich nach Recht und Gesetz. Dies war auch in dem zu Grunde liegenden Sachverhalt der Fall." Den Betroffenen stehe es frei, die Rechtmäßigkeit gerichtlich prüfen zu lassen.

    Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch bei einem Spiel der Würzburger Kickers.
    Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch bei einem Spiel der Würzburger Kickers. Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Dies haben die Kickers-Fans getan, allerdings ohne Erfolg. Eine Klage gegen die Maßnahmen sei vom Würzburger Verwaltungsgericht und vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof aus nicht nachvollziehbaren Gründen abgewiesen worden, schreibt die Fanhilfe. Die Maßnahmen seien also zwar rechtskräftig, akzeptieren wolle man dies jedoch nicht: "Wir fordern die Stadt, die Polizei und die Gerichte auf, die Grundrechte der Fans zu respektieren."

    Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers: Gerichte winken unzureichende Anträge durch

    Unterstützung bekommen die Ultras von offizieller Seite. "Die gerichtliche Entscheidung halte ich für falsch", schreibt Benjamin Hirsch, Vorstandsvorsitzender der Kickers auf Anfrage der Redaktion. Hirsch, der Rechtsanwalt ist, vertritt einen der Beschuldigten und sagt: "Erkennungsdienstliche Maßnahmen sind ein Eingriff in Grundrechte. Deshalb sind solche Eingriffe gut zu begründen."

    Eine Demonstration der Würzburger Kickers-Utras gegen "Repression" durch Strafverfolgungsbehörden am 13. Dezember 2022.
    Eine Demonstration der Würzburger Kickers-Utras gegen "Repression" durch Strafverfolgungsbehörden am 13. Dezember 2022. Foto: Jonas Keck

    Die Begründung sei im vorliegenden Fall "allenfalls oberflächlich und nur formelhaft" erfolgt. "Zur Begründung (...) hat die Polizei auf Textbausteine zurückgegriffen und sich weder mit der vermeintlichen Tat und schon gar nicht mit der Person auseinandergesetzt. (...) "Es ist leider festzustellen, dass die Hürde für derartige Grundrechtseingriffe immer weiter abgesenkt wird und die Gerichte, meines Erachtens nicht ausreichend begründete Anträge 'durchwinken'. Das ist eine Entwicklung, die ich sehr kritisch und bedenklich sehe."

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