Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Kritik an Würzburger Pflegeheim: Vorwürfe von mangelnder Hygiene und unfreundlichen Pflegekräften

Würzburg

Kritik an Würzburger Pflegeheim: Vorwürfe von mangelnder Hygiene und unfreundlichen Pflegekräften

    • |
    • |
    Ist an den Vorwürfen etwas dran? Die Angehörige eines verstorbenen Bewohners erhebt Vorwürfe gegen ein Würzburger Pflegeheim. 
    Ist an den Vorwürfen etwas dran? Die Angehörige eines verstorbenen Bewohners erhebt Vorwürfe gegen ein Würzburger Pflegeheim.  Foto: Fabian Gebert

    Die Schilderungen der 74-Jährigen klingen besorgniserregend. Schon ihr erster Eindruck des Würzburger Wohn- und Pflegezentrums für Senioren Ludwigshof, das von der privaten Charleston-Holding GmbH in Füssen betrieben wird, sei nicht so gewesen, wie sie es sich für ihren Mann gewünscht hätte. "Es machte nicht den Eindruck eines Heims für Senioren, die dort einen schönen Lebensabend verbringen sollten", sagt Ingeborg Worzfeld und erzählt von angeblichen Hygienemängeln, unfreundlichem und wenig empathischem Personal. Sie sei beunruhigt gewesen, "wo mein Mann hier gelandet war".

    Nun - nachdem ihr Mann vor einigen Wochen im Würzburger Ludwigshof verstorben ist - und sie keine Sorge mehr haben müsse, dass "meine Beschuldigungen sich in irgendeiner Weise auf ihn auswirken", wendet sie sich an diese Redaktion. "Es ist meine Betroffenheit und meine Wut über die Behandlung von pflegebedürftigen Menschen. Mein Mann war dort elf Monate lang Bewohner und wurde behandelt wie ein lästiges Übel", schildert sie die Situation aus ihrer Sicht. Schon das Bett, in dem ihr 1,90 Meter großer Mann geschlafen habe, sei anfangs viel zu kurz gewesen. "Keinem vom Pflegepersonal fiel dies auf." Erst auf ihr Drängen hin sei das Bett verlängert worden.

    Ein Vorwurf: In Sachen Hygiene vieles im Argen

    Auch in Sachen Hygiene sei ihrer Beobachtung nach vieles im Argen gewesen, sagt sie und spricht von schmutzigen Gläsern, schlecht gewischten Böden und zerrissenen Bettbezügen und "das in Zeiten von Corona, in denen man doch besonders auf Hygiene achten soll. Ich habe das dann selbst in die Hand genommen und mir ein Desinfektionsmittel besorgt und bei meinen Besuchen dreimal in der Woche verwendet."   

    Das Traurigste aber sei das Verhalten einiger Pflegekräfte gegenüber manchen Bewohnern gewesen, so Worzfeld. Dies habe sie bei ihren Besuchen dreimal in der Woche immer wieder live mit erleben können. Oft seien diese "mies gelaunt und sehr respektlos, manchmal sogar unverschämt" gegenüber Bewohnern gewesen.

    Als ihr Mann beispielsweise eine Urinflasche aus Versehen umgeworfen habe, sei er von einem Pfleger als "Depp" betitelt worden, schildert sie sichtlich angeschlagen. Als Worzfeld das Personal und auch die Pflegedienstleitung damit konfrontierte, sei alles abgestritten worden." Ihr Mann hatte die Pflegestufe vier, sagt sie, litt unter anderem unter Beinödemen, Adipositas, Inkontinenz und Gangstörungen. Über die Gangstörung, so Worzfeld, sei sich auch lustig gemacht worden. Auch die Schmutzwäsche ihres Mannes habe Worzfeld zuhause waschen müssen, "da das Personal es nicht schaffte, die Kleidung richtig zuzuordnen".

    Beschwerdebrief an verschiedene Institutionen geschickt

    Schaut man auf die Internetbewertungen des Seniorenpflegezentrums auf Google ist das Haus mit 3,1 mittelmäßig bewertet. In solchen Bewertungen können sich Nutzer zu ihren Erfahrungen äußern. Neben positiven Rezensionen, die von "zuvorkommendem und hilfsbereiten Pflegepersonal" berichten, gibt es Rezensionen aus den vergangenen Jahren, die von einem "unterbesetzten Haus", "überforderten Pflegehelfern" und einem Mangel der Pflegeleistungen erzählen.  

    Ingeborg Worzfeld jedenfalls hat sich vor einiger Zeit in einem Beschwerdebrief an das Beratungs- und Begutachtungszentrum Würzburg (Anmerk.d.Red.: des medizinischen Dienstes) gewandt, auch an die Charleston-Holding selbst und sogar an das Gesundheitsministerium in München. "Ich möchte, dass der Überprüfungspflicht nachgekommen wird, um sich ein Bild von dieser Bewahranstalt zu machen." Nicht zuletzt, sagt Worzfeld, dass sie bei einem monatlichen Betrag von rund 4800 Euro eine Topleistung erwartet hätte. Aber zumindest, und das sei das Wichtigste: "Ein liebes und nettes Wort, denn das ist kostenlos und tut nicht weh." Leider habe sie bisher keine Antworten bekommen.

    Auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg heißt es, dass Senioreneinrichtungen und Heime regelmäßig überprüft werden. Von der Heimaufsicht, angesiedelt im Fachbereich Inklusion, Integration und Senioren, sowie durch den medizinischen Dienst des Freistaates. Laut Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg, ist die letzte Begehung des Seniorenzentrums Ludwigshof im Juli 2021 gewesen. Da seien einige kleinere Mängel aufgezeigt worden, "die dann aber behoben wurden". Just vor zwei Wochen sei eine unangekündigte Besichtigung begonnen worden, diese habe aber wegen Coronainfektionen verschoben werden müssen, so Weiß weiter.

    Reaktion der Charleston-Holding

    In einer Stellungnahme des privaten Betreibers zu den Vorwürfen heißt es, "dass die von Frau Worzfeld geschilderten Punkte uns als Charleston Holding sehr betroffen gemacht haben". Man habe versucht, den Sachverhalt intern durch Dokumentationen sowie Gespräche mit dem Qualitätsmanagement, dem Heimbeirat (Anmerk.d.Red.: dieser besteht aus Bewohnern und Angehörigen) und Mitarbeitenden in der Einrichtung nachzuvollziehen, erklärt Unternehmenssprecherin Jasmin Gehring.

    Es seien zwar bei den unregelmäßig stattfindenden Kontrollen keine Hygienemängel der geschilderten Gewichtigkeit angemerkt worden. "Trotzdem halten wir fest, dass es nicht immer gelungen ist, unseren eigenen hohen Standards in diesem Bereich Genüge zu tun. So ist es in Einzelfällen im Bereich der Wohnküchen (hier: etwa der Arbeits- und der Kühlflächen) zu Verschmutzungen gekommen, die nicht immer zeitnah beseitigt worden sind", so die Unternehmenssprecherin.

    Mittlerweile habe man Bodenbelag in den Aufenthaltsräumen bereits teilweise erneuert, "die Flure und Korridore folgen in den beiden kommenden Jahren. Auch Malerarbeiten sind zum Teil bereits erfolgt und werden weiter ausgeführt". Ebenso habe sich gezeigt, dass Arbeitsabläufe, bei denen externe Dienstleister eine wesentliche Rolle spielen, optimierungsfähig waren, so im Bereich der Wäscherei.

    Unternehmen schließt vermehrtes inakzeptables Verhalten von Pflegekräften aus 

    Zudem merkt Gehring an, dass aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels die Position der Einrichtungsleitung in dem Würzburger Wohn- und Pflegezentrum längere Zeit vakant war. In Verbindung mit einem schweren Corona-Ausbruch im März bzw. April 2022 habe dies zu Personalengpässen geführt, "die nicht vollständig aufgefangen werden konnten und sich hier möglichweise verstärkend bemerkbar gemacht haben". Die Engpässe konnten allerdings mittlerweile behoben werden, heißt es weiter. 

    Besonders geschmerzt habe der Vorwurf, das Personal habe sich nicht respektvoll und höflich verhalten, da habe man sich intensiv um Aufklärung bemüht, sagt die Unternehmenssprecherin:  "Weder der Heimbeirat noch die mittlerweile eingesetzte neue Heimleitung haben die gemachten Vorwürfe auch nur in Ansätzen bestätigt. Im Gegenteil – durchgehend wurde uns bestätigt, dass die eingesetzten Pflegekräfte den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgesprochen höflich und respektvoll gegenübertreten." Ein Einzelfall, bei dem sich in diesem Zusammenhang Auffälligkeiten zeigten, sei intern ermahnt worden. "Vermehrtes oder gar flächendeckendes inakzeptables Verhalten der Kolleginnen und Kollegen schließen wir kategorisch aus", so Gehring.

    Ein Gespräch der Redaktion mit dem neuen Einrichtungsleiter in Würzburg war auf Nachfrage der Redaktion dazu nicht möglich, "da dies nicht den vorgegebenen Regularien entspricht". Auch ein Gespräch mit dem Heimbeirat kam leider nicht zustande, da dieser sich laut Holding nicht äußern möchte.   

    Holding möchte sich Kritik stellen

    Zuletzt teilt die Unternehmenssprecherin mit, dass sich das Unternehmen jeder Kritik stelle. Erste Anlaufstation für die Bewohner oder Angehörigen sei hierfür die Pflegedienstleitung, eine neutrale Stelle sei das Qualitätsmanagement, das den Hinweisen dann nachgehe.

    "Wir können nur dazu ermuntern, diese Möglichkeiten zu nutzen, sofern der Eindruck entsteht, dass etwas nicht in Ordnung ist oder verbessert werden kann."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden