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Würzburg/Bad Kissingen: Kürzungen beim Elterngeld geplant: Ist es richtig, Gutverdienern die Unterstützung  wegzunehmen? Das sagen vier Mütter

Würzburg/Bad Kissingen

Kürzungen beim Elterngeld geplant: Ist es richtig, Gutverdienern die Unterstützung  wegzunehmen? Das sagen vier Mütter

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    Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will die Einkommensgrenze beim Elterngeld ab 2024 senken. Vier Mütter aus Unterfranken sagen, was sie von diesem Plan halten: (von links) Uta Klopf, Bettina Dempewolf, Anne Bick und Verena Spitzer.
    Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will die Einkommensgrenze beim Elterngeld ab 2024 senken. Vier Mütter aus Unterfranken sagen, was sie von diesem Plan halten: (von links) Uta Klopf, Bettina Dempewolf, Anne Bick und Verena Spitzer. Foto: Gralla, Hoffmannbeck, Bick

    Die Pläne der Politik, die Elterngeld-Einkommensgrenze auf 150.000 Euro zu halbieren, sorgt für reichlich Empörung. Geht es nach Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), würden nur noch Paare Elterngeld bekommen, die zusammen nicht mehr als 150.000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen haben. 

    Laut Statistischem Bundesamt erhielten 2022 knapp 1,4 Millionen Frauen und 482.000 Männer in Deutschland Elterngeld erhalten. 26,1 Prozent der Beziehenden waren also Väter. Laut Paus würde die Streichung künftig bundesweit 60.000 Familien betreffen. Dem Familienministerium zufolge haben im Jahr 2020 rund eine Million Mütter und Väter Elterngeld bekommen. Fünf Prozent von ihnen würden durch die geplante Neuregelung keine Unterstützungszahlung mehr erhalten.

    Es geht also um einen eher kleinen Teil der jungen Eltern in Deutschland. Doch die Petition "Nein zur Elterngeld-Streichung" der Berliner Unternehmerin Verena Pausder hatte schnell Tausende Unterstützerinnen und Unterstützer erreicht.

    Was sagen Mütter zu den Plänen, die Einkommensgrenze zu senken? Vier Frauen aus Unterfranken nehmen Stellung.

    1. Uta Klopf, Mutter von drei Kindern aus Rannungen: "Ein klarer Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung"

    Uta Klopf aus Rannungen (Lkr. Bad Kissingen) hat die Petition "Nein zur Elterngeld Streichung" unterzeichnet.
    Uta Klopf aus Rannungen (Lkr. Bad Kissingen) hat die Petition "Nein zur Elterngeld Streichung" unterzeichnet. Foto: Silvia Gralla

    "Es wäre sehr schade, wenn das Elterngeld tatsächlich gekürzt wird. Denn egal ob arm oder reich, allen Eltern sollte es ermöglicht werden, nach der Geburt zu Hause zu bleiben und Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Für mich ist es ein klarer Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung. Deshalb habe ich auch die Petition "Nein zur Elterngeld Streichung" unterzeichnet.

    Insgesamt sollte der Staat viel mehr für Familien mit Kindern tun. Hier ist ziemlich viel Luft nach oben. Wir leben auf dem Land und es gibt kaum eine Betreuung nach der Grundschule. Es gibt Hortplätze, aber die sind sehr begehrt und begrenzt. Wer hier keine Großeltern hat, hat es wirklich schwer. Ich habe das große Glück, dass ich noch zu Hause bin. Aber auch da wird man von der Gesellschaft oft schief angeschaut."

