Die geplante Zufahrt zur Marktgarage am Dom vorbei über die Martinstraße hat für die meiste Diskussion im Ratssaal gesorgt. Über 120 Anlieger waren am Freitag der Einladung der Stadt gefolgt, sich über die Umwandlung der Eichhornstraße in eine Fußgängerzone und die dafür nötige Verlegung der Tiefgarageneinfahrt zu informieren und ihre Meinung kundzutun. Prinzipiell und trotz Kostenbeteiligung begrüßten die Anlieger „Würzburgs erste Fußgängerzone ohne Straßenbahn“. Trotz mancher Kritik verlief die Versammlung mit nur wenigen Stadträten als Zuhörer (Dürrnagel, Graf, Klünder, Schloßareck, Weber, Zeitler) unaufgeregt.
„Müssen wir das ertragen?“ fragte ein Anwohner der Martinstraße. Er befürchtet wie auch andere Staus und verstärkt Lärm- und Feinstaubbelastung bei der neuen Tiefgaragenzufahrt durch die enge Martinstraße. Einer Bürgerin will zudem nicht einleuchten, dass die Hofstraße im Bereich Mozart-Schule Fußgängerzone werden soll und man dann die Garagenzufahrt auf die Achse Residenz-Dom legt: „Da ist das Verkehrschaos vorprogrammiert.“ Siegbert Schneider vom Verein „Besser Leben in Würzburg“ plädierte unter Beifall dafür, auf die Tiefgaragenzufahrt komplett zu verzichten.
Das sei allein aus vertragsrechtlichen Gründen nicht möglich, erklärte Wolfgang Fey, Projektleiter aus dem Baureferat, der zuvor die Planung vorgestellt hatte. Der Besitzer der Marktgarage, die Parkgarage am Markt GmbH & Co. KG, habe die Zusicherung auf eine zweite Zufahrt. Diese halte er zudem nicht für überflüssig. Autofahrer aus Richtung Osten müssten nicht durch die halbe Stadt bis zum Zugang Karmelitenstraße fahren. „Wir wollen außerdem die Autos nicht komplett aus der Innenstadt verdrängen.“
Laut Walter Beck vom Marktgaragenbetreiber sei die Zufahrt auch für die Auslastung der 600 Stellplätze wichtig. Zwischen 70 und 80 Plätze blieben sonst täglich unbelegt. Der auch schon im Umwelt- und Planungsausschuss von FDP-Stadtrat Egon Schrenk favorisierten Alternative, eine Tiefgarageneinfahrt in der Spiegelstraße, kann Fey nichts abgewinnen. Ungeachtet der Planung, die Spiegelstraße als Einkaufsache zum Faulhaber-Platz mit einer angedachten Einkaufsgalerie samt eigener Tiefgarage verkehrsberuhigt zu gestalten, bedeute diese Variante neben vier bis fünf Millionen Kosten und ein bis zwei Jahre Bauzeit. Zudem könnten aus technischen Gründen bei dieser rund 80 Meter langen Untertunnelung der Eichhornstraße keine zusätzlichen Stellplätze im Untergrund geschaffen werden.
Wenn auch mancher Anwohner das bezweifelt, geht Fey davon aus, dass die Martinstraße sogar weniger Verkehr als bislang bekommt. Laut einer Verkehrszählung durchfahren sie zu Spitzenzeiten derzeit rund 1900 Autos, während „nur“ 1100 die Marktgarage ansteuern.
Wird Wendeplatz gestrichen?
Auf Kritik stieß auch der geplante Wendeplatz im Bereich Lusamgärtchen in der Martinstraße. Hier kann sich Fey vorstellen, dass man darauf verzichtet und mittels Schildern und Parkleitsystem bereits am Paradeplatz ungewollte Einfahrten in Richtung Tiefgarage verhindert.
Die neue Zufahrt im ebenfalls neuen Geschäftshaus auf dem ehemaligen HypoVereinsbank-Areal (siehe Artikel unten) müssen nicht die Anlieger bezahlen. Sie werden allerdings mit 60 Prozent an der auf mindestens 2,5 Millionen Euro teuren Umgestaltung der Eichhornstraße beteiligt. Der erste Bauabschnitt bis zur Einmündung Spiegelstraße soll bis Ende 2013 fertig sein, der zweite bis zur Theaterstraße, wenn alles glatt läuft, ein Jahr später.
Fey und Heinz Zettl von der beauftragten Projektfirma Steinbacher Consult versprachen eine stetige Bürgerinformation beim Umbau. Über diesen entscheidet endgültig der Stadtrat am 16. Februar.