Seit diesem Montag ist das Deutschlandticket für den bundesweiten Nahverkehr verfügbar. Busse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen sowie der Regionalverkehr der Deutschen Bahn sind nun für 49 Euro im Bundesgebiet einheitlich nutzbar. In Würzburg wird das Ticket von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ausschließlich als digitale App für das Handy verkauft. Daran gibt es Kritik, denn nicht jeder will das Ticket in dieser Form nutzen.
Erika Hirsch ist nach eigenen Angaben seit 40 Jahren Kundin bei der WVV und hat Bedenken, sich bei dem Ticket auf ihr Smartphone zu verlassen. "Man steht dann am Bahnhof und hat das Smartphone nicht aufgeladen oder keinen Empfang", sagt die 71-Jährige, die sich mit ihrer Sorge an die Redaktion gewandt hat. Außerdem, so ihre Vermutung, gebe es immer noch viele Senioren und Seniorinnen in Würzburg, die gar kein Smartphone besäßen.
Kritik kommt auch von Würzburger Seniorenvertretung
Mit ihrer Kritik ist Erika Hirsch nicht alleine. "Es ist auf jeden Fall unfair und auch diskriminierend und zwar nicht nur für alte Menschen, sondern auch Menschen mit Behinderung gegenüber oder Leuten, die kein Smartphone besitzen", sagt auch Renate Fiedler, Vorsitzende der Würzburger Seniorenvertretung auf Anfrage der Redaktion. Eine bessere Lösung wäre, wenn die WVV das Deutschlandticket in Form einer Chipkarte anbieten würde, so wie das auch bei anderen Verkehrsverbünden möglich sei.
"Andere ÖPNVs kriegen das besser hin, siehe Nürnberg oder Schweinfurt", sagt auch Seniorin Erika Hirsch. Und tatsächlich ist das Deutschlandticket bei diesen Verkehrverbünden nicht nur als App, sondern auch in Form einer Chipkarte erhältlich, die bei einer Fahrkartenkontrolle losgelöst vom Handy vorgezeigt werden kann. Doch warum bietet die WVV eine solche Lösung nicht an?
"Das 49 Euro Ticket ist laut Vorgabe durch Bund und Länder als rein digitales Ticket umzusetzen", heißt es dazu auf der Webseite der WVV. "Aus Gründen der Nachhaltigkeit sind bei der WVV keine Ticket-to-print- oder Chipkarten-Ansätze vorgesehen." Für Menschen ohne Smartphone gebe es verschiedene Alternativen, teilt WVV-Sprecherin Cornelia Wagner auf Nachfrage weiter mit.
WVV betont guten Verkaufsstart und weist auf weitere Lösungen hin
Zum Beispiel biete die Allgemeine Personennahverkehrs GmbH (APG), die für den Busverkehr im Würzburger Umland zuständig ist, als Übergangslösung ebenfalls eine Ticket-to-Print Variante an. Über den Webshop des APG könne das Ticket beantragt und dann zuhause ausgedruckt werden. Außerdem so Wagner weiter, sei der Verkaufsstart sehr positiv verlaufen, das Interesse wäre groß und über 90 Prozent aller Kundinnen und Kunden der WVV hätten sich eine App-Lösung gewünscht. "Wir schließen niemanden aus", so Wagner weiter.
Seniorin Erika Hirsch ist von diesem Angebot nicht überzeugt. "Eigentlich würde ich die WVV gerne unterstützen, ich fahre ja 90 Prozent mit denen", sagt die Würzburgerin. Sie hat sich laut eigener Aussage nach einiger Bedenkzeit dazu entschlossen, jetzt den Anbieter zu wechseln, denn immerhin könne sie das Deutschlandticket ja auch bei anderen Verkehrsverbünden erwerben.