Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten hat sich die Kulturszene am Mittwoch im Ratssaal getroffen, um bei der Verleihung der städtischen Kulturmedaillen dabei zu sein. Im Juli wurde die 2021 wegen der Pandemie ausgefallene Zeremonie nachgeholt, dieses Mal erhielten drei Vereine die Kulturmedaillen für das laufende Jahr: Der Freundeskreis Kulturspeicher, der Blaue Eumel und Würzburg KUlturS.

"Jetzt sind wir mit der Verleihung wieder im normalen Rhythmus", betonte Kulturreferent Achim Könneke, der zusammen mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt mehr als hundert Gäste begrüßte und die Verleihungen vornahm. Die drei Vereine, die für ihr ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement die Medaillen erhielten, "prägen das Kulturleben seit Jahren und Jahrzehnten vorbildlich und langfristig mit Leidenschaft, hohem Engagement und professioneller Kompetenz", betonte Könneke.

Der Freundeskreis Kulturspeicher tut das seit fast 30 Jahren: Gegründet wurde er 1993 als "Forum Städtische Galerie" und trieb die Umwandlung des Getreidespeichers am Alten Hafen in ein Kunstmuseum auf vielen Ebenen voran. Knapp zehn Jahre später wurde daraus der Freundeskreis Kulturspeicher, der mit fast tausend Mitgliedern einer der größten Vereine der Stadt ist.
Luisa Heese ist seit zwei Jahren Leiterin des Kulturspeichers und hat das große Engagement des Freundeskreises in kurzer Zeit kennen und schätzen gelernt. Ihre Laudatio gelte nicht nur dem Verein, sondern vor allem dem Engagement der Menschen, die dahinter stehen: "Man kann nicht hoch genug schätzen, wie die Personen im Freundeskreis mit viel Zeit und Energie dafür sorgen, dass ihr Museum (…) in der internationalen Museenlandschaft seinen Platz findet." Tatkräftig und finanziell werden vom Freundeskreis nicht nur Veranstaltungen, sondern auch Ankäufe für die städtische Sammlung unterstützt: "Das ist von großer Wichtigkeit nicht nur für die heutige Gesellschaft, sondern auch für zukünftige Generationen", betonte Heese.
Neue Bestimmung gefunden
Um Musik und Schauspiel geht es beim "Blauen Eumel", einem alten Pritschenwagen, der vom THW ausrangiert und als mobile Bühne vor einigen Jahren eine neue Bestimmung gefunden hat. Die Idee stammt von der 2017 verstorbenen Pianisten Katja Bouscarrut, umgesetzt wurde und wird sie von einer ambitionierten Künstlerinnen- und Künstlertruppe um den Musiker Tobias Schirmer, den Schauspieler Boris Wagner, die Sopranistin Hiltrud Kuhlmann und die Geigen-Virtuosen Katharina Lobé und Jan Kuhlmann, der auch seine Erfahrung als Konzertmanager des Mozartfestes einbringt.

Die "Eumelnauten" tragen Musik und Theater in die Welt hinaus – sei es bei Hinterhofkonzerten unter freiem Himmel während der Corona-Lockdowns oder an anderen ungewohnten Orten in der Region, ganz Deutschland und darüber hinaus. "Die Gruppe stellt ihre Fähigkeiten der Allgemeinheit zur Verfügung. Sie macht Kunst auf höchstem Niveau für jeden zugänglich", heißt es in der Laudatio der Journalistin Katja Tschirwitz.
Die drei groß geschriebenen Buchstaben im Namen des "Würzburg KUlturS" stehen für Kunst, Kultur und Soziales. Der 2017 von Nuri Saglam, Baris Yüksel und Cüneyt Sezer – drei Menschen mit türkischen Wurzeln – gegründete Verein bewege sich "im Dreieck zwischen Bildung, Sozialem und Kultur", sagte Ingolf Stöcker, der stellvertretende Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur.

Das Ziel: Migrantinnen und Migranten sollen ihre Kultur in Deutschland auf Augenhöhe leben können. Der Verein "fördert den Austausch, stellt Versöhnung her und schüttet Gräben zu, die Menschen trennen", so Stöcker weiter. Das geschieht unter anderem mit der "Inklusiven Akademie", die bis 2024 von der Aktion Mensch finanziell gefördert wird und Theater- Malerei-, Bildhauerei- und Foto-Kurse an Mittel- und Förderschulen anbietet.