Sie finden sich im neuen vierstrahligen Airbus 380, in Satelliten und der internationalen Raumstation ISS auf Umlaufbahn um die Erde und auch auf dem Mars waren sie schon in den Rovern der NASA unterwegs: Die hochpräzisen Kugellager des Rimparer Unternehmens Gebrüder Reinfurt (GRW). Das mittelständisch organisierte Unternehmen ist in seinem Bereich Weltmarktführer, einer der „hidden champions“, denen die bayerische Wirtschaft ihre Schlagkraft verdankt. Mit gut 400 Mitarbeitern sind sie bedeutendster Arbeitgeber in Rimpar.
Reinfurt-Kugellager werden für extreme Belastungen hergestellt: Tiefsttemperaturen von bis zu -270 Grad, aggressiv sauren beziehungsweise basischen Umgebungen oder radioaktiver Strahlung. Selbst ein Raketenstart und höchste Geschwindigkeiten mit Drehzahlen von 500.000 min-1 können ihnen nichts anhaben.
Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Jahr 1942, als Schweinfurt und ihre großen und kriegswichtigen Kugellagerhersteller zunehmend ins Visier alliierter Bomber gerieten. Als Auslagerung in das vermeintlich sichere Würzburg gründeten die beiden Brüder Eugen und Hugo Reinfurt einen kleinen Betrieb nahe dem Bahnhof. Noch bis 2008 befand sich die Firmenzentrale in der Würzburger Gneisenaustraße. Erst nach einer Firmenübernahme wurde er nach Rimpar verlegt. Doch bis heute steht die Abkürzung GRW für „Gebrüder Reinfurt Würzburg“.
In Rimpar gibt es das Unternehmen jedoch schon seit 1958, als die Brüder am südlichen Ortseingang im Tal der Pleichach Werkhallen zur Fertigung errichteten. Wenige Jahre später entstand hier ein erster „Reinraum“, um unter möglichst staubfreien Bedingungen auch winzigkleine Kugellager herstellen zu können. 1996 kam ein weiteres Werk in Prachatice in Tschechien hinzu. Seit 2001 beziehungsweise 2013 gibt es zwei Vertriebsniederlassungen in den USA.
Öffentlich wenig bekannt ist die Produktpalette. Dabei dürften schon viele zumindest mittelbar mit Reinfurt-Kugellagern in Kontakt gekommen sein. Außer in der Luft- und Raumfahrt oder der Antriebstechnik ist die Firma auch in der Chirurgie mit sehr genauen Instrumenten zur Augen- und Gehirnoperationen tätig und vor allem in der Zahnmedizin. In den Bohrern kommen Miniaturkugellager zum Einsatz, die extrem hohen Anforderungen genügen müssen: Hohe Drehzahlen, außerordentliche Belastungen und extreme Spitzentemperaturen im Lager sind hier die Regel.