    2. Bettina Dempewolf, Mutter von zwei Kindern aus Höchberg: "Hier wird die falsche Debatte geführt"

    Bettina Dempewolf aus Höchberg (Lkr. Würzburg), Kommunikationschefin bei PlasticsEurope Deutschland e.V., meint, dass nicht jede  Mutter zwingend ein Jahr zu Hause bleiben will.
    Bettina Dempewolf aus Höchberg (Lkr. Würzburg), Kommunikationschefin bei PlasticsEurope Deutschland e.V., meint, dass nicht jede  Mutter zwingend ein Jahr zu Hause bleiben will. Foto: Luca Hoffmannbeck

    "Ehrlich gesagt finde ich, dass hier die falsche Debatte geführt wird. Die Politik sollte sich lieber damit befassen, mit einer Kindergrundsicherung die Kinderarmut zu bekämpfen und die Gleichberechtigung von Frauen zu stärken, als durch die Kürzung des Elterngeldes den Konflikt zwischen Ehepartnern in einer Beziehung weiter zu schüren. Dadurch, dass der oder besser gesagt die geringer Verdienende finanziell noch abhängiger von ihrem Partner wird, weil sie ihren Job für ein Jahr an den Nagel hängt, während er sich beruflich weiterentwickelt.

    Wie wäre es mit einem Ausbau des Betreuungsangebotes schon im ersten Lebensjahr, um es auch Frauen zu ermöglichen, weiter arbeiten zu gehen? Nicht jede Mutter möchte zwingend ein Jahr zu Hause bleiben, um Windeln zu wechseln. Es soll auch Frauen geben, die gerne arbeiten gehen und finanziell unabhängig sein wollen – trotz Baby."

    3. Dr. Anne Bick, Mutter von zwei Kindern aus Würzburg: "Die Reform ist ein ungutes Signal"

    Prof. Dr. Anne Bick aus Würzburg ist Juristin und Sozialpädagogin. Sie bedauert, dass Kinderarmut nicht systematisch bekämpft wird.
    Prof. Dr. Anne Bick aus Würzburg ist Juristin und Sozialpädagogin. Sie bedauert, dass Kinderarmut nicht systematisch bekämpft wird. Foto: Anne Bick

    "Die geplante Reform ist mit Blick auf den Zweck des Elterngeldes, Väter zu motivieren, sich stärker an der Kinderbetreuung zu beteiligen, ein ungutes Signal. Letztlich sind die Auswirkungen aber angesichts des begrenzten betroffenen Personenkreises nicht dramatisch. Vor allen Dingen wird das Elterngeld ohnehin von Männern im Durchschnitt deutlich kürzer bezogen als von Frauen und funktioniert als Hebel, mehr Gleichberechtigung in der Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung zu erreichen, nur begrenzt.

    Grundsätzlich begrüßenswert finde ich es, wenn über familienbezogene Leistungen diskutiert wird. Leider besteht offenbar immer noch nicht die Bereitschaft, diese grundlegend zu reformieren, um vor allem Kinderarmut systematisch zu bekämpfen."

    4. Verena Spitzer, Mutter von drei Kindern aus Waldbüttelbrunn: "Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Kinder zu Hause zu betreuen"

    Verena Spitzer, zweite Vorsitzende des Fördervereins der Grund- und Mittelschule Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg), ist gegen eine Kürzung des Elterngeldes.
    Verena Spitzer, zweite Vorsitzende des Fördervereins der Grund- und Mittelschule Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg), ist gegen eine Kürzung des Elterngeldes. Foto: Silvia Gralla

    "Jeder sollte das Recht und die Möglichkeit haben, seine Kinder zu Hause zu betreuen, auch wenn diejenigen, die gut verdienen. Ich selbst habe mich bewusst dazu entschieden, erst einmal nicht zu arbeiten und meine Kinder selbst zu Hause zu betreuen. Natürlich würde die Kürzung des Elterngeldes nur wenige Menschen mit einem sehr hohem Einkommen betreffen. Trotzdem bin ich gegen die geplanten Kürzungen. In Deutschland gibt es insgesamt viel Unterstützung für Familien mit Kindern. Zum Beispiel gibt es den Kinderzuschlag, von dem aber nur die wenigsten wissen." 

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